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Process und Product Owner als Vermittler zwischen Business und IT

by Annecilla Sampt

Bernd Hilgenberg bezeichnet sich selbst als CIO who is sharing his knowledge. Dazu nutzt er u.a. Social Networks wie LinkedIn und Instagram, aber auch die Website www.digitalanpassen.de

Die Themenbandbreite reicht von Digitalisierungs-Strategie, Changemanagement bis zu einer zeitgemäßen Positionierung der IT im Unternehmen. Wir haben Bernd im Vorfeld gefragt, welche IT-Strategie in Zukunft zählt, ob Trennung von Business und IT überhaupt noch Sinn ergibt und was aus seiner Sicht den Erfolg eines IT-Managers ausmacht.

In seinem Seminar “IT-Strategie entwicklen und umsetzen” teilt er seine Erfahrungen, warnt vor Problemen und Hindernissen. Er zeigt, wie man mit diesen umgehen kann und gibt sofort umsetzbare Praxistipps.

Zwischen Business und IT gibt es traditionelle Kluft – ergibt das im Digitalen Zeitalter noch Sinn?

Sinn macht es sicherlich heute keinen mehr. Um diese Frage allerdings im richtigen Kontext zu beantworten lohnt es sich, einen Blick in die Vergangenheit zu werfen. Die Ursachen für diese traditionelle Kluft liegen tief und die Kluft zwischen IT und Business ist immer noch nicht überwunden.

Sie besteht traditionell seit IT immer mehr in die Geschäftsprozesse eindringt. Zu Beginn der 80er Jahre, in der ersten Phase, gab es in den Systemen noch viele technische Restriktionen. Die Systeme waren technisch noch nicht ausgereift und das Business musste sich an der IT ausrichten, wenn die Vorteile der frühen IT-Systeme genutzt werden sollten. Das Business war der IT zu dieser Zeit ausgeliefert. Hinzu kam eine sehr durch Technik geprägte Sprache, die die Vertreter der IT stark vom Business abgrenzte. Die IT bestimmte in vielen Fällen qua technischer Restriktion wie das Business laufen sollte.

Als diese erste Phase überwunden war und die Systemlandschaften reifer geworden war, hatte sich durch die technologische Entwicklung ein Wust an Systemen angehäuft. Das war in den 90er Jahren. Diese Systeme waren technisch nicht oder nur schlecht miteinander verbunden waren. Es gab dadurch starke Reibungsverluste. Die zweite Phase war daher durch technologische Konsolidierungen geprägt. Das Business war damit wieder in der Situation, sich der IT ausgeliefert zu fühlen. Waren es früher technische Restriktionen, waren es nun dringend notwendige Konsolidierungen. Wieder standen technische Gründe im Vordergrund, um die Anforderungen des Business in einer neuen Systemlandschaft abzubilden.

In der dritten Phase nach der Jahrtausendwende wandelte sich das Bild, die IT wurde flexibler und die Methoden orientieren sich immer mehr an den Anforderungen des Business. Nun kam jedoch ein anderer Komplexitätstreiber hinzu. Die technologische Entwicklung ist in der IT immer schneller geworden. Es kommen in immer kürzeren Zyklen neue technologische Konzepte auf den Markt. Damit ist das Business wieder in der gleichen Situation wie in den ersten beiden Phasen.

Waren es vorher Restriktionen oder Konsolidierungen sind es heute Innovationen, die eine Distanz zwischen IT und Business schaffen. Hinzu kommt, dass durch Smartphones und Tablets im Business der Eindruck entstanden ist, alle Anforderungen des Business seien mit Apps zu lösen. Die Distanz zwischen Business und IT sorgt damit weiterhin für Reibungsverluste. Dies liegt in zwei Ursachen begründet. Auf der einen Seite steht immer noch die Tatsache, dass die IT in die Technik und in ihre eigene Begriffswelt verliebt ist. Auf der anderen Seite steht das Business, dass ich einerseits nicht auf die Technik ausreichend einlassen möchte anderseits eine unzulässige Simplifizierung propagiert.

