OUT NOW im #Confare Blog mit Christian Neubauer, Barmherzige Brüder: Die Zusammenarbeit zwischen Fachbereich und Krankenhaus-IT braucht moderne Strukturen und Rollen
Die Welt 2024: Artificial Intelligence is everywhere! Unternehmen sind data driven und software defined. Systeme analysieren und entscheiden. Sensoren, Digital Twins und Simulationen bilden die Welt ab.
Wieviel Mensch braucht die moderne Wirtschaft überhaupt noch?
Nicht die Technologie schafft eine lebenswerte Zukunft, sondern wie sie von Menschen eingesetzt wird: User-Experience, Customer Experience, Employee Experience – Unternehmen, die heute erfolgreich sein wollen, ersetzen nicht den Menschen durch die Künstliche Intelligenz, sondern gestalten die HUMAN XPERIENCE.
Hier steht der Mensch im Mittelpunkt: Das Confare #CIOSUMMIT ist Österreichs größter und wichtigster IT-Management Treffpunkt mit 700 Besucher*innen, mehr als 120 Speaker*innen, 70 innovativen Aussteller*innen und Partner*innen und 15 interaktiven Workshop-Sessions. Das Motto der Veranstaltung lautet Human Xperience – Stand Out of the Crowd. Melden Sie sich HIER an.
Im Vorfeld der Veranstaltung haben wir mit CIOs aus unterschiedlichen Branchen über Agile Methoden, die Zusammenarbeit mit Fachbereichen und die Rolle der IT im Zeitalter von ChatGPT gesprochen.
Christian Neubauer ist CIO der Barmherzigen Brüder. Im Spannungsfeld von Krankenhaus-IT, Prozessen und Medizin gilt es für ihn, den Mensch in den Mittelpunkt zu stellen.
Treffen Sie Christian und zahlreiche hochkarätige IT-Entscheider*innen aus dem DACH-Raum beim Confare #CIOSUMMIT.
IT spielt heute in alle Fachbereiche hinein. Wie weit geht dadurch die Verantwortung des CIO über den eigenen IT-Bereich hinaus? Vor allem die Krankenhaus-IT?
Die Arbeit der Fachbereiche in ihrer Prozesslandschaft ist ohne IT fast nicht mehr vorstellbar. Die Durchdringung erreicht hier nahezu 100% und wird durch die weiter fortschreitende Digitalisierung auch inhaltlich immer tiefer.
Deshalb muss die Verantwortung des CIO weit über den eigenen Bereich hinausgehen und in jene der Fachbereiche hineingehen. Es muss zu einem Schulterschluss zwischen Fachbereich und IT kommen und ein ständiger Austausch stattfinden. Prozessänderungen, Projekte und vor allem Innovationen gelingen nur durch ein gegenseitiges Verständnis und einer intensiven Zusammenarbeit.
IT-Know-how ist heute viel weiter verbreitet als früher. Eigenmächtigkeiten von Fachabteilungen führen zur berüchtigten Schatten-IT. Wie sollte man als CIO in Zeiten von citizen developers, low- und no-code und Cloud mit diesem Thema umgehen?
Schatten-IT entsteht, wenn sich der Fachbereich nicht abgeholt fühlt – entweder dadurch, dass die gewünschten Lösungen nicht geliefert werden oder es zu lange dauert, bis man die Lösungen bekommen würde. Von der IT wird dies oft als böse Absicht gegen sich gesehen, aber eigentlich war nur das interne Bedürfnis des Fachbereiches da, die eigene Arbeit effizienter zu machen. Die IT fühlt sich durch IT-Lösungen, die heutzutage durch Cloud-Lösungen oft scheinbar rasch und einfach umzusetzen sind, hintergangen, da diese Lösungen „out of the box“ oft nicht in die IT-Landschaft passen oder auch nicht alle Sicherheitsanforderungen erfüllen. Dies führt zu Konflikten und behindert am Ende beide Parteien.
Das Potential, das dahintersteckt (von der Lösungsfindung bis zum Austragen des Konfliktes), könnte man weit besser nutzen und gemeinsam an einer Lösung arbeiten.
