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Confare #CIOAWARD Preisträger Markus Kasinger: Die Energiewende braucht IT

by Yara El-Sabagh

Exclusive im #ConfareBlog Confare #CIOAWARD Nominee Markus Kasinger: Die Energiewende braucht IT

IT hat ein enormes Potenzial diese Welt zu einem besseren Ort zu machen. Das ist ein wichtiges Credo für Confare. Austrian Power Grid CIO Markus Kasinger sieht das genauso. Seine Aufgabe ist es auf der einen Seite mit Cyber-Sicherheit einen Angriff auf das Stromnetz zu verhindern, kurz gesagt, den viel thematisierten Blackout zu verhindern, und gleichzeitig durch Innovation und Digitalisierung die Energiewende möglich zu machen. Mit fachlicher Expertise, Empathie und Fokus auf die Menschen gelingt ihm das, was ihn in den Augen der Jury für einen aussichtsreichen Kandidaten für den Confare #CIOAWARD und die Auszeichnung als #TopCIO des Jahres macht.

Im Gespräch mit Confare Gründer Michael Ghezzo erzählt Markus mehr über die modernen Anforderungen an den Energie-Sektor, sein Rollenverständnis und die Perspektive CO2 Neutralität.

Markus Kasinger und über 555 hochkarätige IT-Chefs sind bereits für das Confare #CIOSUMMIT angemeldet, den größten und wichtigsten IT-Management Treffpunkt Österreichs. Hier wird außerdem der Confare #CIOAWARD verliehen: Sichern Sie Ihr Ticket jetzt.

Was macht die Kern-Aufgaben der APG und die spezielle Positionierung innerhalb des Energie-Sektors aus?

Die APG ist der Betreiber des österreichischen Hochspannungsnetzes. Unsere Kern-Aufgabe ist es, zu jedem Zeitpunkt sicherzustellen, dass sich Stromerzeugung und Verbrauch im Einklang befinden. Bei einer signifikanten Abweichung droht das Netz zusammenzubrechen („Blackout“). Dieses Musik-Video beschreibt unsere Mission sehr gut:

Wie sehr ist die Energie-Branche vom Streben der Gesellschaft nach CO2-Neutralität und Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern betroffen? Welche Rolle spielt die IT dabei?

Eine kompakte Antwort zur Rolle der IT, gebe ich in diesem Videoclip: https://youtu.be/v-MYtqwxGLA

Etwas ausführlicher:

Unsere Branche erfährt gerade eine große Transformation: Dekarbonisierung – Digitalisierung – Dezentralisierung sind die großen Schlagworte. Im Ermöglichen dieser Transformation hin zu einem CO2-freien, dekarbonisierten Energiesystem nimmt die APG eine sehr zentrale Rolle ein.

Vor besondere Herausforderung stellen uns dabei die erneuerbaren Energien, weil diese im Vergleich zu großen Kraftwerken über keine rotierenden Massen verfügen und deshalb nur einen geringen „Dämpfungsfaktor“ aufweisen, wodurch das Netz weniger resilient und damit anfälliger wird. Zusätzlich ändern sich Sonneneinstrahlung und Wind oft sehr kurzfristig, was nicht nur präzise und häufige Prognosen und Simulationen durch die IT erfordert. Diese neue Volatilität erfordert auch kurzfristigere und häufigere Netzeingriffe als das früher notwendig war, was eine höhere Taktung und Informationstiefe im Datenaustausch der beteiligten, teils international vernetzten Systeme bedingt.

Eine weitere große Herausforderung ist, dass Erzeugung und Verbrauch örtlich oft stark getrennt sind, was leistungsstarke Netze und deren kontinuierlichen Ausbau erfordert, um die Energiewende zu ermöglichen. Dabei hilft die IT diese Netze bestmöglich auszulasten. Beispielsweise in Form von Sensorik zur Temperaturüberwachung (niedrige Temperaturen erlauben mehr Strom), zur Eis-Ansatz-Erkennung oder auch im Wartungsbereich per Drohnenflug zur bildbasierten Rosterkennung durch „künstliche Intelligenz“.

Neben dem Netzausbau wirkt die Informationstechnologie als Komplementärdisziplin zur Elektrotechnik. Wir wissen, dass es ohne den massiven Einsatz von IT nicht möglich wäre, unsere Mission zu erfüllen: Wir betreiben aktuell genauso viele Server, wie wir Mitarbeiter:innen haben. Wir setzen jedes Jahr rd. 90 IT-Projekte um, eine SAP S4 Umstellung ist dabei nicht einmal unser größtes Projekt.

