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Anke Sax, KGAL: So funktioniert die Zusammenarbeit mit der Fachabteilung im ChatGPT Zeitalter

by Yara El-Sabagh

Exklusiv im #ConfareBlog mit Anke Sax, KGAL:
So funktioniert die Zusammenarbeit mit der Fachabteilung im ChatGPT Zeitalter

Anke Sax ist seit vielen Jahren Teil der Confare Familiy. Als COO und CTO der KGAL ist sie Teil der Geschäftsführung des Investment- und Assetmanagement Unternehmens. Sie ist nicht nur überzeugt, dass IT eine Schlüsselrolle für den Erfolg von Unternehmen spielt, sondern nimmt diese tragende Bedeutung auch als gesellschaftliche Verantwortung wahr.

CIOs und IT-Manager machen die Welt zu einem besseren Ort. Sie leben neue Führungsprinzipien vor, schaffen die Voraussetzungen für Nachhaltigkeit und Umweltschutz oder helfen gesellschaftlichen Herausforderungen mit Digitalisierung und Technologie erfolgreich zu begegnen. Sie verändern Unternehmen oder sogar ganze Branchen, helfen Menschen, die in Not sind und leben gesellschaftliche Verantwortung vor. Bei der Confare #ImpactChallenge gibt es dafür Auszeichnungen! Sie können zahlreiche inspirierende IT-Leader beim täglichen Online-Voting mit Ihrer Stimme aktiv unterstützen. Die Gewinner werden beim Confare #CIOSUMMIT Frankfurt gekürt. Hier erleben Sie spannenden Austausch auf Augenhöhe mit namhaften IT-Visionären aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Sind Sie dabei? Die Confare IT-Community freut sich auf Sie! Melden Sie sich jetzt hier an.

IT spielt heute in alle Fachbereiche hinein. Wie weit geht dadurch die Verantwortung des CIO über den eigenen IT-Bereich hinaus?

Weit. Wie der Name schon sagt, ist ein CIO dem C-Level zuzuordnen. Führungskräfte, die eine C-Level-Position innehaben, sind – oder sollen es zumindest sein – mächtig und einflussreich. Sie legen nicht nur nach meinem Verständnis die Unternehmensstrategie fest, treffen wichtige Entscheidungen und sorgen dafür, dass das Tagesgeschäft mit den strategischen Zielen des Unternehmens in Einklang steht.

Ein CIO ist damit – wie auch alle anderen CxO für das Gesamtunternehmen verantwortlich und da geht deutlich über den eigenen Bereich hinaus. Möchte oder darf ich nur auf den eigenen IT-Bereich schauen, dann bin ich maximal IT-Leiter. CIO darf ich mich dann m.E. nicht nennen.

FachabteilungIT-Know-how ist heute viel weiterverbreitet als früher. Eigenmächtigkeiten von Fachabteilungen führen zur berüchtigten Schatten-IT. Wie sollte man als CIO in Zeiten von citizen developers, low- und no-code und Cloud mit diesem Thema umgehen?

Es ist tatsächlich schön zu sehen, dass das IT-Know-How sukzessiv weiterverbreitet ist. Das hilft dem Unternehmen. Das hilft dem CIO. Schatten-IT darf es m.E dennoch nicht geben. Zumindest, wenn ich Schatten-IT wörtlich nehme, also eine IT, die im Schatten ist und vom CIO nicht verstanden und freigegeben ist. Als Bank habe ich unternehmensweit sicherzustellen, dass die regulatorischen Anforderungen (u.a. die BAIT) eingehalten werden. Diese Einhaltung wird geprüft und ggf. sanktioniert. Diesen Rahmen halte ich generell für notwendig, also nicht nur weil es regulatorisch gefordert ist, um Bedrohungen zu verstehen und im Griff zu haben. Eine wirkliche Schatten-IT darf es demnach keine geben. Teams vor Ort, die schnell die Businessbedürfnisse umsetzen, dagegen sehr wohl. Als CIO muss ich gemeinsam mit dem Business unter risiko-, kosten- und Geschwindigkeits-Gesichtspunkten abwägen, wie weit die dezentralen Freiheiten gehen, um erfolgreich am Markt agieren zu können und wo es Einschränkungen geben muss. Läuft dieser Diskurs auf Augenhöhe und mit einem CIO, der das Business und deren Nöte, als auch die sonstigen Rahmen gut versteht und erklären kann, wird es in aller Regel zu einer guten Einigung kommen.

Wie sieht eine zeitgemäße Positionierung des CIO und der internen IT heute aus? Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit den Fachabteilungen?

Als Partner auf Augenhöhe, als Businesstreiber und auch Produktion im wahrsten Sinne des Wortes. Zumindest in der Bankenbranche hat jeder Kundenkontakt seine Basis in der IT. Die Fachabteilungen müssen gut verstehen, was es am Kunden braucht, was ihn begeistert, was Wettbewerber anbieten und was uns einzigartig macht. Die IT muss dies so grundlegend verstehen, dass sie auf Basis dieses Verständnisses sowie der Möglichkeiten von Technik passende Lösungen designen, umsetzen und einführen kann. Worauf kommt es also an:

  • Fachabteilungen, die nahe am Kunden und am Markt sind.
  • Fachabteilungen, die diese Erkenntnis transportieren können – meist sind sie in der unbewussten Kompetenz und meinen, Dinge nicht explizieren zu müssen, weil das doch klar ist.
  • ITler, die den Kunden und den Markt so gut verstehen, dass sie so lange hartnäckig, aber zugewandt nachhaken, bis das Lösungsdesign steht und von beiden Seiten verstanden ist. Wichtig: Don’t jump to conclusion.
  • ITler, die realistisch time, quality und budget beschreiben und dann auch liefern können.

