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In der Digitalen Wildnis überleben – Wie relevant sind Sie für Ihr digitales Business-Ökosystem?

by Oliver Faerber

In seinem neuen Buch bietet Helmut Steigele einen Survival Guide für die Digitale Wildnis. Wie in einer herausfordernden Umwelt sieht Helmut die Zusammenarbeit und den Aufbau von Ökosystemen als wichtigsten Erfolgsfaktor.

Helmut Steigele über die Digitale WildnisDu schreibst über das Überleben in der digitalen Wildnis – Kannst Du uns diese Wildnis kurz beschreiben?

Die Idee kam mir, als ich die Definition der Wörter „Ökosystem“ und „Geschäftsumfeld“ miteinander verglichen habe. In beiden Bereichen gibt’s die Faktoren Umwelt, Energiepotentiale für die darin befindlichen Akteure, Informationsbeschaffung, Informationsaustausch, energiebezogene Austauschbeziehungen (fressen, gefressen werden), Aufgaben die es zu bewältigen gilt um zu überleben, um zu wachsen (Replikation und Aufzucht der nächsten Generation) und Absicherung des eigenen Habitats im Lebensumfeld.

Wenn man sich dann die Verhaltensmuster der „Early Mover“ und Disruptoren der letzten 4 Jahre ansieht und deren Vermarktungs- und Vertriebskonzepte ansieht, so merkt man, dass diese schon längst in Erwerbsregionen, Business Ecosystems und Austauschbeziehungen denken, ganz gezielt Anleihen aus Konzepten wie der wirtschaftlichen Resilienz, der nutzenoptimierten Vermarktung (Red, Blue und  Black-Ocean Ansätze) und neu erscheinender Unternehmenskonzepte wie dem Amoeba Management (Kyocera), Lean Startup (Amazon, Dropbox, Alibaba) und mehr bedienen.  Interessant ist, dass die Wirtschaftswissenschaft das Konzept der wirtschaftlichen Ökosysteme schon seit dem Jahr 1996 und später kennt, sich bisher aber innerhalb der digitalen oder IT-lastigen Szene kein Mensch darum gekümmert hat. Ergo wurde es Zeit hier mal konstruktiv querzudenken, bevor sich andere mit diesem alten Hut als Innovatoren inszenieren.

Welche Gefahren und Bedrohungen gibt es in dieser Digitalen Wildnis? Und welche Chancen?

Die Gefahr, dass die Anbieter von Produkten und Dienstleistungen nicht erkennen, wer und was im Erfahrungsumfeld (Ökosystem) des heutigen und künftigen Kunden entscheidungsrelevant ist. Wie schnell diese relevanten Faktoren sich ändern können, und wo hin die künftigen „digitalen Kommunikations- und Austauschkanäle“ in welcher Form gebaut und betrieben werden sollten, um eine nachhaltige Einbindung und Beziehung zum Zielkunden zu garantieren. Im digitalen Wettbewerb, in dem die Kunden am längeren Informationshebel sitzen, sind Faktoren wie fortlaufende als wertvoll empfundene Konsum- und Austauscherlebnisse, erwirtschaftetes Vertrauenskapital und die künftige „Berechenbarkeit“ als Partner (nicht als Lieferant), wichtiger denn je. Wer sich aber um das, was die Kunden bewegt, wie sie kommunizieren, entscheiden, Informationen einholen, wo sie sich äussern einfach nicht kümmert, wird letztendlich einfach weggeputzt.

Wer aber sich um diese Themen, wie Vertrauenskapital, fortlaufende Werterlebnisse, digital gestütztes und erfasstes Werterlebnis (auf Basis dessen was man Value-Co-Creation nennen kann) und das gesamte Erfahrungsumfeld des Kunden kümmert, wird’s leichter haben.

Was ist das Neue an digitalen business Ökosystemen?

Mehrere Faktoren sind neu, erstens die Form des Informationsaustauschs (die erfolgt über digitale Technologieträger und nach Regeln der zum Teil kontextfreien und damit verkürzten Kommunikation). Zweitens wechseln die Bedürfnisse bei den Endabnehmern oft schneller als man Klick sagen kann, drittens sind die Konsumenten nun am längeren Hebel, weil sie durch Erfahrungsaustausch ausserhalb dessen, was Anbieter an Information anliefern, eine viel breitere Informationsbasis haben als früher. Das führt oft dazu, dass es zu einem „schleichenden“ Abwandern zu anderen Anbietern kommt, ohne dass der erste Anbieter etwas von der Abwanderung bemerkt. Es bleibt aber eines anzumerken. Je näher man am Individualkunden als Anbieter ist, desto höher das Risiko, je näher man als Anbieter von Investitionsgütern, internen Dienstleistungen und langfristig wirkenden Unternehmens-Dienstleistungen desto weniger spürt man diese Volatilität des digitalen Sturmes an der Endkundenfront.

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Wie kann man als Führungskraft in dieser Digitalen Wildnis agieren? Was macht den Erfolg aus?

Den künftigen Kunden und sein „Erfahrungsumfeld“ bewusst einbeziehen (egal, wer der Kunde auch sein mag). Nicht das Platzieren des Produktes oder Dienstleistung steht im Zentrum des Erfolges, sondern die Frage, wie und mit welchen „Brücken“ zum Kunden entlang der gesamten Kundenbeziehung (Stichwort Customer Journey), gestalte ich eine nachhaltige Beziehung bei der sich ein Kunde immer wieder bewusst wird, wie wertvoll diese eine Beziehung ist und wie zum Teil wertlos ein spontaner Kauf andernorts sein kann.

Was erwartet die Leser Deines neuen Buches?

Eine Erklärung, warum die Sichtweise der Wildnis für den Leser nutzbringend ist, wie Wildnis und digital getriebene Märkte ticken und wie diese Erkenntnisse zum Eigenen Nutzen eingesetzt werden können. Weiters eine Einordnung neuer Buzzwords und Fachtermini wie VUCA-Umfeld, Business-Ecosystems, Platform Economy, Wertstromdenke, Value-Co-Creation, Lean Startup, Adaptive Cycle, Ecosystems Resilience etc. Eine Beschreibung wie man wie mit Hilfe der Ecosystems-Analyse zu Innovation und disruptiven Neuansätzen kommt und wie man sich mit komplementären Akteuren, potentiellen Kunden und weiteren ein nachhaltigeres Business Ecosystem aufbaut, indem es vielleicht weniger Konkurrenz aber mehr Innovation und weniger Energieverlust gibt.

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