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Innovation und Handwerk – So digital geht es auf der Baustelle zu

by Annecilla Sampt

Mit dem Confare IDEAward werden Unternehmen und Projekte ausgezeichnet, in denen auf kluge und innovative Weise die Chancen der Digitalisierung wahrgenommen werden. Gerade jetzt befasst sich die Jury damit, die besten der zahlreichen Einreichungen auszuwählen und zu beurteilen. Das Projekt Scaffey befasst sich mit dem Digitalen Wandel auf der Baustelle. Konkret geht es um den Gerüstbau und darum, in Kooperation mit Startups und Technologieexperten für mehr Sicherheit und bessere Qualität zu sorgen. Jeanette Spanier ist Gerüstbau-Meisterin und Unternehmerin und erzählt im Blog was dahintersteckt. Wer die Gewinner des IDEAward 2018 sind, erfahren Sie auf dem 2. Confare BeCIO Summit am 18.10 in Frankfurt.

Wieviel Digitalisierung gibt es auf den Baustellen derzeit? Wo sehen Sie die 3 wichtigsten Handlungsfelder?

Digitalisierung ist in aller Munde. Doch was ist überhaupt Digitalisierung im Handwerk? Einige Handwerker und Baufirmen beginnen mit der Digitalisierung, aber es ist noch nicht ausreichend in den Köpfen angekommen. Das Problem ist, dass die Bedeutung der Digitalisierung für viele Firmen nicht klar ist. Dass es hier nämlich gezielt um Prozessoptimierung geht und nicht, dass Handwerk weg zu rationalisieren.

Handlungsfelder:

1. Bessere Aufklärung der Handwerker

2. Mehr Kooperation von Firmen mit Startups, die aus der Handwerker Szene kommen

3. Zu viele Produkte auf dem Markt, Überforderung der Unternehmen

Was war der Hintergrund für das Projekt Scaffeye?

In erster Linie geht es bei Scaffeye um sichere Gerüste und um die digitale Prüfung von Gerüsten für den Gerüstnutzer. Jeder Gerüstnutzer hat vor Inbetriebnahme des Gerüstes zu prüfen, ob dies überhaupt für sein Gewerk gestellt worden ist, ob das Gerüst augenscheinlich unbeschädigt ist u.v.m. Dies sind sich viele Gerüstnutzer überhaupt nicht bewusst. Hier setzt Scaffeye an. Mit Scaffeye kann nun jeder Gerüstnutzer rechtssichere Prüfungen und die digitale Verwaltung und Kommunikation über die Gerüste führen.

Nutzt der Gerüstersteller auch Scaffeye gibt es die sogenannte BIM Schnittstelle für Handwerker. Der Gerüstersteller kann sein geplantes Gerüst als beispielsweise 3D Gerüstkonstruktion über die Plattform Scaffeye teilen. Das heißt im Vorfeld kann jeder Projektbeteilitgte die geplante Gerüstkonstruktion einsehen. So können evtl. Kollisionspunkte oder Änderungen am Modell besprochen werden.

Dies spart auf beiden Seiten Zeit und gibt die Planungssicherheit. Wir möchten mit Scaffeye die Gerüste sicherer machen!

Welche Anforderungen gibt es konkret an den Bau und die Sicherheit von Gerüsten im Bauwesen?

Jeder Gerüstersteller benötigt ausgebildetes Personal um Gerüste zu montieren. Vor Montage eines Gerüstes ist ein Stand- und Tragsicherheitsnachweis zu führen, Erstellung eines Verankerungsprotokolls, Montageanweisung an die Mitarbeiter, Gefährdungsbeurteilung, Freigabe des Gerüstes durch Kennzeichnung am Gerüst, sowie die Übermittlung von Nutzerhinweisen. Jeder Gerüstnutzer benötigt ebenso fachlich geeignete Mitarbeiter um Gerüste zu kontrollieren und dies zu dokumentieren. Er ist vom Gesetzgeber für diese Prüfungen verpflichtet und muss diese im Falle eines Unfalls nachweisen. Liegen diese Dokumente nicht vor, hat er seine Pflichten verletzt und es kann zu Strafen oder sogar im schlimmsten Fall je nach Schwere des Unfalls, zum Verlust seiner Existenz führen.

