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Holt Frauen auf die Bühne – Anna Cathrin Tenbrinck, Siemens, über IT-Karriere als Frau

by Yara El-Sabagh

Exklusive im #ConfareBlog:  Anna Cathrin Tenbrinck, Siemens, über IT-Karriere als Frau

Mit dem Confare Female IT-Mentoring unterstützen wir im Rahmen der Confare #CIOSUMMITs in WienFrankfurt und Zürich Frauen auf dem Karriereweg in der Unternehmens-IT. Als Mentorin oder Mentee bewerben kann man sich jetzt.

Im Vorfeld des größten und wichtigsten IT-Management Treffpunkts in Österreich, dem Confare #CIOSUMMIT haben wir erfolgreiche Frauen gefragt, welche Tipps sie für Karriere in der IT haben. Eine Frau als „CIO des Jahres“? Wir freuen uns über einige Nominierungen für weibliche Top-Entscheider. Wer dabei sein will, wenn die besten IT-Manager des Jahres ausgezeichnet werden kann als IT-Manager kostenfrei am feierlichen CIOAWARD Networking Dinner teilnehmen.

Anna Cathrin Tenbrinck ist IT Project Managerin bei Siemens Smart Infrastructure und hat sich als IT Sustainability Ambassador auch das Empowerment von Frauen auf die Fahne geschrieben, die so wie sie Karriere im IT-Umfeld anstreben. Persönlich kann man Anna Cathrin im Rahmen des Confare Female IT-Mentoring beim www.ciosummit.at kennenlernen. Im Interview teilt sie Ihre Erfahrungen und rät Unternehmen Frauen auf die Bühne zu holen – ein Plädoyer für Networking, Mentoring und Sichtbarkeit!

Andere Blogs zum Thema Frauen in der IT finden Sie hier.

Warum ist es eine gute Idee, als Frau eine Karriere in der IT anzustreben?

Informationstechnologie ist ein besonders spannendes Feld, weil man hier ständig mit neuen Entwicklungen und Innovationen konfrontiert ist. Das heißt man muss sich immer wieder rein denken und kann dabei Neues entdecken. Das macht Spaß und ist abwechslungsreich. IT bietet beliebige Abstraktionslevel und ist in allen Bereichen vertreten, so dass für jede Frau der richtige Arbeitsplatz dabei ist. Von der globalen Strategieentwicklung ganzer Unternehmen bis runter zur absolut technischen Ebene von einzelnen Bits und Bytes in z.B. Microcontrollern.
Zusätzlich gibt es IT mit beliebig vielen Geschmacksrichtung durch das breite Spektrum an Anwendungsmöglichkeiten, sei es im Gesundheitswesen, in der Automobilindustrie oder in der öffentlichen Verwaltung.

Männer und Frauen nutzen gleichermaßen moderne Technologien und IT, jedoch werden diese aktuell leider größtenteils von Männern entwickelt und vorangebracht. Dabei ist es wichtig, dass bei der Entwicklung von Technik auch weibliche Aspekte berücksichtigt werden und Frauen mitgestalten.
Darüber hinaus werden in der IT-Branche Spitzengehälter gezahlt und diese sollten auch in Frauen- (Hand-) Taschen fließen. Ungleiche Einkommensverhältnisse manifestieren ansonsten Ungleichgewicht bei der Rollenverteilung und damit Geschlechterungerechtigkeit.

Was würden Sie Recruitern und HR-Abteilungen empfehlen, um Frauen für IT-Berufe besser zu erreichen?