Ganz im Sinne der digitalen Transformation stößt die APG durch Innovation in Geschäftsmodell-verändernde Bereiche vor. So arbeiten wir im Rahmen eines Joint Ventures gerade an der Implementierung einer internationalen Plattform zum sogenannten „Crowd Balancing“ mit. Hier entsteht eine Blockchain-basierte Lösung, mit der sich sogenannte Prosumer am Regelenergie-Markt beteiligen können. Die Partnerlandschaft umfasst nicht nur zahlreiche Energieunternehmen, sondern auch namhafte Fahrzeughersteller.

Gerade vor diesem Winter ist die APG in das Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit gerückt. Für die Beantwortung der Frage, ob und unter welchen Umständen Versorgungsengpässe zu erwarten sind, konnten wir unter intensiver Auslastung unseres High Performance Computing Clusters die Antworten liefern. Diesen Modellierungsservice stellen wir als Webapp kostenpflichtig auch Dritten zur Verfügung.

Ebenso haben wir vor diesem Winter in kürzester Zeit ein API und ein Website-Widget entwickelt, das über die Situation des österreichischen Stromnetzes informiert und auf der Website des BMK eingebunden ist. Ähnlich entstand das neue Produkt „Demand Side Response“ zur Absenkung von Lastspitzen durch Beteiligung der Industrie, als kurzfristig realisierter IT-Prozess.

Die APG und besonders auch die APG IT engagiert sich aber auch stark in Europa. Mit dem geflügelten Arbeitstitel „SpaceGrid“ errichtet die APG IT dabei ein Blackout-festes, Europa-weites Satellitennetzwerk, als Reservenetzwerk für alle anderen rund 40 Übertragungsnetzbetreiber. Als IT erreichen wir damit eine sehr unmittelbare Form der Wertschöpfung und generieren darüber hinaus eine weitere europaweite Steigerung der Reputation unseres Unternehmens.

EnergiewendeBei Deinem Antritt war es Dein Ziel die IT zu modernisieren und im Unternehmen neu auszurichten. Was waren dabei die wichtigsten Herausforderungen?

Als kritische Infrastruktur ist dem Thema Sicherheit zunächst alles unterzuordnen. Die zahlreichen technischen und organisatorischen Modernisierungen bedingten also zuallererst eine starke Cybersecurity. Die Entscheidung für den Aufbau eines hausinternen Security Operations Centers war angesichts des Bewerbermarkts trotzdem keine selbstverständliche. Mit viel persönlichem Einsatz ist es uns aber gelungen, dass unser SOC im Frühling 2021 das Bereitschaftsrad aufnehmen konnte. Dazu gehört, manchmal Kandidaten auch außerhalb der Interviewtermine persönlich von der Mission zu überzeugen.

Überzeugungsarbeit für das starke Personalwachstum (Anm.: Verdoppelung in vier Jahren) war aber auch beim Vorstand und unseren externen Stakeholdern nötig. Eine intensive Prüfung zweier unabhängiger, renommierter Personalberatungsunternehmen wirkte begünstigend. Das Wachstum diente aber nicht nur der Cybersecurity und Resilienz, es galt auch unsere Digitale Transformation zu ermöglichen und in neue Themenfelder wie Data Engineering und Data Science zu investieren. Der ständig steigenden Komplexität begegneten wir mit Einführung von Enterprise und System Architektur sowie Demand und Portfolio Management.

Zu guter Letzt galt es unsere internen Kunden mitzunehmen bei der Reise vom rein reaktiven Serviceerbringer („Asset“) hin zum Wertschöpfer und Enabler („Value“). Hier arbeiten wir mit einem stark Community-orientierten Ansatz mit viel Einbeziehung und Transparenz. Schließlich liegt in der einzigartigen Querschnittsfunktion der IT ein fruchtbarer Nährboden für Digitalisierung und Innovation.

Was war entscheidend für den Erfolg dieser weitreichenden Veränderungen?

Ohne ein entsprechendes Arbeitspensum, die Unterstützung des Vorstands und das stete Commitment des Teams wäre es nicht möglich gewesen, dieses hohe Change-Volumen in dieser kurzen Zeit umzusetzen. Ihnen gebührt mein größter Dank.

Wichtig für den Erfolg ist eine starke Vernetzung im Unternehmen sowie das stete Gespräch und Feedback, von Mitarbeiter:innen wie von Führungskräften. Auf dem Weg darfst du deine Leute nicht verlieren. Kommunikation, Information, Transparenz – viel hilft viel. So nehme ich mir die Zeit und erkläre jeder neuen Mitarbeiterin/jedem neuen Mitarbeiter die IT-Strategie, wo wir herkommen und hinwollen, unsere Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken.

Letzten Endes verstehen wir uns in der APG als ein Team geeint von einer Mission – es ist also immer ein gemeinsamer Erfolg.

Wie legst Du selbst Deine Rolle als CIO aus? Wie siehst Du die Perspektiven der CIO-Rolle?

