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“Wer die Chance der Digitalisierung nutzen will, soll dafür Anreize bekommen und nicht bestraft werden” – Dr. Harald Mahrer im Interview

by Annecilla Sampt

Anlässlich seines Besuches auf dem 10. CIO & IT-Manager Summits haben wir Staatssekretär Dr. Harald Mahrer, Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft gefragt, wie weit die Digitalisierung bereits angekommen ist und was die Politik dazu beitragen kann.

Wie sehr sind der Staat und die Gesellschaft vom Digitalen Wandel betroffen?

Die Digitalisierung wird alle Bereiche und alle Branchen betreffen. Das ist eine Herausforderung und Chance für die Unternehmen, aber natürlich auch für den Staat. Nur wenn es uns gelingt, die Möglichkeiten der Digitalisierung zu nutzen, werden wir auch in Zukunft erfolgreich sein und nur dann werden für die Jobs die wegfallen auch neue Jobs entstehen. Zur Digitalisierung gehören zwei Komponenten, die wir in unserem Wertegerüst tragen: Das sind Freiheit und Eigenverantwortung. Es ist verfehlt, zu glauben, dass in diesen hochkomplexen Zeiten der Staat alles regeln kann. Wer die Chance der Digitalisierung nutzen will, soll dafür Anreize bekommen und nicht bestraft werden.  Der Staat soll Chancen geben, die Menschen sollen sie ergreifen können.

Wo sind die Handlungsfelder für die Politik? Sind Bildung, Verwaltung und Wirtschaft fit für die Digitalisierung?

Die Politik muss die Rahmenbedingungen schaffen, damit jeder Einzelne die Chance hat von der Digitalisierung zu profitieren. Bildung ist dafür der entscheidende Faktor. Wir müssen möglichst früh beginnen, bei Kindern Kreativität zu fördern und digitale Lernformen und Kompetenzen über alle Bildungsstufen einziehen. Der zweite Punkt ist die Infrastruktur, wo wir neue Prioritätensetzungen brauchen. Ehrlicherweise ist die Breitbandmilliarde bis 2020 bestenfalls Mittelmaß, wir rutschen in der OSZE ins hintere Viertel ab. Denn ohne Infrastruktur, ohne schnellem und flächendeckendem Internet, kann man alle anderen Anwendungen vergessen. Wir müssen also, wie wir es bei 3G waren, auch beim neuen mobilen Datenstandard 5G wieder Pilotland werden, denn das zieht wiederum viele internationale Firmen nach Österreich. Daher hat sich die Bundesregierung das Ziel gesetzt, bis zum Sommer eine 5G-Strategie zu erarbeiten, um hier noch schneller in die Umsetzung zu kommen. Der dritte Punkt betrifft Wissenschaft und Forschung, aber nicht in Form breit verteilter Förderungen, sondern ambitioniert und gezielt in unseren Stärkefeldern. Aber auch die Unternehmen sind gefordert ihre Hausaufgaben zu machen. Der Wettbewerb wird härter, internationaler und innovationsgetriebener. „More of the same“ wird in Zukunft nicht reichen. Jedes Unternehmen muss seine Geschäftsmodelle an die Digitalisierung anpassen und rechtzeitig in die digitale Infrastruktur und vor allem Qualifikation der Mitarbeiter investieren. Laut aktuellen Umfragen rechnen 9 von 10 Unternehmen bei sich mit einem verstärkten Einsatz digitaler Technologien in den kommenden fünf Jahre, trotzdem planen rund 45 Prozent heuer keine IT-Projekte. Offenbar ist vielen Unternehmen die Dimension und Dynamik der Digitalisierung nicht bewusst, sonst wäre das Tempo der Umsetzung höher. Das gilt übrigens auch für Teile der Politik und der breiten Bevölkerung.

Welche Rolle spielt Unternehmertum und Entrepreneurship für Österreich?

Wir haben das Ziel, Österreich zum Gründerland Nummer eins in Europa zu machen, damit wir in die Gruppe der Innovationsführer vorstoßen können. Wir werden langfristig nur mit Kreativität und Innovation punkten und hier sind vor allem unsere unternehmerischen Persönlichkeiten gefordert, egal ob EPU, KMU, Start-Up oder Großkonzern. In wirtschaftlich fordernden Zeiten brauchen wir diese Zugpferde der Volkswirtschaft. Erfreulicherweise machen sich immer mehr Menschen in Österreich selbständig. 114 Unternehmen werden pro Tag in Österreich gegründet und die Erfolgsquote ist beeindruckend hoch, 8 von 10 Unternehmen existieren auch noch nach drei Jahren.

Wie kann die Politik Unternehmen dabei unterstützen in Zeiten des Wandels erfolgreich zu sein?

Der Fokus auf Digitalisierung muss oberste Priorität in unserem Handeln haben. Auf europäischer Ebene setzen wir uns für einheitliche Regelungen für einen digitalen Binnenmarkt ein und bringen das Thema Digitalisierung in jeder Arbeitsgruppe ein, wo wir vertreten sind. Und in Österreich:
Anstatt in Kreisverkehre sollten wir in Glasfaserleitungen und Breitbandnetze investieren und wir müssen die digitale Kompetenz von Unternehmen und Mitarbeitern stärken. Wir haben eine hochspezialisierte Fachkräfteausbildung in Österreich, die uns bislang auch sehr geholfen hat. Trotzdem ist das System zu starr, um künftig Beweglichkeit und Veränderung über die Grenzen einer Branche hinaus zu ermöglichen. Daher modernisieren wir sukzessive die bestehenden Lehrberufe und erweitern bestehende Berufsfelder. Außerdem starten wir mit der Wirtschaftskammer gerade ein neues Qualifizierungsprogramm „KMU-Digital“, um Mitarbeiter und Unternehmen digitalfit zu machen.


#BeCIO – 10 Jahre CIO AWARD wurde auf dem Confare CIO & IT-Manager Summit gefeiert. Mehr als 500 hochkarätige IT-Entscheider und Branchenprofis waren dabei, als Österreichs beste CIOs und IT-Manager mit dem CIO AWARD ausgezeichnet wurden. Das 11. CIO & IT-Manager Summit findet am 11./12.  April 2018 statt. Einreichungsunterlagen für den CIO AWARD stehen auf www.cioaward.at zur Verfügung.

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