Wenn wir uns fragen, was ein Recruiter besser machen kann, dann sind wir schon viel zu spät dran. Ich würde noch viel früher ansetzen. Anstatt mehr Anreize von außen zu schaffen, müssen wir dafür sorgen, dass die intrinsische Motivation für Technik und IT bei Frauen und insbesondere Mädchen schon früh gefördert und gestärkt wird. Denn bereits in der Schule fängt es an, dass Mädchen sich immer weniger vorstellen können, später in einem technischen Beruf zu arbeiten und an ihren eigenen technischen Fähigkeiten zweifeln und ihr Potenzial in Frage stellen.
Es muss mehr dedizierte Initiativen geben (wie etwa eine Hackerschool, eine Roboter-Werkstatt, App-Entwicklung in der Schule…), um das Interesse bei jungen Mädchen zu wecken und um mit Erfolgserlebnissen und Errungenschaften das Selbstvertrauen aufzubauen. Dieses wird für ein komplexes und herausforderndes Umfeld wie die IT und den Tech-Bereich im Allgemeinen dringend benötigt.

Was sind konkrete Gründe, dass Frauen im Bereich IT-Leadership so unterrepräsentiert sind?

Auf Leadership-Ebene ist das Konfliktpotenzial sehr viel höher und es wird viel Mikropolitik betrieben. Meiner persönlichen Erfahrung nach streben Frauen keine Machtkämpfe an, sondern wollen ihre Energie in Mehrwert-generierende Initiativen und Aufgaben fließen lassen. Es muss ein Kulturwandel stattfinden, damit Führungsetagen von Unternehmen für Frauen attraktiver werden.

Zusätzlich kommt hinzu, dass wir Menschen uns als soziale Wesen zugehörig fühlen wollen. Wenn es in den Führungsetagen jedoch keine Frauen gibt (oder keine mit denen wir uns identifizieren können), dann haben wir unterbewusst den Eindruck, dass wir dort auch nicht sein wollen oder schlimmer noch nicht hingehören.

Gibt es Hemmnisse, mit denen Sie selbst konfrontiert waren?

Meine Familie und meine Kinder sind mir sehr wichtig, daher sind für mich zum Beispiel flexibles Arbeiten, unterschiedliche Teilzeitmodelle und Jobsharing attraktive Optionen. Das wird leider immer noch nicht überall geboten.
Ich war in der Vergangenheit leider auch persönlich schon mit Diskriminierung und Nötigung im Arbeitsumfeld konfrontiert. Wenn ich als eine der wenigen Frauen in einem Männer-dominierten Umfeld auftrete, dann wird sowas häufig übergangen und klein geredet. Das macht es jedoch nicht weniger schlimm und insbesondere belastend. Hier kann ich jeder Frau nur raten sich jemandem anzuvertrauen. Niemand muss Dinge über sich ergehen lassen oder ertragen, was sie nicht möchte.

Welche Maßnahmen für Geschlechtergerechtigkeit in den Unternehmen haben sich bewährt?

Ich persönlich halte den Zusammenschluss in Netzwerken für essenziell. Wenn Unternehmen den Frauen Plattformen und Möglichkeiten bieten sich auszutauschen, dann ist bereits eine Menge getan. Auch sollten Mentoring und Coaching Angebote zur Verfügung stehen. Als Community Managerin für das „Women in IT“-Netzwerk betreue ich eine solche Plattform. Mit einem zusätzlichen Leadership Programm bieten wir ambitionierten Frauen aus der Community gezielte Möglichkeiten sich weiterzuentwickeln und sichtbar zu werden. Denn Frauen müssen sichtbar sein, um wahrgenommen zu werden.

Und apropos Sichtbarkeit – wir glauben, was wir sehen. Unternehmen sollten Frauen in verantwortungvollen Positionen promoten und auf die Bühne holen. Es braucht viel mehr Rollenvorbilder, damit Frauen sich auch zugehörig fühlen.

Umgekehrt müssen Personalverantwortliche regelmäßig geschult werden, um ihre eigenen Vorurteile zu reflektieren und zu hinterfragen. Nur so kann unbewusste Voreingenommenheit aufgelöst werden.

frauWelchen Nutzen bieten Networking und Mentoring konkret?

