OUT NOW im #ConfareBlog: Wo sind die Nerd Frauen?!
Seit dem Aufstieg des Silicon Valeys ist allen klar: Die Zukunft der Unternehmen und Wirtschaft wird sich verändern – durch Digitalisierung und Innovation. Wer erfolgreich sein möchte, muss sich von der Masse abheben. Da kommen die typischen Eigenschaften von Nerds und Geeks gerade recht.
Seit einigen Jahren erlebt Nerdsein einen starken Imagewandel: Es ist modern, seine Spezialinteressen zu pflegen und sich mit IT-Themen zu befassen. Das verbessert das Image der Unternehmens-IT und zieht potenziellen Nachwuchs an.
Wer fühlt sich angesprochen?
Bei all dem Jubel über erfolgreiche Nerds, wie z.B. Facebook-Gründer Mark Zuckerberg, stellt sich die Frage: Wo sind die Nerd Frauen?!
Wirft man einen Blick auf die popkulturelle Geschichte des Nerds und damit auf die Art und Weise, wie Nerds, Geeks und Frauen in bekannten Serien wie The Big Bang Theory oder Filmen wie Revenge of the Nerds dargestellt werden, so zeigt sich die Problematik der Sozialfigur des Nerds …
Hier ein kleiner Einblick in die popkulturelle Geschichte der Nerd-Kultur.
Findet heraus, welchen Einfluss die Frauenrolle auf den geringen Frauenanteil im heutigen IT-Sektor hat!
Nerd als Role Model des digitalen Wandels
Der klassische Nerd – in Filmen und Serien der 1950er Jahre meist als die ängstlichere Streberfigur und Gegenspieler des Rebellen dargestellt. Wir kennen diese „Jocks“ als sozial erfolgreiche, durchtrainierte Sportlerfigur, die dem Nerd intellektuell unterlegen ist.
Seit der vom Silicon Valley ausgehenden technologischen Revolution ist der Nerd zur sozialen Figur des technischen Wandels geworden.
Ab Ende der 1980er Jahre hielt der Computer Einzug in die Privathaushalte. Die PCs konnten zwar noch nicht viel, waren aber sehr beliebt. Vor allem das erste einfache Videospiel „Pong“.
Es war klar: Mit IT lässt sich Geld verdienen. Die neue Zielgruppe für Videospiele waren junge Männer und Jungen. Für sie wurden Spiele in erster Linie als Spielzeug beworben und auch entwickelt. Es war die Geburtsstunde der Nerd-Kultur.
Vom Aussenseiter zum coolen Vorbild
Mit der Jahrtausendwende wird die kompromisslose Uncoolness der Nerds zum Aushängeschild beneidenswerter Individualität. Der ängstliche Streber, der ungeliebte und unbeholfene Aussenseiter erfährt plötzlich Macht und Erfolg allein durch kognitive Exzellenz. Durch technische Kompetenz und Innovationskraft wird er extrem erfolgreich. Mark Zuckerberg oder Elon Musk sind der lebende Beweis dafür.
Mittlerweile ist es Mainstream leidenschaftliche Spezialinteressen zu hegen. Die Selbstbezeichnung “Nerd” kann heute von allen verwendet werden, die sich intensiv für etwas interessieren, von Sport über Töpferei hin zu alten Computern.
Die Rolle der Frauen
Die Sache hat einen Haken: Wirft man einen Blick auf die popkulturelle Geschichte des Nerd-Phänomens, so fällt auf, dass Frauen in Serien und Filmen nicht viel mehr als eine Art Belohnung für diese darstellen. Ist der Nerd erfolgreich, wird die – dem Klischee nach – meist hübsche Blondine seine Freundin. Diese jungen Frauen sind in der Regel attraktiv und beliebt, aber nicht besonders intelligent.
Nerdsein bleibt eine Männerdomäne. Bei der Sozialfigur des Nerds wird die konservative weisse Männlichkeit favorisiert, die alle anderen Gruppen ausschliesst. Das zeigt die Problematik des Nerds als Role Model der Digitalisierung auf.
Programmieren war mal Frauensache! Die Geschichte der Computer und Informatik beginnt im Zweiten Weltkrieg. Zu diesem Zeitpunkt waren Frauen für den Beruf der Programmiererin besonders begehrt. Männer dienten dem Militär. Programmieren an sich hatte damals noch nicht den Ruf, den es heute hat. Dieser Job erinnerte viele nämlich an die moderne Version des Sekretärs. Die ersten elektronischen Computer wurden vor allem zu Kriegszwecken genutzt. Ein Beispiel ist der US-Computer „ENIAC“, der zur Berechnung von ballistischen Tabellen genutzt wurde. Dieser wurde von sechs Frauen programmiert.
Die Computerwissenschaft verbreitete sich und war bei jungen Frauen besonders beliebt. Frauen, wie Grace Hopper schufen Algorithmen, die die ersten Computer ermöglichten. Im Jahr 1983 waren 37 Prozent aller IT-Studierenden in den USA weiblich und ihr Anteil nahm stetig zu.
Auf einmal wendete sich das Blatt: Der Frauenanteil in der IT-Branche fing an kontinuierlich zu sinken. Forscher*innen erkennen einen Zusammenhang in der Entwicklung der Videospiele und dem Ausbau der neuen Zielgruppe. Ihr Marketing hatte einen grossen Einfluss auf diese Entwicklung in der IT-Branche. In der Werbung wurden Frauen vor allem als der störende Faktor dargestellt, der die Männer davon abhielt, ihre Games zu konsumieren. Ausserdem zeigen Studien mit IT-Student*innen aus den 1990er Jahren, dass Familien eher Söhnen einen Computer kauften als den Töchtern. Somit nahm die Geschichte ihren Lauf. Das Resultat: Heute haben wir einen sehr geringen Frauenanteil in der IT-Branche.
Nun liegt es an uns Frauen, aktiv female Nerds als Role Models für den Digitalen Wandel zu sein! Wo sind die Nerd Frauen?
Gender-Hinweis:
Zur besseren Lesbarkeit dieses Blogartikels verwenden wir das generische Maskulinum. Die in diesem Blogartikel verwendeten Personenbezeichnungen beziehen sich – sofern nicht anders kenntlich gemacht – auf alle Geschlechter.