OUT NOW im #ConfareBlog mit Stephan Taborsky, IT-Budgets – EY: Investitionsstaus rächen sich in Zeiten steigender Preise: Jetzt ist kein guter Zeitpunkt an der IT zu sparen
Veränderung bleibt unser ständiger Begleiter – Krisen, Kundenwünsche, Technologien verändern die Art und Weise, wie unsere Unternehmen funktionieren. CIOs, CDOs und die IT-Management Führungsebene haben dabei die Hebel in der Hand und gestalten federführend mit, bei allen wichtigen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Fragen unserer Zeit.
Es wird Zeit, den Stand der Digitalen Transformation nicht mehr an Absichten, Visionen und Vorhaben zu messen! Die Zeit ist reif fürs Entscheiden, Schaffen und Handeln!
Fortschritt braucht Kreativität und Impact. Aus Create + ACT wird CreACTe: Das Motto der Confare #CIOSUMMIT Events 2023 in Wien, Zürich und Frankfurt.
Stephan Taborsky ist Partner bei EY mit Fokus auf Technology Transformation. Als Mitglied der Jury des Confare #CIOAWARD in Österreich ist er an der Auswahl der IT-Manager des Jahres beteiligt. Im Zuge der Diskussionen rund um Inflation, Preiserhöhungen und Wirtschaftskrise wollten wir von Stephan wissen, was für den CIO die wichtigsten Herausforderungen sind. Denn in schwierigen Zeiten wird sehr oft der Ruf nach Einsparungen in der IT laut. Das wäre der falsche Reflex, meint Stephan im Interview.
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Supply Chain unter Druck, Inflation, steigende Energiepreise – wie schwierig wird das kommende Jahr für CIOs?
Die Herausforderungen für die CIOs sind mannigfaltig, jedoch gibt es keinen Grund zur Panik! Viele der bereits bekannten Themen werden sich noch weiter zuspitzen. Insbesonders der Jobmarkt steht weiter unter Druck. Hier wird es extrem wichtig bleiben, in Employer Branding und Recruiting zu investieren und insbesonders das Thema „Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter halten“ gewinnt immer mehr an Bedeutung. Auch der Trend, dass die Themenfelder Information Security und Business Continuity Management zunehmend der Aufmerksamkeit der CIOs bedürfen werden, bleibt aufrecht. Was angesichts der volkswirtschaftlichen Entwicklung hinzukommt: Angesichts steigender Preise wirkt sich ein Investitionsstau deutlich stärker negativ aus als in den letzten Jahren. Doch gerade Modernisierungsprojekte sind oft notwendig, um von einer verwaltenden in eine gestaltende Rolle zu kommen.
Wie werden sich die aktuellen Entwicklungen auf die IT-Budgets auswirken?
Die IT-Budgets werden weiter steigen und hier werden vor allem die Personalkosten den größten Anteil haben. Umso wichtiger ist dabei für die CIOs, den Wertbeitrag der IT für die Wertschöpfung des Unternehmens deutlich zu machen. IT-Kosten müssen als integraler Bestandteil für die Erbringung von Produkten und Services für die Kunden des Unternehmens gesehen werden. Idealerweise fließen die IT-Kosten in Form einer internen Leistungsverrechnung in die Stückkosten der Produkte und Services ein. Diese Form der Kostentransparenz und -wahrheit ist für klassische Geschäftsmodelle hilfreich im Sinne einer Versachlichung. Für digitale Geschäftsmodelle ist die volle Integration der IT-Kosten in die Wertschöpfungskette des Unternehmens essentiell, um das eigene Angebot laufend auf die Markttauglichkeit hin zu überprüfen.
Auf welche Maßnahmen sollten sich CIOs konzentrieren?
Für die CIOs sollte meiner Meinung nach insbesonders die Rolle für das Unternehmen im Fokus sein. Bin ich ein Cost Center oder ein Profit Center? Bin ich noch ein interner Dienstleister oder agiere ich mit meiner IT bereits als ein gleichberechtigter Businesspartner? Wie kann ich meine IT so ausrichten, dass diese die Wertschöpfung des Unternehmens in der Rolle „IT als Enabler“ am besten unterstützt? Neben diesen offensiven, strategischen Fragestellungen sind jedoch die defensiven Fragestellungen Information Security und Business Continuity Management von dominierender Bedeutung. Hier gilt es von einem reaktiven System hin zu einer resilienten Aufstellung zu gelangen, das heißt nicht nur auf Incidents zu reagieren, sondern diese durch Investitionen in die Robustheit der IT aktiv zu vermeiden bzw. abzuschwächen. Was jedenfalls mehr Fokus auf die eigene IT gibt, ist gezielte Auslagerung von IT-Produkten und IT-Services, welche nicht spezifisch für das eigenen Unternehmen und daher kein kritischer Wettbewerbsfaktor sind. Das macht Kapazitäten für die eigene Wertschöpfung frei und ermöglicht es dem CIO zunehmend gestalterisch tätig zu werden.