Ich habe kürzlich eine Umfrage mit den Teilnehmerinnen meines Leadership Programms gemacht, welcher Aspekt ihnen am meisten weiterhilft. Durch die Bank weg wurde Networking genannt. Sich auszutauschen, mit anderen in Kontakt kommen und die eigene Bubble zu verlassen ist in jeder Lebenslage eine gute Idee. Im Austausch mit Gleichgesinnten erfahren wir Rückhalt und Unterstützung. Wenn wir hören, dass andere mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert sind oder waren, dann ermutigt uns das den eigenen Weg trotz mancher Hürden selbstbewusst weiter zu gehen. Wenn wir uns anhören wie andere mit gewissen Situationen umgegangen sind, dann liefert das Inspiration für einen selbst. Die eigenen Gedanken, Erlebnisse, Erfolge oder auch Befürchtungen zu teilen ist eine große Bereicherung.

In der Diskussion können auch völlig neue Perspektiven entstehen. Sei es weil man den Job einer Kollegin plötzlich mit anderen Augen sieht oder weil man Einblicke bekommt, welche einem sonst verborgen bleiben.

Mir persönlich liefert der Zusammenschluss mit Gleichgesinnten enorme Energie. Ich fühle mich gestärkt.

Mentoring ist eher spezifischer: eine Vertrauensperson die einem mit konkreten Anliegen gezielt unterstützt. Mir hilft oft der Perspektivwechsel den Mentoring-Gespräche mit sich bringen. Auch hat man in einer Mentorin oder einem Mentor immer ein offenes Ohr. Jemanden, um eigenes Vorgehen zu reflektieren oder bevorstehende Situationen vorzubereiten. An meiner aktuellen Mentorin beispielsweise gefällt mir besonders ihr Gespür für meine Schwachpunkte und wie sie mich damit immer wieder triggert meine Komfortzone zu verlassen und damit über mich hinaus zu wachsen. Mentoring ist jedoch keine Einbahnstraße. Im Idealfall ist es ein Austausch auf Augenhöhe von dem beide Partner profitieren.

Was würden Sie Frauen mit auf den Weg geben, die eine IT-Leadership Karriere vorhaben?

Auf jeden Fall starke Nerven mitzubringen. Sie sollten mit Widerständen rechnen und daher vorbereitet sein und sich nicht von ihrem Weg abbringen lassen.

Selbstreflektion ist wichtig, Selbstzweifel dagegen sind unangebracht.

Ich rate den Frauen immer mutig ihren individuellen Weg gehen und auf keinen Fall eigene Werte aufzugeben.

Sie sollten gut vernetzt sein, denn wer an der Spitze erfolgreich sein möchte, braucht Sparringspartner. Sie sollten sich geeignete Mentorinnen oder Mentoren suchen und sich regelmäßig zu wirklich allem austauschen.

Ansonsten lohnt es sich bei der Karriereplanung den ganzheitlichen Blick beizubehalten und sich nicht ausschließlich auf die berufliche Karriere zu fokussieren. Nur wenn wir mit uns selbst im Gleichgewicht sind, können wir im Beruf über uns hinauswachsen und auch herausfordernde Zeiten problemlos überstehen. Insbesondere rate ich dazu von Anfang an andere Frauen mitzuziehen. Nur so schaffen wir den Wandel zur Geschlechtergerechtigkeit.

Was kann jeder Einzelne beitragen, um Vorurteilen und antiquierten Rollenbildern entgegenzuwirken?

Als Mutter ist es mir sehr wichtig von Anfang an darauf zu achten, dass Rollenbilder gar nicht erst entstehen und auch nicht transportiert werden, etwa über Bücher oder digitale Medien. So sollte z.B. immer darauf geachtet werden, dass gewisse Berufsgruppen nicht mit einem dedizierten Geschlecht assoziiert werden. Außerdem achte ich bei meinen Kindern darauf vielfältiges Interesse zu wecken und zu vermitteln. Für jeden ist alles möglich, wenn man es denn nur unbedingt will.

Gender-Hinweis:
Zur besseren Lesbarkeit dieses Blogartikels verwenden wir das generische Maskulinum. Die in diesem Blogartikel verwendeten Personenbezeichnungen beziehen sich – sofern nicht anders kenntlich gemacht – auf alle Geschlechter.

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