Das von dir, Michael kürzlich vorgestellte Motto „CIO für eine bessere Welt“ gefällt mir sehr gut. Es beschreibt im Kern meine Motivation für diese Mission, die näher am Zeitgeist nicht sein könnte: Das Ermöglichen der Energiewende mit Informationstechnologie für ein CO2-neutrales Energiesystem. Sowie das Verhindern eines Cyberbedingten Blackouts durch eine starke Cybersecurity. Sicher winkt aus anderen Branchen vielleicht manchmal eine bessere Kompensation aber die Nachhaltigkeit dieser Aufgabe findet nicht nur die Generation-Z sehr identitätsstiftend (schmunzelt).

Als Führungskraft hast du viele Rollen: Veränderer, Vorbild, Entscheider, Mentor, Moderator, Berater und manchmal auch Experte. Auf ein Wort reduziert, sehe ich meine Rolle als Enabler. Mir geht es darum das Unternehmen und seine Mitarbeiter mit Informationstechnologie maximal wirksam zu machen. Dazu gehören ganz besonders auch die sog. „Business Technologists“, diese gilt es zu umarmen, fest zu umarmen und mit Governance, Architektur und Security einen Rahmen für deren Wirksamkeit zu geben.

Mit der stets steigenden Bedeutung der IT wird auch die Rolle gleichsam breiter und tiefer. Du musst Cybersecurity genauso verstehen wie DevOps, Methoden künstlicher Intelligenz oder kaufmännische Aspekte. Wie sonst könntest du die Essenz hinter dem Hype sehen, eine Richtung vorgeben und  jeder/m Mitarbeiter:in glaubhaft das Gefühl geben, das jeweilige Fachgebiet zu verstehen und ihr/ihm echte Wertschätzung entgegen bringen. Empathie x Technologie lautet meine Formel.

Was bedeutet der Confare #CIOAWARD für Dich persönlich?

Hier geht es um eine bedeutende Würdigung der >gemeinsamen< Leistungen der letzten knapp vier Jahre. Dazu zählt unter anderem (teils noch fortlaufend):

  • Aufbau eines hausinternen Security Operations Centers (trotz dem hier besonders schwierigen Bewerbermarkt): Dieses Team steht zwischen einem Cyberangreifer und einem Cyberbedingten Blackout in Österreich
  • Stärkung der Cybersecurity: Von NIS-Auditoren als führend in Österreich bezeichnet,
  • Verdoppelung des Personalstands zur Bewältigung der Digitalen Transformation der APG (trotz Bewerbermarkt), bei äußerst geringer Fluktuation (3,3% in 2022) und Auszeichnung zum Great-Place-to-Work, Steigerung der führungsspezifischen Umfragewerte um bis zu +50%
  • Errichtung des sog. „SpaceGrid“: eines Europa-weiten, Blackout-festen Sattelitennetzwerks für alle anderen rd. 40 Übertragungsnetzbetreiber Europas
  • Umsetzung teils disruptiver, Geschäftsmodellverändernder Digitalisierungs-Initiativen, allen voran unser Blockchain-basiertes „Crowd Balancing
  • Einsatz von Augmented und Virtual Reality Technologie
  • Errichtung eines Blackout-festen High-Performance-Computing-Clusters um vor dem letzten Winter durch Simulationsmodelle die drängende Frage der Gesellschaft zu beantworten: Wird es sich ausgehen?
  • Wandlung zum Data Driven Utility durch Aufbau von Data Science und AI
  • Modernisierung: Cloud-Öffnung, Digital Workplace, Low-Code/No-Code, etc.
  • Einführung von Enterprise Architektur, Demand- und Portfolio-Management
  • Erneuerung des IT-Controllings („Instrumentenflug“)
  • Schaffung des „Govern – Engage – Transform“-Teams („GET IT done.“)
  • Vorleben von DEI: Das GET-Team steht unter weiblicher Führung mit aktuell nur einem männlichen Team-Mitglied: Female Leadership self accelerates.
  • Fokusierung auf Kundenzufriedenheit: Steigerung von 6,83 auf 8/10
  • Transformierung der IT vom reaktiven Service-Erbringer hin zum wertgenerierenden Enabler

Gleichsam ist es eine potenzielle Auszeichnung für alle IT- und Digitalisierungs-Spitzensportler der APG, die oft unter viel Druck und hohem persönlichem Einsatz, von Cyberkrise bis Data Science, ein Blackout verhindern und die Dekarbonisierung des Energiesystems ermöglichen.

Die Einreichung für diesen Award ist auch Teil meines persönlichen Wirkens für die APG und dient dazu, unsere Mission noch bekannter zu machen, um die besten Köpfe anzuziehen, damit wir alle eines Tages gemeinsam stolz auf ein CO2-neutrales und weiterhin zuverlässiges Energiesystem in Österreich blicken können.

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