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Von Mann zu Mann: Was bedeutet es wirklich ein Male Ally zu sein? Die 3 wichtigsten Tipps von FACC CIO Alexander Hochmeier

by Yara El-Sabagh

Von Mann zu Mann: Was bedeutet es wirklich ein Male Ally zu sein? Die 3 wichtigsten Tipps von FACC CIO Alexander Hochmeier

Er ist Confare #TopCIO des Jahres 2023 und hat gemeinsam mit seinem Team den Confare #ImpactAward geholt. Was Alexander Hochmeier, den CIO der FACC AG, auszeichnet, sind sein Fokus auf die Menschen und seine unbedingte Bereitschaft Wissen und Erfahrung zu teilen.

So ist er inzwischen nicht nur auf den Bühnen der Confare CIO-Events heimisch, sondern auch ein aktiver Unterstützer der Confare Female IT-Community und gefragter Speaker und Impulsgeber für die HR-Community.

Kein Wunder, sieht sich Alexander selbst auch als „Menschenmensch“ und insbesondere auch als Male Ally. Damit ist er wohl einer der Menschen im Confare CIO-Netzwerk, die das Motto der Confare #CIOSUMMITs 2024 aktiv vorleben. Es lautet: Human Xperience: Stand Out Of The Crowd!

Male Allyship bedeutet nicht, dass Frauen von der Unterstützung durch „mächtige Männer“ abhängig wären, sondern steht für Männer, die sich ihrer Privilegien bewusst sind, und aktiv dazu beitragen, dass Geschlechterungerechtigkeit vermieden wird. Im Bloginterview verrät Alexander mehr darüber, wie sich die gelebte Male Allyship auf seine Rolle als Führungskraft tagtäglich auswirkt.

Alexander und das Team der FACC trifft man persönlich auf dem wichtigsten IT-Management Treffpunkt Österreichs, dem Confare #CIOSUMMIT Wien, gemeinsam mit etwa 700 weiteren IT-Professionals aus dem DACH-Raum, über 100 Speakern und mehr als 70 innovativen Ausstellungs-Partnern.

Hier findet auch das Confare Female-IT Mentoring statt. Unter uns – ein CIO, der sich als wahrer Male Ally versteht, ermöglicht den Frauen in seiner IT-Abteilung hier aktiv die Teilnahme.

Confare_CIOSUMMIT_Wien_2025

Male AllyWas bedeutet es für Dich, ein “Male Ally” zu sein, und warum ist das für Dich persönlich wichtig?

Mehr Vielfalt ist ein Weg aus der Einfalt. Und dafür trete ich als Male Ally ein. Für mehr Diversität, Chancengleichberechtigung und Inklusion. Wir haben in der IT und Security noch immer das Thema, dass wir viel zu wenig bunt sind. Unter anderem ist der Frauenanteil noch immer viel zu gering. Das liegt nicht nur an uns in der IT selbst, sondern am Elternhaus, der Peer Group, den Bildungseinrichtungen etc. Tja, und dann haben wir eben den Arbeitskräftemangel. Der lässt sich nicht wegdiskutieren. Ich suche mein Heil aber nicht im Outsourcing und Offshoring und dergleichen, sondern ich möchte alles tun, um das Gesamtpotential unseres Arbeitsmarktes in seiner Vielfalt auszuschöpfen. Wir dürfen uns und unseren Wirtschaftsraum nicht aufgeben. Ein Aspekt hiervon ist es, mehr Frauen in die IT und Security zu bringen. Als Male Ally schaffe ich im Unternehmen den Rahmen dazu, indem ich zum Beispiel Quereinsteigertum von firmenfremden Personen und Umsteigertum von internen Kolleg*innen ermögliche. Leitsatz Nummer 1: Wir stellen das Wollen vor das Können! Auch die Aufwertung der Teilzeit spielt eine große Rolle, denn viele Frauen können nach wie vor keinen Vollzeitjob machen, weil es zB an Kinderbetreuungsplätzen fehlt, oder weil sie Care Arbeit machen usw. Aber die Aufwertung der Teilzeit ist nicht nur ein Frauenthema. Auch Männer leisten Care Arbeit, helfen im Betrieb der Frau mit, engagieren sich sozial, etc. Für mich gibt es keinen Job, der nicht auch in Teilzeit möglich ist – weder als Mitarbeiter*in noch als Führungskraft. Und dann machen wir halt auch Dinge wie Jobsharing möglich, also mal ein anderes Arbeitsmodell als die üblichen Verdächtigen. Das alles folgt dem Leitsatz 2: Wir bieten lebensphasengerechtes, flexibles Arbeiten! So entstehen dann im Unternehmen Role Models. Als Male Ally vernetze ich mich mit Communitys wie Confare im Allgemeinen oder Female Empowerment Communitys wie der Confare #Female iT Community oder den VOESI-WOMENinICT von Christine Wahlmüller-Schiller. Einerseits, um dort unsere Themen zu platzieren, aber andererseits, um dort unseren Role Models Sichtbarkeit zu geben. Das wiederum ist gelebte Wertschätzung für meine Mitarbeiter*innen und ermutigt hoffentlich auch andere Frauen, den Umstieg in die IT und Security zu wagen. Warum ich das mache? Weil mir Werte wie Fairness, Wertschätzung, Toleranz und Chancengleichberechtigung wirklich wichtig sind. Weil ich meine, was ich sage, weil ich lebe, was mir wichtig ist. Und nein Leute, das ist nicht Sozialromantik. Es geht natürlich um Leistung und Erfolg. Es rechnet sich auch. Du findest schneller Mitarbeiter*innen, die Fluktuation ist geringer, durch Quereinsteiger*innen hebst du das Verständnis für deine Partner*innen in den Fachbereichen etc.