Damit IT und Business besser zusammenarbeiten wird auf unabsehbare Zeit eine Vermittlerrolle zwischen beiden Welten notwendig sein. In der Vergangenheit waren dies die sog. Organisatoren heute sollte diese Rolle vom Process- oder Productowner auf der operativen Basis übernommen werden. Im Topmanagement muss diese Rolle vom CIO übernommen werden.

Wie sieht eine zeitgemäße IT-Strategie denn aus?

Die IT der Zukunft wird primär durch Services geprägt sein. Heute ist in vielen Unternehmen sowohl noch eine On Premises-Lösung als noch viel eigene Hardware im Einsatz. Eine zeitgemäße IT-Strategie sollte den veränderten Rahmenbedingungen in der IT Rechnung tragen. Hierzu gehört zum einen, dass die jetzigen On Premises-Lösungen verstärkt durch Cloudservices abgelöst werden. Dieser Wandel wird jedoch weder über Nacht noch auf einen Schlag möglich sein. Aus diesem Grunde muss die IT-Strategie Wege beinhalten, den Schritt in Richtung Zukunft über Zwischenstationen zu gehen, die für das jeweilige Unternehmen auch möglich sind. Es macht keinen Sinn unnötige Ausfallzeiten und damit die Verärgerung der Kunden zu provozieren, nur um state-of-the-art zu sein. IT ist kein Selbstzweck, sondern eine Unterstützungsfunktion des Business. Vor diesem Hintergrund sollte eine zeitgemäße IT-Strategie immer die Anforderungen des Business klar im Fokus haben.

Doch nicht nur die Verlagerung in Richtung Services sollte Teil einer zeigemäßen IT-Strategie sein. Auch die Arbeit der IT selbst muss auf den Prüfstand gestellt werden. Sind in der IT primär technische Themen die Treiber, die die Arbeit bestimmen? Falls ja, muss dies umgehend abgestellt werden. IT ist zukünftig einer der zentralen Wertschöpfungsfaktoren im Unternehmen. Als solcher muss die IT im Unternehmen auch positioniert werden. Die moderne IT denkt ganz klar primär in Kategorien des Business und nicht in denen der Technik.

Sollten in der IT noch keine agilen Methoden genutzt werden, muss es Teil der IT-Strategie sein, diese umgehend einzuführen. Hierzu gehört auch zu prüfen, ob aktuelle Techniken in der Entwicklung eingesetzt werden. Es hilft wenig, wenn zukünftig agil gearbeitet wird und die Entwicklung weiter in Cobol abläuft.

IT hat auch immer mit Menschen zu tun. Eine zeitgemäße IT-Strategie darf daher den Menschen nicht aus den Augen verlieren. Entwickler sind aktuell auf dem Markt sehr schwer zu finden. Aus diesem Grunde muss eine zukunftsfähige IT-Strategie dies immer berücksichtigen. Neben modernen Methoden sollte auch ein Umfeld geschaffen werden, dass für Entwickler attraktiv ist. Skalierung von Business geschieht heute zu großen Teilen über Software. Sollte nicht ausreichend Entwicklungskapazität im Unternehmen zur Verfügung stehen, stellt der Mangel an notwendigen Entwicklungskapazitäten ein Hemmnis da, welches sich direkt auf das unternehmerische Handeln auswirkt. Aus diesem Grunde sollte die Schaffung eines attraktiven Umfeldes für Entwickler im Top-Management verankert sein.

Welche Rolle spielt Veränderung für einen CIO?

Der CIO ist und war schon immer Veränderungen ausgesetzt. Sein gesamtes Berufsbild ist davon geprägt Veränderungen im Sinne seines Unternehmens zu prüfen und ggf. zu adaptieren. Der CIO der Zukunft darf hier nicht zu zögerlich sein. In der Vergangenheit sind die Veränderungsprozesse langsamer abgelaufen als heute. Dies hatte zur Folge, dass der CIO sich anbahnenden Veränderungen eine gewisse Zeit keine Beachtung schenken brauchte. Der Grund hierfür liegt darin, dass der CIO immer im Spannungsfeld zwischen Innovation und Tagesbetrieb gefangen ist. Funktioniert das Tagesgeschäft nicht, so bringt ihn das negative Feedback aus dem Unternehmen schnell unter Druck. Innovationen wirken jedoch erst mit einem gewissen Zeitverzug. Ein Einbruch oder eine Veränderung der Leistungsfähigkeit durch Innovation im Tagesgeschäft wirkt immer unmittelbar.

