OUT NOW im #ConfareBlog mit Georg Diedrich, CIO, KVWL:
Je zufriedener die Fachseite – desto weniger Schatten-IT
Dr. Georg Diedrich ist CIO der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen Lippe (KVWL). Beim Confare #CIOSUMMIT Frankfurt spricht er mit Confare Gründer Michael Ghezzo über die Rolle der IT im ChatGPT Zeitalter. Im Vorfeld der Veranstaltung haben wir mit ihm über das Rollenbild des CIO, Schatten IT und die Zusammenarbeit zwischen IT und Fachbereich gesprochen.
Beim Confare #CIOSUMMIT Frankfurt erleben Sie zahlreiche Vorträge erfolgreicher CIOs, es gibt ein Female IT-Mentoring und Sie treffen die IT-Entscheider aus Top-Unternehmen unterschiedlicher Branche. Sichern Sie also Ihre Teilnahme! Für IT-Verantwortliche ist die Teilnahme nicht mit Kosten verbunden.
IT spielt heute in alle Fachbereiche hinein. Wie weit geht dadurch die Verantwortung des CIO über den eigenen IT-Bereich hinaus?
Die IT bildet das gesamte Unternehmen in klein ab! Es gibt heutzutage kaum noch fachliche Bereiche, die gänzlich ohne IT-Unterstützung funktionieren. Der moderne CIO ist aufgefordert, sich mit der Fachlichkeit zu beschäftigen, um die Anforderungen zielgerichtet umzusetzen und sich – in gewissem Masse – darin auszukennen.
Der Erfolg der Fachseite hängt entscheidend von der IT ab. Die Fähigkeiten des CIO zahlen direkt auf den Unternehmenserfolg ein – sowohl positiv, als auch negativ.
Ein guter CIO kann ein Unternehmen in seinem Erfolg stützen, ein schlechter CIO wird ein Unternehmen definitiv schaden.
IT-Know-how ist heute viel weiter verbreitet als früher. Eigenmächtigkeiten von Fachabteilungen führen zur berüchtigten Schatten-IT. Wie sollte man als CIO in Zeiten von citizen developers, low- und no-code und Cloud mit diesem Thema umgehen?
Gelassen! Schatten-IT entsteht aus einem Mangel an Fähigkeiten und Ressourcen in der zentralen IT. Je zufriedener die Fachseite – desto weniger Schatten-IT.
Die Aufgabe des CIO liegt darin, sich für die benötigten Ressourcen einzusetzen, die Mängel in der IT zu beseitigen und der Fachseite die Vorteile und Möglichkeiten einer zentral gesteuerten IT aufzuzeigen. Ein reines Entgegenwirken gegen eine Schatten-IT ist wenig erfolgsversprechend.
Anders verhält es sich beim Thema Cloud-Computing. Die Mechanismen sind hier gänzlich andere. Die IT-Sicherheit und der Datenschutz stehen an erster Stelle. Die einfache und schnelle Verfügbarkeit muss hier zwingend hinten anstehen. Gesundheitsdaten, Patente, Firmengeheimnisse sind nur Beispiele dafür, wie sensibel mit den Daten umgegangen werden muss. Wenn die Dimensionen und möglichen Auswirkungen der Fachseite offen und transparent erklärt werden, wird es aber auch hier zu keinem Konflikt kommen.
Wie sieht eine zeitgemäße Positionierung des CIO und der internen IT heute aus? Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit den Fachabteilungen?
Der moderne CIO vereint Managementfähigkeiten, IT-Wissen und die Fähigkeit, komplexe Zusammenhänge adressatengerecht zu vermitteln. Diese Fähigkeiten muss er sowohl nach innen als auch nach außen verkörpern und die Menschen dabei gewinnen.
Der moderne CIO ist Teil der „sprechenden IT“!
Was bedeutet Führung in einer agilen Organisation?
Führung in einer agilen Organisation bedeutet loslassen, sich zurücknehmen und vertrauen! Man muss für neue Ideen offen sein, sich ständig selbst hinterfragen und Scheitern zulassen. In einer agilen Organisation ist jede:r Mitarbeiter:in bemüht, sich nach seiner Leistungsfähigkeit und seinem individuellen Vermögen einzubringen.
Mitarbeiter:innen in agilen Organisationen sind Teil einer Gruppe, bestehend aus gleich gestellten Kollegen:innen. Dabei ist es etwas anderes, wenn man sich zurücknehmen kann,
wenn der/die Vorgesetzte kurz erscheint und einen Arbeitsauftrag zu vergeben hat, oder wenn eine Aufgabe von einem Team gemeinsam gelöst werden muss.
Agile Organisationen sind äußerst effizient.
Wie bekommt man die steigenden Anforderungen in Bezug auf Resilienz und Cybersecurity mit Agilität und Flexibilität der Digitalen Wirtschaft in Einklang?
Die Anforderungen an Mitarbeiter:innen der IT steigen stetig. Neben den fortwährenden technischen Neuerungen prägen die Wünsche der Mitarbeiter:innen nach selbstbestimmtem Handeln und einer gesunden Work-Life-Balance den Markt. Unternehmen sind gefordert, entsprechende Arbeitsbedingungen zu schaffen.
Heutzutage steht nicht mehr (nur) die erstmalige Gewinnung von Mitarbeiter:innen im Vordergrund, sondern die Bindung bestehender Mitarbeiter:innen.
In Zeiten von Personalknappheit und Inflation heißt es Prioritäten setzen. Wie findet man als CIO heraus, wo bei all den upcoming technologies, Hypes und Handlungsfeldern die lohnenden und wichtigsten Aktivitäten liegen?
Oberste Prämisse für einen CIO ist es, nicht jedem Trend zu folgen. Trends, neue Arbeitswelten und Handlungsfelder werden von sehr wenigen Unternehmen auf der Welt geprägt. Solange ich nicht CIO bei Microsoft, google, Amazon oder Apple bin, reicht es vollkommen aus – frei nach Porter – first follower zu sein.
Entscheidend für ein Unternehmen ist es, in seinem Kern-Markt Marktführer zu sein bzw. diese Position anzustreben. Die Aufgabe der IT ist es, die Fachlichkeit dabei zu unterstützen und zu befähigen.
IT hat keinen Selbstzweck!
Was kann man als CIO dafür tun, die IT als Arbeitgeber attraktiv zu machen?
Der CIO hat drei zentrale Aufgaben: 1. Der CIO gibt die strategische Ausrichtung vor! 2. Der CIO sorgt für die entsprechende Ressourcenausstattung! 3. Der CIO kümmert und interessiert sich um die Menschen in seinem Bereich!
Wenn der CIO das schafft, sind Mitarbeiter:innen zufrieden und fühlen sich dem Unternehmen verpflichtet.
ChatGPT, KI und Automatisierung zeigen, dass die Digitale Disruption noch nicht vorbei ist. Welche Rolle spielt dabei noch der Faktor Mensch?
Die IT hat in den letzten Jahrzehnten zu einem ungeahnten Wachstum und Wohlfahrtsschub beigetragen. KI ist ein Teil davon und wird schrittweise in unseren Alltag Einzug erhalten. Vergleichbar mit dem schrittweisen Einzug von Unterstützungssystemen in PKWs, wird uns KI entlasten und zu einem höheren Lebensstandard beitragen.
Die Arbeitswelt der Menschen wird sich wandeln – der Faktor Mensch bleibt aber entscheidend.