Welche Anforderungen ergeben sich an die Zusammenarbeit mit Herstellern und Dienstleistern?
Das Offensichtliche ist, dass alle IT-Hersteller und IT-Dienstleister ausnahmslos mit denselben Herausforderungen konfrontiert sind, wie die eigene IT. Das bedeutet auch diese sind mit steigenden Personal- und Sachkosten sowie der Herausforderung, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden und zu halten konfrontiert. Im IT-Vendor-Management hat man sich auch an hinsichtlich IT-Dienstleistung moderat steigende bzw. hinsichtlich IT-Infrastruktur sogar sinkende Preise gewöhnt. Daher werden Bewertungsmethoden zur Abwägung von Investitionsentscheidungen wie Net-Present-Value wieder an Bedeutung gewinnen. Das ist auch ein guter Moment die eigenen IT-Sourcing-Strategie immer wieder zu hinterfragen. Welche Leistungen kann und will ich intern erbringen? Welche Leistungen können und lassen sich durch Partner günstiger oder besser erbringen? Source ich besser ganze IT-Services oder nur Kapazitäten/Ressourcen? Entscheidend ist, dass diese Fragen je Produkt und Service zu beantwortet werden und nicht für die gesamte IT-Landschaft, da es hier innerhalb einer IT-Architektur erhebliche Unterschiede geben kann.
Fachkräftemangel und hohe Personalkosten – Was müssen IT-Verantwortliche jetzt tun, um auch in Zukunft handlungsfähig zu sein?
Wie bereits erwähnt, sind die Herausforderungen hinsichtlich Personal vielfältig. Employer Branding und Recruiting sind zwingend Investitionsfelder geworden, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu halten, steht an vorderster Stelle. Denn es geht dabei nicht nur um den Verlust von Wissen, welches bei einem Bewerbermarkt, der durch sehr viele Headhunter befeuert wird, droht. Jeder Mitarbeiter und jede Mitarbeiterin, den/die man verliert, vergrößert wiederum die Herausforderung im Recruiting. Die effektivsten Maßnahmen um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu halten, sind spannende Tätigkeiten, Perspektive und die Möglichkeit für flexibles Arbeiten. Wer sich in seinem Arbeitsumfeld wohl fühlt, gefördert wird und jene Flexibilität hat, die man braucht, ist weniger offen für Anfragen von Headhuntern und Recruitern. Und wenn das eigenen Recruiting noch nicht so läuft, wie man sich das wünschen würde, dann empfiehlt sich die Investition in Employer Branding und die Ausbildung von Lehrlingen.
Drohen die anstehende Modernisierung und die Digitale Transformation ins Stocken zu geraten?
Angesichts der steigenden Personal- und Sachkosten könnte man auf die Idee kommen, Investitionen zu strecken oder zu verschieben. Jedoch rächt sich ein Investitionsstau gerade in Zeiten steigender Preise. Insbesonders Modernisierung von in die Jahre gekommenen IT-Landschaften können eine wichtige Voraussetzung für zukünftige Kosteneinsparungen sein. Beispielsweise kann die Modernisierung eines monolithischen Kernsystems in Richtung einer modularen, lose gekoppelten Architektur erst ermöglichen, einzelne Module den Einsatz von SaaS- oder PaaS-Modellen zu bewerten. Wie so oft amortisieren sich solche Investitionen isoliert betrachtet selten, sie müssen eingebettet in eine Roadmap zur Gesamtentwicklung einer IT-Architektur gesehen werden. Und oft ergeben sich Chancen zum Einsatz von modernen Technologien und innovativen Ansätzen erst, wenn man die Architekturschulden der letzten Jahrzehnte abgebaut hat. Der beste Moment mit diesen Investitionen in die Zukunftsfähigkeit der eigenen IT zu starten, ist heute!