Dieses Spannungsfeld gilt es in Zukunft in immer kürzeren Abständen zu managen. Damit dieses Vorhaben gelingt, muss der CIO nicht nur alle für sein Unternehmen relevanten technischen Veränderungen ständig im Blick haben. Er muss auch die Implementierung dieser neuen Technologen umgehend ansteuern. Damit die Relevanz für das Business deutlich wird, ist eine der dringendsten Aufgaben der CIO das Business bzw. das Top-Management für diese Veränderungen zu begeistern. Der CIO muss es schaffen Unternehmensstrategie und Digitalisierung miteinander zu verknüpfen.

Wie wird sich die Rolle des CIO selbst in den nächsten 10 Jahren verändern?

Mit Blick auf die heutige Infrastruktur und Systemlandschaft, wird der CIO immer mehr zum Manager von Services werden. Die Zeiten, in der der CIO eine eigene große Mannschaft hat, die für ihn die eigene Infrastruktur betreut, werden sich schrittweise verändern. Virtuelle Teams zu managen und Services zu orchestrieren werden die wichtigen Aufgaben der CIO der Zukunft sein. Damit diese Rolle eingenommen werden kann, sollte der CIO sich bereits heute auf diese Veränderung vorbereiten.

Im Bereich der Softwareentwicklung wird der Anspruch an Geschwindigkeit weiter steigen. Die agile Entwicklung wird dabei immer stärker auf virtuelle Teams setzen. Durch den Mangel an verfügbaren festen Entwicklungsressourcen wird der CIO immer mehr auf die Kombination von Standardelementen setzen. Dies wird dazu führen, dass die Einsetzbarkeit von virtuellen Entwicklungsteam sich immer mehr durchsetzen wird. Englische Sprachkompetenz wird für den CIO und alle seine Entwickler zur Grundqualifikation gehören.

Was sind die wichtigsten Eigenschaften eines erfolgreichen CIO?

Die wichtigste Eigenschaft des CIO ist und bleibt seine Kommunikationsfähigkeit. Diese sollten gepaart sein mit strategischem Denken auf der Basis des Geschäftsmodells seines Unternehmens.

Der CIO ist in seiner Rolle Lieferant von Technologien und Prozessen. Seine Aufgabe ist es, das Business zu unterstützen. Aus diesem Grunde muss sich sein gesamtes Denken am Geschäftszweck des Unternehmens ausrichten. Durch die immer komplexer werdenden technischen Konstellationen ist es seine Aufgabe Trends frühzeitig zu erkennen und auf Relevanz für das eigene Business zu prüfen.

Hierzu muss er über ausreichende strategische Kompetenz verfügen, um diese Entwicklungen innerhalb des Top-Managements so zu präsentieren, dass diese Themen auch von der gesamten Führungsriege verstanden werden. Nichts ist schädlicher für ein Unternehmen, als einen CIO zu haben, der durch sein Handeln nichts zum Geschäftszweck beiträgt. Als reiner Lieferant von Infrastruktur hat der CIO weder eine Daseinsberechtigung noch eine Zukunft.

Die IT hat eine entscheidende Rolle dabei, wenn es darum geht die unternehmerischen, gesellschaftlichen und technischen Herausforderungen des nächsten Jahrzehnts erfolgreich zu bewältigen. Dementsprechend vielfältig sind die Anforderungen an den IT-Chef. Wir haben führende IT-Executives aus der Confare DACH IT-Community gefragt, welche Eigenschaften für den Erfolg als CIO in den kommenden 10 Jahren entscheidend sind.

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