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Zukunft der Berufsbildung: Anna Gawins Vision einer inklusiven und praxisorientierten Lehre

by Agnes Hartl

Innovative Bildungstechnologie: Anna Gawin – DaVinciLab exklusiv im #ConfareBlog
Zukunft der Berufsbildung: Anna Gawins Vision einer inklusiven und praxisorientierten Lehre

Innovative Bildungstechnologie

Anna Gawin gilt als Pionierin im Bereich Bildungstechnologie und leitet seit sieben Jahren das DaVinciLab sowie seit zwei Jahren Apprentigo. Mit ihren innovativen Lernlösungen für Schüler*innen, Auszubildende, Ausbilder*innen und Führungskräfte hat sie in über 15 Jahren Managementerfahrung in acht europäischen Ländern nachhaltig zur Entwicklung von Unternehmen durch Bildungsinnovationen beigetragen. Die Plattform Apprentigo, bekannt für ihr Lehrlings-Hackathon-Programm, erreichte in nur zwei Jahren mehr als 1.000 Auszubildende aus über 250 Unternehmen. Als Partnerin der Wirtschaftskammer und des österreichischen Bildungsministeriums unterstützt Anna Gawin die Implementierung digitaler Bildungsstrategien in Schulen und Ausbildungsprogrammen.

Die Gleichstellung und Inklusion im Technologiebereich liegen Anna besonders am Herzen. Sie engagiert sich dafür, dass Bildungstechnologien Barrieren überwinden und für alle zugänglich sind. Daher begrüßte sie die Confare-Initiative „Livin IT Young Perspectives“ mit großer Begeisterung, bei der Schüler*innen und Lehrlinge die Möglichkeit erhalten, das wichtigste IT-Management-Event Österreichs, den Confare #CIOSUMMIT, zu besuchen. Sie wird sich inhaltlich sowohl beim Programm für die Jugendlichen engagieren als auch in einer CIO Executive Arena mitwirken, wo sie gemeinsam mit Julia Freudenberg von der Hacker School und Daniel Wagner, Digital Enterprise Architect bei Manner sowie Coder Dojo-Aktivist, IT-Manager*innen inspiriert, sich für die digitale Bildung unserer Jugend einzusetzen.

Treffen Sie Anna Gawin und mehr als 700 Branchenprofis beim Confare #CIOSUMMIT Wien. Die Teilnahme ist für IT-Manager*innen und CIOs nicht mit Kosten verbunden.

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Welche Vorteile bietet eine Lehre als Ausgangspunkt für eine Karriere?

Anna Gawin – DaVinciLab/apprentigo: Eine Lehre eröffnete zahlreiche Vorteile im Hinblick auf eine berufliche Weiterentwicklung. Denn die praktische Arbeitserfahrung, welche die Auszubildenden bereits früh während ihrer Ausbildung im Unternehmen sammeln, ermöglicht es ihnen, eine schnelle und dringend benötigte Employability zu erreichen. In Zeiten der Rezession ist es auch von Vorteil, wenn man schon frühzeitig ins Verdienen kommt und notwendige Berufserfahrung sammelt. Laut Trendforschung wird sich das Berufseintrittsalter in Zukunft verjüngen, da u.a. langjähriges Studieren ohne praktische Erfahrung nicht mehr mehrheitlich zukunftsträchtig ist.  Die Zahlen sprechen für sich, die niedrigste Arbeitslosigkeitsrate ist gerade bei Menschen mit abgeschlossener dualer Ausbildung zu verzeichnen. 

Die Lehre ist keine Einbahnstraße mehr – die Berufsbildung ist viel durchlässiger geworden. Viele Betriebe bieten eine Lehre mit Matura an. Ein Meistertitel, der einem Bachelor gleichkommt (sofern die Lehre mit Matura abgeschlossen wurde), ermöglicht auch das Erlangen eines Meistertitels im Zuge eines berufsbegleitenden Studiums.

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Welche Rolle spielt die Lehre in Zeiten des Fachkräftemangels?

Anna Gawin – DaVinciLab/apprentigo: Eine entscheidende Rolle. Die duale Ausbildung liefert schnell Fachkräfte, die exakt auf die Bedürfnisse des Arbeitsmarktes zugeschnitten sind. Dank des starken Praxisbezugs, der Unternehmenskenntnis und des Leistungsethos können junge Auszubildende effektiv zum Unternehmenserfolg beitragen, indem sie die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit stärken. Leider entscheiden sich noch immer zu viele junge Menschen nur wegen des Studiums für ein Studium, obwohl die Jobaussichten mit einer abgeschlossenen Lehre oft besser wären. Die Verhältnis von Lehre zu Studium hat sich von 1:2,5 in den 80ern auf 1:4 verschoben. Eine Ausbildungsstruktur von 1:4 ist in Zeiten der digitalen Transformation und Globalisierung in Europa nicht mehr nachhaltig.