Mit zur Pflicht gehört, dass das neue System, dann auch in die Nutzung kommt. Das geht wieder nur gemeinsam. Im Vorfeld ist daher zu definieren, wann diese Ziel-Nutzungsquote erreicht ist, Anzahl User, Anzahl Aufrufe, Anzahl/Menge erfasster Daten….

Was bedeutet Führung in einer agilen Organisation?

Dasselbe, was es auch in anderen Organisationen bedeutet, auch wenn immer noch zu sehr das alte Führungsmodell gelebt wird und Führungskräfte ansagen, Mitarbeiter folgen. Es geht m.E. um moderne Führung und die ist z.B. von Sprenger in seinem Buch „Radikal führen“ (von Radix die Wurzel) perfekt beschrieben. Zusammenarbeit organisieren, Transaktionskosten senken, Zukunftsfähigkeit sichern, Konflikte entscheiden, Mitarbeiter entwickeln. Da steht nicht: Oberexperte sein! Eine gute Führungskraft hat den Rahmen vorzugeben bzw. noch besser gemeinsam mit ihren Mitarbeitern zu entwickeln und dann dafür zu sorgen, dass wir diesen Rahmen/dieses Spielsystem auch leben. Nach diesem Führungsverständnis geht es auch viel um loslassen, aber eben nicht „wegschmeißen“. Nah dran sein, um zu verstehen, wo es Hilfe braucht (Zusammenarbeit organisieren,….) und weit genug weg zu sein, um Mitarbeiter wachsen zu lassen und nicht einzuengen. Als Führungskraft bin ich Trainer. Punkt. Will ich Spielertrainer sein, bin ich eine Fehlbesetzung.

Wie bekommt man die steigenden Anforderungen in Bezug auf Resilienz und Cybersecurity mit Agilität und Flexibilität der Digitalen Wirtschaft in Einklang?

Mittels guter Führung. Wir leben in einer VUCA-World. Wir leben in einer Welt, in dem Grauschattierung die vorherrschende Farbe ist. Schwarz-Weiß gibt es nicht mehr. „Entweder-oder“ auch nicht. Es ist immer häufiger ein „Sowohl-als-auch“. Es geht jeden Tag – wie bei einem Seiltänzer – darum, die richtige Balance zu finden. Wie das geht? In dem man mit verschiedenen Leuten spricht, um einen Sachverhalt von mehreren Seiten beleuchten zu können und dann eine Grauschattierung zu wählen, die für diesen Sachverhalt geeignet erscheint. Dann gilt es, es auszuhalten, dass wir ggf. mit dem Wissen von in drei Monaten ein anderes Grau gewählt hätten. Nun, das ist so. Es gilt auch dann nicht immer hektisch gegenzusteuern, sondern auch hier klug abzuwägen, wann eine Anpassung notwendig ist. Alles echt anstrengend. Klar. Das gehört jedoch zum Job dazu. Das muss man sich klar machen.

In Zeiten von Personalknappheit und Inflation heißt es Prioritäten setzen. Wie findet man als CIO heraus, wo bei all den upcoming technologies, Hypes und Handlungsfeldern die lohnenden und wichtigsten Aktivitäten liegen?

Man muss sein eigenes Ist gut verstanden haben und das Business-Soll. Wo will die Firma hin? Dann gilt es die Hypes zu beobachten und daraufhin abzuklopfen, welche dieser Themen mir helfen könnten, schneller, preiswerter oder auf was es auch immer für die entsprechende Firma ankommt, zu diesem Soll zu kommen. Wir haben für uns entschieden, dass wir early adopter sein wollen, keine Innovatoren. D.h. wir beobachten, wie sich Technologien entwickeln, wie unsere Märkte, Wettbewerber und Kunden und entscheiden dann, was wir uns pilothaft anschauen wollen, was wir implementieren wollen und wo wir weiter beobachten wollen, ob das was für uns wird.

Was kann man als CIO dafür tun, die IT als Arbeitgeber attraktiv zu machen?

M.E. geht es auch hier darum, einen klaren Markenkern herauszuarbeiten. Wofür will meine Firma stehen? Was ist uns wichtig? Wie positioniert sich die IT? Welche Rolle spielt sie? Welche Tools nutzt sie? Wie ist die Zusammenarbeit? Welche Werte sind wichtig? Wenn wir das sauber transportiert bekommen, bin ich überzeugt, finden wir Menschen da draußen, die das anspricht und die auch darüber sprechen, wie „wir“ so sind.

ChatGPT, KI und Automatisierung zeigen, dass die Digitale Disruption noch nicht vorbei ist. Welche Rolle spielt dabei noch der Faktor Mensch?

Eine unverzichtbare. All diese Tools sind zu verstehen und anzuwenden. Es gilt das für das Unternehmen passende Ökosystem zu bauen. Für mich hilft IT gerade massiv, stupide Tätigkeiten, dem Kollegen Roboter zu übertragen, um sich dann um die wirklich interessanten Themen zu kümmern.  Das ist ein bisschen wie mit dem Buchdruck. Klar, braucht es dann nicht mehr die Mönche, die Bücher kopieren und tagelang an wenigen Seiten gearbeitet haben. Vermisst irgendwer heute diese Tätigkeit oder wäre froh, diese täglich tun zu dürfen? Sicher nicht, genauso wird es mit vielen anderen heute als selbstverständlich von Menschen zu vollbringenden Aufgaben sein. In ein paar Jahren werden wir völlig irritiert zurückschauen und uns fragen, warum es Menschen gab, die sich den ganzen Tag mit solchen Aufgaben beschäftigt haben, wo es doch so viele viel interessantere Themen zu beackern gilt.

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