fbpx

Ulf Hallmann, CIO, Landbell Group: Auf zu neuen Ufern: So meistern wir den Balance-Akt New Work

by Yara El-Sabagh

Exklusiv im #ConfareBlog mit Ulf Hallmann, CIO, Landbell Group:
Auf zu neuen Ufern: So meistern wir den Balance-Akt New Work

Als CIO der Landbell Group setzt Ulf Hallmann den Fokus auf das Gestalten einer Organisation, die den Anforderungen der neuen Arbeitswelt gerecht wird. Im Interview erklärt Ulf, was der CIO dazu beitragen kann, welche Rolle KI dabei spielt und was es braucht um Agilität und Stabilität im Einklang zu haben.

CIOs und IT-Manager machen die Welt zu einem besseren Ort. Sie leben neue Führungsprinzipien vor, schaffen die Voraussetzungen für Nachhaltigkeit und Umweltschutz oder helfen gesellschaftlichen Herausforderungen mit Digitalisierung und Technologie erfolgreich zu begegnen. Sie verändern Unternehmen oder sogar ganze Branchen, helfen Menschen, die in Not sind und leben gesellschaftliche Verantwortung vor. Bei der Confare #ImpactChallenge gibt es dafür Auszeichnungen! Sie können zahlreiche inspirierende IT-Leader beim täglichen Online-Voting mit Ihrer Stimme aktiv unterstützen. Die Gewinner werden beim Confare #CIOSUMMIT Frankfurt gekürt. Hier erleben Sie spannenden Austausch auf Augenhöhe mit namhaften IT-Visionären aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Sind Sie dabei? Die Confare IT-Community freut sich auf Sie! Melden Sie sich jetzt hier an.

meisternIT spielt heute in alle Fachbereiche hinein. Wie weit geht dadurch die Verantwortung des CIO über den eigenen IT-Bereich hinaus?

IT agiert in den seltensten Fällen allein zum Selbstzweck: Ohne Kunden, Anwender, Prozesse und Geschäftsmodelle wäre sie wertlos. Vor diesem Hintergrund ging der Verantwortungsbereich des CIO schon immer über den eigenen Verantwortungsbereich hinaus. Mit zunehmender Digitalisierung steigt die Abhängigkeit der Unternehmen von technischen Systemen. Unterstellt man die Verantwortung des CIO für die meisten dieser Systeme, so ergeben sich inzwischen Überschneidungen in alle denkbaren Unternehmensbereiche.

Parallel dazu führt die Digitalisierung in vormals weniger technik-affinen Fachbereichen dort zu mehr und mehr technischen Erfahrungen oder Ambitionen. Dieser noch breitere und intensivere Einsatz von IT fordert den CIO umso stärker als Brückenbauer, Koordinator und Kommunikator. Die meisten CIOs haben diese Entwicklung aufgrund der stetig steigenden Anforderungen schon länger vor Augen.

Entscheidend ist für mich allerdings, dass die Digitalisierung völlig neue Anforderungen an die Unternehmensführung als solche stellt: Erfolgreiches Führen ist heute stark damit verbunden, in welchem Maße die Unternehmensführung die Idee einer umfassenderen Rolle der IT mitträgt, deren Implementierung im Unternehmen fördert und die Mitarbeiter entsprechend motiviert. Wenn Fachbereiche nur auf sich schauen, nur im notwendigen Maß kooperieren und wenig ganzheitlich agieren, wird das Unternehmen mittelfristig im Wettbewerb abfallen. Erfolg kommt mit Empathie.

IT-Know-how ist heute viel weiter verbreitet als früher. Eigenmächtigkeiten von Fachabteilungen führen zur berüchtigten Schatten-IT. Wie sollte man als CIO in Zeiten von citizen developers, low- und no-code und Cloud mit diesem Thema umgehen?

Mit allseitiger Aufgeschlossenheit, Transparenz und Training. Es ist wichtig, dass die Fachbereiche zentral bereitgestellte Systemstrukturen, sowie Leistungsfähigkeit und Möglichkeiten technischer Teams, kennen und verstehen. Ein permanenter Austausch über Chancen und Risiken ist dazu auf allen Ebenen essenziell. Bietet sich die Einführung dezentraler technischer Komponenten in den Fachbereichen an, so erfolgt das im Idealfall basierend auf einer transparenten, womöglich gemeinsam getroffenen, Entscheidung.

Bei aller Verantwortung für Technologie und Digitalisierung müssen CIOs den Fachbereichen Raum für Eigeninitiative lassen. Dazu gehört für mich auch, „mal loszulassen“ und „Hilfe zur Selbsthilfe“ zu geben, sowie offen zu sein für wertvollen Input von Anwenderseite. Häufig entsteht daraus die Chance, gegenseitig von Praxissicht und Expertise zu profitieren. Vertrauen und Dialog können der „Schatten-IT“ ihren „Schrecken“ nehmen.

Wie sieht eine zeitgemäße Positionierung des CIO und der internen IT heute aus? Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit den Fachabteilungen?

Strukturell ist der CIO idealerweise in direkter Linie zur Geschäftsführung positioniert. Nur so sind Nähe zur unternehmerischen Vision sowie Neutralität bei der Abwägung unterschiedlichster Anforderungen am besten gewährleistet. In der Tat ist es diese Neutralität, welche Dialog und Zusammenarbeit mit den Fachabteilungen fördert. Zuhören, ganzheitliche Betrachtungen sowie sachorientierte Entscheidungen sind wichtige Katalysatoren der Kooperation.