Daher engagieren wir uns bei DaVinciLab intensiv für die Förderung von MINT-Lehrberufen an Schulen, um gezielt das Interesse junger Menschen an einer Lehrausbildung zu steigern und einen positiven Trend zu etablieren. Wir würden uns sehr freuen, wenn mehr Unternehmen unsere Bemühungen durch Spenden im nächsten Schuljahr unterstützen könnten. Mehr dazu erfahren Sie unter: https://talentslounge.com/.

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Wie sehr ist das Konzept Lehre fit für die Digitale Welt? Wo gibt es deiner Ansicht nach Änderungsbedarf?

Anna Gawin – DaVinciLab/apprentigo: Es gibt noch viel zu tun, da sich unsere Welt rasant verändert und das Konzept der Lehre an diese neuen Anforderungen angepasst werden muss. In Zukunft werden viele Arbeitsplätze wegfallen, aber gleichzeitig entstehen auch viele neue, was zur Bildung neuer Berufsprofile führt. Leider entstehen die neuen Lehrberufe viel zu langsam, bzw. gibt es noch wenige Ausbildungsstandards dafür – z.B. die Kompetenzen und die Lernpraxis eines Applikationsentwicklers unterscheiden sich sehr stark, je nachdem, in welchem Unternehmen die Lehre abgeschlossen wurde. Viele neue Berufsprofile sind noch gar nicht abgebildet.

Neben den neuen Lehrberufen ist es jedoch wichtig, dass alle jungen Auszubildenden in allen bestehenden Lehrberufen über die sogenannten 21st Century Skills verfügen – dazu gehören digitale Kompetenzen, und zwar nicht nur aus Sicht eines Users, sondern vielmehr eines Gestalters, sowie die sozialen Kompetenzen, die gerade in Zeiten der steigenden Komplexität an Bedeutung gewinnen. Gerade im Bereich dieser transversalen Kompetenzen hinkt das Schulsystem nach, das weiterhin auf Wissen und Wiedergabe des Erlernten vorwiegend setzt. Da setzen wir gerade mit apprentigo und mit unserer Lehrlingshackathon-Plattform Plattform (https://lehrlingshackathon.at/) an. Wir freuen uns, dass wir innerhalb von nur 2 Jahren über 250 Ausbildungsbetriebe mit über 1.000 Lehrlingen erreichen konnten.

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Welche Herausforderungen erwarten junge Menschen, die eine Karriere mit Lehre anstreben? Welche Ratschläge würdest Du jungen Menschen geben?

Anna Gawin – DaVinciLab/apprentigo: Die Entscheidung über die berufliche Zukunft im Alter von nur 15 Jahren ist grundsätzlich sehr schwer, vor allem in Zeiten großer Veränderungen, in denen wir leben. Vieles, was in der Vergangenheit galt, verliert seine Gültigkeit, und Neues ist noch nicht kristallklar. Somit müssen wir alle neue Wege beschreiten, wo es keine 100%ige Sicherheit gibt, wie es in 10, 20 oder 30 Jahren aussehen wird. Einen Beruf zu erlernen und das ganze Leben auszuüben, ist passé – für alle, nicht nur für junge Menschen. Daher muss sich jeder grundlegend fragen: Bin ich eher praxisorientiert oder analytisch veranlagt? Wenn man zur Praxis tendiert, dann ist eine Berufsbildung das Richtige. Auch hier gibt es verschiedene Wege: berufsbildende höhere Schulen bzw. Lehre mit oder ohne Matura. Bei dieser Entscheidung sind wiederum folgende Aspekte zu berücksichtigen: Will ich lieber noch die Schulbank drücken oder sofort ins Berufsleben einsteigen und einen konkreten Beruf erlernen? Es ist wichtig, sich klar zu sein, wo die eigenen Talente liegen und was einem Spaß macht, da die Lehre das Erlernen und Erleben eines konkreten Berufes ermöglicht, oft mit der Möglichkeit, neben einer Anstellung auch in Richtung Selbstständigkeit zu gehen.

 

Aus diesen Überlegungen entstanden unsere apprentigo Top 5 Ratschläge, die auch für Berufstätige gelten, die einen Job- oder Berufswechsel in Erwägung ziehen.

 

  1. Folge deinem Herzen und deinen Talenten: Wähl einen Beruf, der zu dem passt, was du gut kannst und gerne machst. Es ist super, Ratschläge von deinen Eltern oder Freunden zu bekommen, aber am Ende des Tages musst du dich in deinem Job wohlfühlen.

 

  1. Denk an die Zukunft: Schau mal, welche Berufe gerade gefragt sind und auch in Zukunft wichtig sein werden. Sachen wie Green Jobs, soziale Berufe oder Jobs in Mathe, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) sind voll im Kommen. Es gibt auch viele neue Jobarten, die echt spannend sein können.

 

  1. Erkunde und rede mit Leuten: Bevor du dich für ein Unternehmen entscheidest, erkundige dich, was für eine Kultur dort herrscht. Ist es ein Ort, an dem du gerne jeden Tag hingehen möchtest? Sprich vielleicht mit ein paar Leuten, die dort ihre Lehre gemacht haben oder gerade machen, um einen Eindruck zu bekommen.