Aus meiner Sicht könnte man dies folgendermaßen lösen:
- Schaffen einer guten Basis zwischen Fachbereich und IT – dazu gehören gegenseitiges Verständnis und Vertrauen (Die IT weiß nicht immer alles besser – die Mitarbeiter der Fachbereiche sind heutzutage meist sehr IT-affin – dies sollte auf jeden Fall genutzt werden)
- Schaffen eines Umfeldes wo die Möglichkeiten von Cloud-Services und/oder „no-code/low-code“ durch Wissende/Interessierte aus dem Fachbereich auch genutzt werden können. Dazu braucht es natürlich Vorgaben bzw. Regelwerke wie vorzugehen ist und was erlaubt ist
Wichtig ist es aus meiner Sicht, das Silodenken komplett abzustellen und den Fokus auf die gemeinsamen Ziele zu haben, um gemeinsam Lösungen zu erarbeiten. Dann bekommt man am Ende statt einer „Schatten-IT“ eine gemeinsame IT-Landschaft für das Unternehmen.
Wie sieht eine zeitgemäße Positionierung des CIO und der internen IT heute aus? Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit den Fachabteilungen?
Wie schon erwähnt funktioniert eine gute Zusammenarbeit zwischen IT und den Fachabteilungen nur in einem guten Miteinander. Dabei müssen auch die dafür notwendigen Strukturen und Rollen geschaffen und vor allem gelebt werden. Auf der Fachbereichsseite braucht es dafür Keyuser und Process Owner, die die Bedarfe ihrer Bereiche erkennen/sammeln und entsprechend an die IT-Ansprechpartner aufbereitet weitergeben. Dafür muss es in der IT Service Owner bzw. Technical Service Owner als entsprechende Sparingpartner geben.
Der CIO selbst muss natürlich ebenfalls ganz stark im Top Management verankert sein und dort vor allem für Innovationsthemen Ansprechpartner und Motor sein. Auch in dieser Ebene muss auf Augenhöhe miteinander gearbeitet werden.
Was bedeutet Führung in einer agilen Organisation?
Agilität klingt im ersten Moment oft nach führungslosem Miteinander. Aber Agilität braucht ganz stark Führung. Aber eine etwas andere Führung! Hier gibt es nicht die gewohnten Hierarchien und Top-Down-Strukturen, sondern klar definierte Strukturen und Regeln im Umgang miteinander. Um Agilität in einer Organisation leben zu können, braucht es auf der einen Seite Vertrauen und auf der anderen Seite Zuverlässigkeit. Kurz zusammengefasst: es gilt nicht „Jeder macht was er will“, sondern „Jeder macht was er soll“. Nur wenn jeder weiß wie mit der „Freiheit“ der Agilität umgegangen werden muss, wird dies auch zu einem Erfolg führen.
Für Führungskräfte bedeutet dies, das sie akzeptieren müssen, dass es damit nur mehr sehr flache Hierarchien gibt und es ganz natürlich ist, dass Entscheidungen durch das Team getroffen werden. Wichtig in agilen Organisationen ist auch laufende Kommunikation. Es gibt nicht mehr einmalige Befehlsausgaben durch den Chef, sondern laufende Abstimmungen, um rasch und flexibel agieren zu können. Außerdem gehört auch Scheitern zur Agilität, vor dem viele Führungskräfte immer noch Angst haben.
Wie bekommt man die steigenden Anforderungen in Bezug auf Resilienz und Cybersecurity mit Agilität und Flexibilität der Digitalen Wirtschaft in Einklang?
Die Themen Sicherheit und Agilität klingen im ersten Moment wie Gegensätze. Bei genauerer Betrachtung sieht man aber, dass dies wie die zwei Schneiden eines zweischneidigen Schwertes sind.
Im Bereich Security muss man auf die auftretenden Bedrohungen immer rascher reagieren. Die Zeiten eine Firewall einzurichten und dann bis zur nächsten Anforderung so zu belassen, sind lange vorbei. Mögliche Lücken werden immer rascher genutzt und hier zählt oft nur die Geschwindigkeit und somit Agilität und Flexibilität.