Was bedeutet Führung in einer agilen Organisation?

Agilität bedeutet für mich Elastik und Bewegung. Bewegung bedeutet Veränderung: Zeitlich, örtlich oder inhaltlich. Führen einer agilen Organisation erfordert, diesen Aspekten Raum zu geben und evtl. die Vision entsprechend anzupassen, ohne jedoch maßgebliche strategische Ziele aus den Augen zu verlieren. Somit werden Lern- und Veränderungsbereitschaft, kurzfristiges Handeln bei langfristigem Denken sowie eine gesunde Fehlerkultur immer wichtiger.

Wie bekommt man die steigenden Anforderungen in Bezug auf Resilienz und Cybersecurity mit Agilität und Flexibilität der Digitalen Wirtschaft in Einklang?

Flexibilität und Agilität müssen mit dem Erhalt der menschlichen Leistungsfähigkeit, dem nachhaltigen Unternehmenserfolg, und Sicherheitsaspekten in Einklang stehen. Für diesen Balance-Akt braucht es eine nachhaltige technische, strukturelle und organisatorische Basis, auf welcher die agile Wertschöpfung stattfindet, und in welche permanent neue Aspekte einfließen.

Ein besonderes Augenmerk gilt hier der Prozess-Sicherheit in Entwicklung und Produktion, einer modernen technischen Basis sowie, allem voran, motivierten, geschulten und sicherheitsbewussten Teams. Wir sollten nicht außer Acht lassen, dass Agilität und Flexibilität aus Mitarbeitersicht auch als zusätzliche Belastung wahrgenommen werden können: So gilt es, mit neuen Anforderungen bezüglich Erreichbarkeit oder weniger beständigen – weil den Veränderungen folgenden – Prozessen einen Umgang zu finden. Neben der rein technischen Resilienz braucht es eine gute Unternehmenskultur und gelebte Regeln, damit wir Menschen unsere immer schneller und besser werdenden Lösungen nachhaltig tragen und weiterentwickeln können.

In Zeiten von Personalknappheit und Inflation heißt es Prioritäten setzen. Wie findet man als CIO heraus, wo bei all den upcoming technologies, Hypes und Handlungsfeldern die lohnenden und wichtigsten Aktivitäten liegen?

Es ist schwierig, Trends zu beurteilen, deren Wertbeitrag man nicht kennt. Ich bin ein Freund davon, Neuigkeiten gern auszuprobieren – anstatt etwa Trends blind nachzulaufen. Allen Engpässen zum Trotz finden sich immer wieder ambitionierte Talente, welche sich mit Neugier und Unternehmergeist neuen Themen widmen. Selbstverständlich ist die Nutzung von Netzwerken und Expertenwissen fundamentale Ergänzung dieser Forschungsaktivitäten. Als Rudersportler frage ich gern: „Will it make the boat go faster?“. Priorität gilt also genau den Schritten, die uns messbar und nachhaltig nach vorn bringen.

Was kann man als CIO dafür tun, die IT als Arbeitgeber attraktiv zu machen?

Als ich kürzlich im Rahmen eines Willkommensevents für neue Mitarbeiter fragte, wie wir als Unternehmen, bzw. ich als Führungskraft, unser Personal am besten unterstützen könnten, lautete die spontane Antwort: „Durch Inspiration“. Natürlich spielen die klassischen Rahmenbedingungen eine wesentliche Rolle bezüglich der Attraktivität eines Arbeitgebers. Talente jedoch, die mit Leidenschaft und Unternehmergeist nach neuen Ufern streben, ja uns diese sogar aufzeigen, wünschen sich Raum für Kreativität und Innovation, Entwicklungschancen und eine tragende Rolle im Gesamtkontext. Talente zu gewinnen, bedeutet nicht nur, sie einzustellen. Talente wollen für ihre Beiträge geschätzt werden und stolz auf Ihre Arbeit sein. Schenkt man Vertrauen, so gewinnt man Talent. Gewinnt man Talent, so gewinnt man gemeinsam.

ChatGPT, KI und Automatisierung zeigen, dass die Digitale Disruption noch nicht vorbei ist. Welche Rolle spielt dabei noch der Faktor Mensch?

Die Weiterentwicklung von sowohl technischen Möglichkeiten als auch von uns Menschen wird hoffentlich niemals vorbei sein. Organische Intelligenz wird neben der Künstlichen Intelligenz immer ihren Platz haben. Aus meiner Sicht ist technischer Fortschritt kein Grund, unseren menschlichen Kopf in den Sand zu stecken. Im Gegenteil: Wir sollten stolz auf das sein, was wir geleistet haben. Dabei gilt es auch, Verantwortung für von uns geleistete Fortschritte zu übernehmen.

Es ist unabdingbar, dass wir uns auf den Wandel der Arbeitswelt einlassen. Hohe Flexibilität und auch Lernbereitschaft sind also gefragt. Für viele Menschen wird der technische Wandel mehr eine Chance denn ein Risiko darstellen. Entlastet von Routineaufgaben sind wir frei für das, was uns menschlich macht: Für Intuition, Inspiration und Innovation. Entfalten wir unsere menschlichen Möglichkeiten: Auf, zu neuen Ufern!

Für Sie ausgewählt

Leave a Comment