In welchen Bereichen siehst Du den dringendsten Handlungsbedarf in Bezug auf Geschlechtergleichheit in der IT, und welche Schritte planst Du in den nächsten Jahren in dieser Richtung?

Role Models, Role Models, Role Models… Wir werden die Probleme im Bildungssystem nicht lösen. Aber jede einzelne Frau, die wir in die IT und Security bringen, als junge Einsteigerin, als Umsteigerin oder Quereinsteigerin – und jede ausgebildete Expertin gehört sichtbar gemacht. Bitte nicht nur die weiblichen Führungskräfte. Die wirken häufig zu weit entfernt, sind nicht angreifbar genug. Sondern auch die vielen großartigen weiblichen Mitarbeiterinnen, egal wo sie auf der Karriereleiter stehen. So machen wir hoffentlich alle gemeinsam noch mehr Frauen Lust auf IT und Security und vermitteln ihnen die tollen Perspektiven unserer Branche. Wie überall ist auch das Thema gleiches Geld für gleiche Leistung ein Thema. Hier geht es meines Erachtens nur über absolute Transparenz. Wir haben neben der Managementkarriere in der FACC AG ein Fachkarrieremodell entwickelt. Jede Stufe hat klare Anforderungen. Allen meinen Kolleg*innen in der IT und Security haben wir transparent gemacht, wo sie stehen und weshalb und erklärt, was notwendig ist, um die Leiter nach oben wandern zu können, wenn das jemand anstrebt. Managementstufe und Fachkarrierestufe sind dabei übrigens gleichgestellt. Du musst also nicht Manager*in werden, um mehr Geld zu verdienen. Und wenn Menschen das gleiche Erfahrungslevel erreichen und dieses zur geforderten Leistung ummünzen können, also Wirksamkeit entfalten, dann haben sie auch dasselbe Gehalt verdient. Sind wir dort schon? Nein. Aber daran arbeiten wir mit ganzer Kraft. Über dieses System entwickeln wir dann hoffentlich auch objektiv und transparent mehr weibliche disziplinarische und fachliche Führungskräfte, die dann wiederum Role Models sind, womit sich der Kreis erneut schließt.

Was war der Auslöser, der Dich dazu veranlasst hat, Dich aktiv für die Geschlechtergleichstellung in der IT einzusetzen?

