Data Driven Business:
Wir reden ja seit einigen Jahren immer wieder davon, dass das Herrschaftswissen der IT abnimmt und immer mehr Anwender mit deutlich mehr Kompetenz mitsprechen. Dieser Trend ist sichtbar, stetig, aber vielleicht doch langsamer als vor ein paar Jahren angenommen. Die normative Kraft des IT-Faktischen ist stark, auch in Zeiten von Cloud-Anwendungen.”
Thomas Ramge
Wirtschaftsjournalist und Buchautor
1. Daten-Initiativen sind Business-Initiativen – Nichts geht ohne den Anwender
Susanne Zach
EY
In den meisten Anwendungsfällen gilt es, Businessherausforderungen zu lösen, womit das Business der interne Kunde ist. Seine Beteiligung ist also zentral, wenn es um die Erarbeitung einer nachhaltigen Lösung und Realisierung des Datenmehrwerts geht. Die Herausforderung besteht darin, eine gesunde Balance zwischen beiden Welten zu finden und diese möglichst effizient gemeinsam an einem Ziel arbeiten zu lassen.”
Der Anwender muss sogar mitgestalten. Orientierung an den Bedürfnissen des Kunden ist das A und O der Datenanalyse. Dafür braucht es durchgehende Prozesse von Business und IT. Die IT kann dabei nicht nur die Rolle eines einfachen internen Dienstleisters spielen. Sie muss als strategischer Partner und Enabler agieren. Daten lassen sich zwar in alle Richtungen analysieren. Wirklich wertvolle Ergebnisse werden aber nur dann dabei herausschauen, wenn man die richtige Frage stellt und diese wird man nur in enger Kooperation mit dem Endanwender finden.”
Günther Tschabuschnig
ZAMG/DIO
Ingrid Kriegl
Sphinx IT Consulting
Der Fachbereich ist in dem Thema DER Treiber – dort sitzen die Leute, die die Fragen stellen können. Fordern Sie ihre Kollegen in der IT ruhig ein bisschen mehr. Geben Sie sich nicht mit “es geht nicht” zufrieden, sondern fragen Sie nach, wie es doch gehen könnte. IT-Leute lieben schwierige Aufgaben und sind sehr lösungsorientiert. Leider haben sie oft schon mit dem Tagesgeschäft mehr als genug zu tun und finden nicht die Zeit, sich fehlendes Know-how anzueignen. Experten von außen können helfen, Ideen und Erfahrungen einzubringen und ein modernes Analytics-System rasch auf Schiene zu bringen. Und denken Sie dabei nach vorne! Die Vergangenheit zu analysieren hat seinen Wert, aber der ist limitiert. Was wir wirklich aus den Daten lernen sollten ist, warum Phänomene auftreten. Und vor allem, was wir tun können, um sie für die Zukunft vorauszusagen, zu nutzen oder zu verhindern.”
2. Die Digitale Welt bringt ganz neue Rollenbilder im Unternehmen hervor
Für mich ist es absolut sichtbar, dass viele Organisationen es leider noch nicht geschafft haben die klassischen Denkschemas und alteingesessenen Organisationsstrukturen in modernen Arbeitsweisen im Datenumfeld einzubetten. Somit fehlen zwischen IT und Business oft eindeutige Rollen von Data Owner (Wer besitzt organisatorisch die Daten XY und hält für die richtige Interpretation seine Hand ins Feuer?), Data Steward (Wer pflegt die Daten richtig ein bzw. sorgt für die Qualitätssicherung, wenn diese Aufgabe primär automatisiert durch IT-Systeme gemacht wird?), Data Architect / Engineer (Wer harmonisiert die Daten und stellt die technische Verbindungen in den Produktionssystemen her?). Hierbei wird auch sofort beinhart sichtbar, welche Organisationen sich tatsächlich sinnvoll mit Daten beschäftigen und wer das Thema nur, sagen wir mal, aus Kosmetikgründen stiefmütterlich behandelt!“
Alin Kalam
Lufthansa Group / Austrian Airlines
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Dafür sind im ersten Schritt neue Rollen, wie der CDO (Chief Digital Officer) oder der DTO (Digital Transformation Officer) notwendig. Der CDO ist jedoch nur der erste seiner Art im neuen, digital gewandelten Unternehmen. Er ist weder nur IT oder nur Business, er erfüllt beide Rollen.