Auf der anderen Seite kann man Agilität und Flexibilität auch nicht mit „Try and Error“ gleichsetzen. Wenn man hier den Security-Aspekt außer Acht lassen würde, dann wäre das Chaos rasch perfekt.
Wichtig ist es zu erlernen, wie mit diesem zweischneidigen Schwert umzugehen ist. In jedes agile Team gehört auf jeden Fall auch ein Security-Experte, der sein Know-How einfließen lässt – nicht im Sinne von „Verhindern aus Security-Sicht“, sondern in „Ermöglichen von neuen Ideen, aber unter Berücksichtigung der Security!.
In Zeiten von Personalknappheit und Inflation heißt es Prioritäten setzen. Wie findet man als CIO heraus, wo bei all den upcoming technologies, Hypes und Handlungsfeldern die lohnenden und wichtigsten Aktivitäten liegen?
Das ist tatsächlich eine der schwierigsten Fragen und Aufgaben eins CIO. Wichtig ist vor allem, nicht in die Falle zu tappen und zu überlegen: Was interessiert mich als CIO am meisten und wäre für meine IT am Interessantesten. Es geht darum zu überlegen, welche Themen sind für das gesamte Unternehmen und die Fachbereiche jene, die uns gemeinsam weiterbringen könnten und hier in den Austausch mit den Fachbereichen zu treten und gemeinsam die Möglichkeiten zu besprechen und die Chancen, die daraus entstehen könnten, zu bewerten.
Was kann man als CIO dafür tun, die Krankenhaus-IT als Arbeitgeber attraktiv zu machen?
Die Zeiten sind vorbei, wo man nur dargestellt hat, welche Aufgabenbereiche ein zukünftiger Mitarbeiter haben wird und was er verdient. Besonders als CIO sollte man immer wieder zeigen: Wie ticken wir als Team?, Wie wird bei uns gearbeitet?, Um welche Themen kümmern wir uns und um welche wollen wir uns in Zukunft kümmern?, Wohin wollen wir uns entwickeln?
Es geht also darum eine Gesamtbild zu vermitteln, damit zukünftige Mitarbeiter auch ein Gefühl für das gesamte Umfeld bekommen, in dem sie arbeiten werden. Es ist ja nicht nur für den neuen Mitarbeiter wichtig, ob das Umfeld passt, sondern auch für das gesamte Team, dass dieser neue Mitarbeiter auch zum und ins Team passt.
Der CIO ist also der Botschafter nach außen, um die IT möglichst offen und ehrlich darzustellen und somit für zukünftige Mitarbeiter attraktiv zu machen.
ChatGPT, KI und Automatisierung zeigen, dass die Digitale Disruption noch nicht vorbei ist. Welche Rolle spielt dabei noch der Faktor Mensch?
In diesen Themengebieten spielt der Mensch vor allem 2 extrem wichtige Rollen:
- Beurteilen und entscheiden: Ergebnisse von ChatGPT, KI-Lösungen usw. dürfen in vielen Fällen nicht als endgültige Entscheidungen gesehen werden, sondern nur als Entscheidungshilfen für den Menschen, der damit arbeitet. Der Mensch kann durch seine Erfahrung und sein Wissen diese Ergebnisse dann in seine Entscheidung einfließen lassen und richtig interpretieren – also trifft er dann die endgültige Entscheidung.
- Der Mensch als Innovator: Eine wichtige Eigenschaft des Menschen ist das Denken „out of the box“, das Querdenken. Genau das bringt immer wieder neue Ideen und somit Innovationen.
Wichtig ist, dass wir uns immer vor Augen führen müssen, dass diese digitale Welt, die sich noch weiter entwickeln wird, ein Werkzeug für uns Menschen sein soll bzw. muss. Wir müssen lernen mit diesem Werkzeug umzugehen und auch Regeln für den Umgang festlegen. Wie bei jedem Werkzeug kann man auch bei diesem dieses falsch einsetzen und somit einen Schaden verursachen.