Wie gesagt, mir geht es nicht „nur“ um das Thema Gleichstellung von Frauen und Männern, sondern um Diversität im vollumfänglichen Sinne. Also Geschlecht, Alter, Herkunft, Bildungshintergrund, Lebensmodell, usw. Den einen Auslöser gibt es nicht. Ich denke, es ist die Summe der einzelnen Teile. Ich habe viel zu oft im privaten Umfeld erlebt, was es für Freunde und Bekannte heißt, nicht fair behandelt zu werden, wie schlimm es sein kann in unserer Gesellschaft Türke zu sein, Frau zu sein, eine gleichgeschlechtliche Beziehung zu haben, über 50 zu sein, keinen Uniabschluss zu haben, eine Beeinträchtigung welcher Art auch immer zu haben…  Mir sind Menschen wichtig. Ich bin ein Menschenmensch. Und beim Thema Frauengleichstellung denke ich mir – Feminismus geht uns alle an, nicht nur die Frauen selbst. Ich als Mann kann „Türen öffnen“ z.B. für Frauen. Ich habe aufgrund meiner Netzwerke, meines Jobs, etc. Schlüssel zu Türen, die andere nicht haben. Wenn wir unsere Kräfte bündeln, Communitys miteinander verschränken, dann sind wir gemeinsam stärker und können zeigen was geht!

Was ist bei der Kommunikation rund um das Thema Geschlechtergleichstellung innerhalb Deines Teams und des gesamten Unternehmens zu beachten?

Man muss echt aufpassen und sich immer wieder selbst bei der Nase nehmen. Es ist nicht hilfreich, nur über die Frauen zu sprechen und dabei auf die tollen Männer im Team zu vergessen. Wenn man vor lauter Vielfalt und die Kommunikation dazu auf den österreichischen Programmierer vergisst und nur über Menschen spricht, die als weibliche Quereinsteigerinnen eine großartige Arbeit leisten, dann ist das nicht wertschätzend für die Expert*innen im Team. Und, es soll kein Vorteil sein, z.B. Frau zu sein, aber eben auch kein Nachteil. Ich will nicht, dass wir Stellen „divers“ besetzen, nur um bunt zu sein. Passen soll es. Chancengleichberechtigung für diverse / weibliche und männliche Kolleg*innen bitte.

Wie stellst Du sicher, dass der Rekrutierungsprozess in Deiner Abteilung Vielfalt fördert und Vorurteile minimiert?

Das sehe ich als Topdown-Verantwortung. Eine Führungskraft in meinem Team muss glaubhaft meine Wertewelt teilen und wirksam umsetzen, sonst ist er oder sie falsch… Und Leading (and Acting) by Example führt aus meiner Sicht mit der Zeit zum Wandel. Das geht nicht von heute auf morgen, aber es geht.

Wie geht man mit Kollegen oder Mitarbeitern um, die skeptisch gegenüber Gleichstellungsinitiativen sind oder diese sogar ablehnen?

Beginnen wir mal mit dem Sichtbarmachen guter Leistung. Menschen gehören gefördert und gefordert. Und Erfolg gehört transparent gemacht. So können sich dann auch die „Exot*innen“ beweisen. Wenn weder das grundsätzliche Reden mit Zweifler*innen, noch der Erfolg zu einem Umdenken führt, dann sind die Zweifler*innen falsch und nicht die Exot*innen. Teamspirit ist wichtig. Wer nicht für das Team ist, ist gegen das Team – und das ist nicht tragbar. Da sind wir auch wirklich hart, wenn es sein muss. Vielfalt vor Einfalt, ich habe es schon erwähnt. Toleranz endet dort, wo sie zum Schaden anderer ist.

Was sind Deine 3 wichtigsten Tipps für andere Führungskräfte in der IT, die sich als “Male Allies” engagieren möchten, aber nicht genau wissen, wo sie anfangen sollen?

1. Entweder ihr meint es wirklich ernst oder lasst es. Niemand wartet auf euch. Das kostet alles auch echt Zeit und Energie. Live it or leave it….

2. Redet mit anderen so Male Aliens – ähm Male Allys. Die können euch Zugang zu Communitys verschaffen. Together stronger…

3. Kein Business-Speak-Bullshit. Kein Hochglanz-Blabla. Authentische, echte Geschichten aus eurem Leben sind interessant. Be brave, be real…

Gender-Hinweis:

Zur besseren Lesbarkeit dieses Blogartikels verwenden wir das generische Maskulinum. Die in diesem Blogartikel verwendeten Personenbezeichnungen beziehen sich – sofern nicht anders kenntlich gemacht – auf alle Geschlechter.

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