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Was waren die konkreten Ziele des Projektes? War waren die entscheidenden Erfolgsfaktoren?

Ziel ist es, die Gerüste sicherer zu machen und die Kommunikationswege unter den Handwerkern und Gerüsterstellern zu verbessern und zu beschleunigen. Mit Scaffeye möchten wir die Unfälle und tödlichen Unfälle auf oder von Gerüsten reduzieren / verhindern. Wir kommen ab 05.10.2018 auf den Markt und haben bereits große Nachfragen und werden auch in der Ausarbeitung der DIN SPEC von der BG Bau und DGUV unterstützt. Bis Ende des Jahres haben wir für die Prüfung und Dokumentation von Gerüsten die DIN SPEC ins Leben gerufen.

Wo sehen Sie die nächsten Schritte? Was dürfen sich die Nutzer in Zukunft erwarten?

Meine Vision ist, den Gerüstbau in den nächsten Jahren in vielen Bereichen zu digitalisieren. Die Grundidee ist aufgrund meiner Ausbildung als Gerüstbaumeisterin, jahrelanger Berufserfahrung an einem schönen sonnigen Radweg an der Mosel entstanden. Da die Moselregion noch sehr viele Radwege hat, kann sich jeder sicher sein, dass noch sehr viel von Scaffeye zu hören sein wird. Nach Release wird direkt die Übersetzung in Angriff genommen in die Sprachen Englisch, Französisch. Ebenso kann der Gerüstersteller die erste cloudbasierte Lösung im ersten Halbjahr 2019 erwarten im Bereich Faktura.

Mit der Uni Trier wird noch in diesem Jahr ein spannendes Projekt gestartet werden. Ich selbst habe einige Test bereits auf einem Hackathon in Koblenz entworfen. Gerüstteile zu digitalisieren ist für mich die nächste große Herausforderung.

Was bedeutet der Confare IDEAward für Sie? Warum ist es wichtig digitale Innovationen vor den Vorhang zu holen?

Für mich ist der IDEAward so wichtig, weil ich zeigen möchte, wie innovativ Handwerk sein kann. Das es eben nicht darum geht, dass Handwerk zu digitalisieren, sondern die damit verbunden Prozesse. Natürlich möchte ich auch den Gerüstbau in ein anderes Licht rücken. Weg von dem Klischee „dumm, stark, wasserdicht“! Gerüstbau ist soviel mehr. Ich würde mich sehr über eine Auszeichnung freuen, denn das würde meine Arbeit bestätigen. Auch gerade als Frau im Handwerk und das noch in einer männergeführten Welt. Es wird Zeit, das Blatt zu wenden. Es wäre wirklich eine Anerkennung für die gesamte Gerüstbaubranche! Ich selbst möchte was verändern, und freue mich umso mehr, wenn meine Gedanken und Wege bestätigt werden. Denn nur durch Bekanntmachung und Unterstützung kann ich meine Ziele erreichen.

Wir als Handwerk müssen uns jetzt auf den Weg machen und attraktiver werden. Und dabei den ganz entscheidenden Punkt nicht vergessen SERVICE! Die Industrie lebt es uns vor und die Handwerker dürfen die Chance die es heute hat, nicht verpassen.

Am 18. Oktober treffen sich in Frankfurt auf dem 2. Confare Be CIO SUMMIT Führungskräfte aus der IT. Unter dem Motto „Ecosystems.Create.Future.“ geht es um Digitalisierung, Innovation und Collaboration. Hier treffen Sie u.a. Porsche CDO Manfred Immitzer und unsere Digitale Heldinnen. Die Anmeldung für IT-Manager ist nicht mit Kosten verbunden. Sichern Sie gleich Ihre Teilnahme.

 

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