 

  1. Bildung geht immer weiter: Weil du eine Lehre abgeschlossen hast, heißt das nicht, dass du nicht weiterlernen kannst. Wenn du willst, kannst du später immer noch die Matura machen oder sogar studieren. Es gibt viele Wege, und du kannst selbst entscheiden, welchen du gehen möchtest.

 

  1. Traue dich, deinen Weg zu gehen!

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Welche Unterstützungsressourcen und Netzwerke stehen Lehrlingen zur Verfügung?

Anna Gawin – DaVinciLab/apprentigo: Lehrlingen stehen im Vergleich zu anderen Zielgruppen leider zu wenige Vernetzungs- und Unterstützungsmöglichkeiten zur Verfügung. Genau hier setzen wir mit der apprentigo Lehrlingshackathon-Community an. Neben der Vernetzung auf regionaler bzw. Bundesebene möchten wir eine DACH-weite Vernetzung für “apprentigos” ermöglichen. Wir testen zusätzlich gerade ein Mentoring-Programm und planen neue Angebote speziell für die Zielgruppe der Auszubildenden in der Zukunft. Wir haben auch ein spezielles Angebot – Female Lehrlingshackathon – für nur weibliche Lehrlinge entwickelt – noch bis 30. März können sich die Unternehmen und deren interessierten Lehrlinge kostenlos anmelden.

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Was passiert beim apprentigo Lehrlinghackathon? Wer sollte hier mitmachen?

Anna Gawin – DaVinciLab/apprentigo: Der Lehrlingshackathon ist ein europaweit einzigartiges Weiterbildungsformat für Auszubildende, das Blended-Learning und plattformgestützte Lernreisen bietet, so zeitlich optimiert, um sich nahtlos in den Alltag zu integrieren und eine 100%ige Abschlussrate zu gewährleisten. Bei apprentigo Hackathons entwickeln Lehrlinge in Teams innerhalb eines Tages mit Low-Code-Software einen App-Prototypen, um gesellschaftliche oder betriebsinterne Probleme zu lösen, fördern dabei essenzielle Fähigkeiten wie Zeitmanagement, Kommunikation, kritisches Denken und Kreativität. Der Apprentigo Hackathon bietet auch Lehrlingen, die keine technische bzw. IT-Ausbildung machen, die Möglichkeit, teilzunehmen da wir 3 Kompetenzstufen haben: Rookies, Professionals und Experts. Mit über 250 Ausbildungsbetrieben in Österreich aus allen Branchen und Unternehmensgrößen wurde das Programm bereits erfolgreich durchgeführt, mit über 1.000 absolvierten Lehrlingen. Zukünftig ist eine Ausweitung nach Deutschland und in die Schweiz geplant, um eine Community- und Vernetzungsplattform für Auszubildende zu schaffen.

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Welche Rolle spielen DaVinciLab und apprentigo im österreichischen Bildungs-Ecosystem?

Anna Gawin – DaVinciLab/apprentigo: Mit DaVinciLab, einem Social Business, starten wir bereits in der Unterstufe, um Lehrkräften mittels unserer Lernplattform Talentslounge und einem Train-the-Trainer-Programm zu ermöglichen, informatisches Denken und Programmiergrundlagen in 4 bis 8 Unterrichtseinheiten zu vermitteln. Schüler*innen lernen durch das Erstellen eines Mini-Spiels das ABC des algorithmischen Denkens und wichtige informatische Konzepte. Unser Ziel ist es, allen Kindern in Österreich die Chance zu geben, ihre Interessen und Talente im MINT-Bereich zu entdecken und so zur Schließung der Fachkräftelücke und zur Verringerung des Gender-Gaps beizutragen. Wir konnten bisher als DaVinciLab mehr als 30.000 Kinder im Alter von 10 bis 15 erreichen. Alleine in den letzten 3 Monaten, waren es dank der Spende von Amazon Future Engineers 100 weitere Klassen mit 2.500 Schüler*innen, die freudvoll und praxisnah den Coding-Unterricht im Klassenzimmer von Wien bis nach Bregenz erleben. Jetzt sind wir auf der Suche nach Partnern aus der Wirtschaft, die eine Bildungspatenschaft für die Schulklassen in ihrer Region übernehmen möchten, um so vielleicht auch an die zukünftigen Lehrlingstalente zu kommen.

Mehr als 100 Vortragende, 10 interaktive Workshops und mehr als 70 innovative Lösungsanbieter und Dienstleister erwarten Sie beim wichtigsten IT-Management Treffpunkt Österreichs. Sichern Sie jetzt Ihre Teilnahme.

Genderhinweis: 

Zur besseren Lesbarkeit dieses Blogartikels verwenden wir das generische Maskulinum. Die in diesem Blogartikel verwendeten Personenbezeichnungen beziehen sich – sofern nicht anders kenntlich gemacht – auf alle Geschlechter.

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