Er ist der Prototyp des neuen Mitarbeiters eines neuen digitalen Unternehmens und trachtet danach, sich zu vervielfältigen. Am Ende dieser Transformation sind alle Mitarbeiter digital-affin und können beide Rollen in Teilen erfüllen. Digital-Natives sind da zwar klar im Vorteil, aber es ist kein Muss. Jeder Mitarbeiter kann seine „Persönliche Digitale Transformation (PDT)“ starten und vorantreiben, hoffentlich mit der Unterstützung eines Digital Leaders.
Andere wichtige Rollen sind der zweite CDO (Chief Data Officer) und der CAO (Chief Analytics Officer). Diese Rollen können von Lead Data Architects/ Lead Data Engineers einerseits, andererseits von Lead Data Scientists gestellt werden.
Martin Dusek-Lippach
Wiener Linien
Ingrid Kriegl
Sphinx IT Consulting
Es ist nicht immer alles neu, was neu aussieht. Ich bin ja schon lange in der Branche und kann mich noch gut an den “Vorfahren” des CDO erinnern. Er – denn eine “sie” gab es recht selten – war Chef der Organisationsabteilung und neben der Rolle als Übersetzer zwischen Business und IT hatte er eine immens wichtige Rolle: er kannte die technologischen Möglichkeiten und konnte das Business zu innovativen Ideen inspirieren und – in die andere Richtung – konnte er die Ziele des Business in der IT Abteilung verständlich machen und die Lösungskompetenz der IT-Kollegen in die richtige Richtung kanalisieren. Die Organisationsabteilungen wurden jedoch schon vor vielen Jahren in fast allen Unternehmen eingespart. Jetzt kommt die Rolle im neuen Gewand des CDO wieder. Höchste Zeit, denn diese Rolle ist wichtiger denn je.
Confare Digital CIO ThinkTank:
Auf dem Weg zum Data Driven Business: Technologie, Infrastruktur, Organisation
28. Oktober 2020 | 13.30 – 15 Uhr JETZT ANMELDEN:
3. Die Trennung zwischen IT und Business verliert an Relevanz
Stefan Zierlinger
VERBUND
Es muss eine gemeinsame Definition der Wertschöpfung in den verschiedenen Gesellschaften geben (übergreifende Kernkompetenz Data Science). Die IT wird zukünftig eher im Bereich Data Engineering vertreten sein. Das Business wird hingegen im analytischen Part (noch) stärker werden. Der Anwender soll so viel wie möglich selbst mitgestalten, die Grenzen zwischen IT und Business müssen in diesem Bereich verschwimmen.
Moderne digitale Unternehmen des 21. Jahrhunderts sehen keinen Unterschied zwischen IT und Business mehr. Self-service ist überall. Ein Mitarbeiter mit Eigeninitiative und digitaler Orientierung kreiert seine Arbeitsprozesse täglich neu und macht diese stetig effektiver. Auf Basis der Erfahrung aus vielen IT- bzw. digitalen Projekten lässt sich ableiten, dass der Approach des 20. Jhdts. endgültig passé ist. Die IT wartete auf die korrekte Anforderung des Business, Business wollte eigentlich zuerst verstehen, was eigentlich technisch möglich ist – und final bewegte sich an keinem Ende was. Dieser Loop muss durchbrochen werden.”
Martin Dusek-Lippach
Wiener Linien
Susanne Zach
EY
Aus diesem Grund haben viele der führenden datengetriebenen (Plattform) Unternehmen produktorientierte Organisationstrukturen geschaffen, in denen die klassische funktionale Trennung zwischen Business und IT nicht existent ist. Auch viele traditionale Unternehmen folgen diesem Beispiel und weichen ihre funktionalen Organisationsstrukturen auf und schaffen agile Produktteams, dessen „Product Owner“ für den Erfolg des digitalen Produkts verantwortlich ist.