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Der CIO muss in Nachhaltigkeits-Entscheidungen einbezogen werden

by Anthony Torno

Interview mit Rainer Karcher, Siemens: Digitale Transformation war das übergeordnete Thema der letzten Jahre. Doch in dem Maße, wie in der Gesellschaft das Bewusstsein für Klimawandel und Ökologie steigt, beginnt nun Nachhaltigkeit der Digitalisierung den Rang abzulaufen, wenn es um die Platzierung auf den Vorstands- und Geschäftsführungsagenden geht. Als führende CIO-Community im DACH Raum, haben wir von Confare uns vorgenommen, IT- und Digitalisierungs-Entscheider dabei zu unterstützen auch in diesem Themenfeld die Feder in die Hand zu nehmen. Es gilt Unternehmens-Strategie, Prozesse und Methoden im Hinblick auf Nachhaltigkeit zu gestalten. Startschuss wird dafür das Confare #CIOSUMMIT Wien sein, das mit mehr als 500 CIOs und IT-Entscheidern, das größte und wichtigste IT-Management Treffen Österreichs ist. Sichern Sie rechtzeitig Ihre Teilnahme und setzen Sie ein Zeichen für Digitalisierung mit Verantwortung und Sustainability. 

Rainer Karcher ist als Global Director IT Sustainability gemeinsam mit CIO Hanna Hennig intensiv damit befasst, die IT nachhaltig zu gestalten und einen Beitrag dazu zu leisten, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Als Preisträger des Confare #ImpactAward hat uns Rainer ein paar Hinweise gegeben, warum der CIO Nachhaltigkeit auf seiner Agenda haben muss und was das in der Praxis bedeutet.

Wir suchen CIOs mit Impact. Sie leben Nachhaltigkeit, sorgen für Innovation oder helfen dabei gesellschaftliche Herausforderungen zu meistern? Bis zum 1. Mai können Sie für die Confare #ImpactChallenge 2022 und den #ImpactAward einreichen oder nominieren. Nähere Infos finden Sie hier: Confare Impact Challenge – Confare

Lesen Sie hier das Confare Factsheet rund um Nachhaltigkeit und IT-Leadership: CIO Leadership und Nachhaltigkeit – Confare

Wie nachhaltig geht es denn bei der digitalen Transformation zu, so wie sie Unternehmen derzeit betreiben?

Rainer Karcher: Die digitale Transformation bietet Unternehmen neue Möglichkeiten, ihre Arbeitsabläufe zu erweitern, neu aufzusetzen oder bereits vorhandene Vorgänge umzudenken. Dabei ist es wichtig den Aspekt der Nachhaltigkeit miteinzubeziehen.

Bei Siemens sehen wir Nachhaltigkeit als zentrales Kernelement der IT und haben es aus diesem Grund auch in unsere „IT Guiding Principles“ aufgenommen, als Grundvoraussetzung für all unsere Services. Dabei sind wir sicher längst noch nicht perfekt, aber auf einem sehr guten Weg. Ein großer Unterschied zu Transformationsprozessen in der Vergangenheit ist, dass Sustainability und Corporate Social Responsibility mit all ihren Facetten nun von Beginn an Berücksichtigung findet.

Welche Hemmnisse gibt es dabei?

Rainer Karcher: Zu den wichtigsten Herausforderungen, denen sich Siemens auf seinem Weg gestellt hat, gehören …

  • das Verständnis der Unterschiede zwischen OT- und IT-Produkten, ihrer Lebenszyklen, ihrer Sicherheitsanforderungen und Implementierungsbedürfnisse.
  • die Erkenntnis darüber, dass es eine Menge Altlasten gibt, die berücksichtigt und in digitale Lösungen integriert werden müssen.
  • die Definition von Nachhaltigkeit, da der Begriff oft inflationär gebraucht wird und es daher wichtig ist, diesen für jeden in all seiner Komplexität verständlich zu machen, unsere Kolleg*Innen dafür zu begeistern und sie zu motivieren, ihr tägliches Handeln immer auch damit zu verbinden.

All diese Punkte müssen natürlich mit Fingerspitzengefühl angegangen werden, um unseren Kund*innen auch weiterhin eine perfekte Dienstleistung zu bieten und dabei unseren „IT-Guiding Principles“ treu zu bleiben.

Dabei achten wir besonders darauf zu vermitteln, dass Nachhaltigkeit als ein Marathon und nicht als Sprint gesehen werden muss.  Dies sind wir in der IT nicht gewohnt. Meist müssen schnelle Erfolge erzielt werden, was jedoch im Kontext der Nachhaltigkeit oftmals nicht möglich ist. Umso wichtiger ist es, Transparenz zu schaffen, sodass von vornerein die richtige Erwartungshaltung geschaffen wird. Diese Transparenz erzeugen wir, indem wir messbare Ergebnisse, die wir bisher erzielen konnten, veröffentlichen und mittels Äquivalenten und verständlich und greifbar machen.

Wie schätzt Du das Thema „Green Data“ ein?

Rainer Karcher: Green Data ist aus meiner Perspektive eine nachhaltige Alternative, um große Datenmengen effizient zu speichern und weist zugleich großes Potenzial zur Unterstützung und Stabilisierung des Netzes auf. Durch Speicherung von Daten in der Cloud können wertvolle, bereits knappe Ressourcen eingespart und der CO2 Ausstoß verringert werden. Die beste Energie ist nämlich nicht verbrauchte Energie.

Nicht nur die Umwelt profitiert von Green Data. Das System bietet auch viele Vorteile für Unternehmen. Die Effizienz und Auslastung der Cloud- Service- Provider sind um einiges größer als im eigenen Betrieb. Außerdem werden diese stets auf dem neusten Stand gehalten. So werden Wartungskosten und die Gefahr von Hackerangriffen reduziert.

Welchen Hebel hat der CIO um das Unternehmen nachhaltiger zu gestalten?

Rainer Karcher: Unsere CIO gibt den Rahmen vor, sie engagiert sich selbst und fördert interne sowie externen Initiativen. Allerdings ist unser Ansatz seit Anfang an, gemeinsam etwas zu bewegen, um einen wesentlichen Beitrag zur Rettung des Planeten zu leisten. Deshalb arbeiten wir auch unternehmensübergreifend zusammen und pflegen wichtige Partnerschaften wie mit WEF, UN Global Compact, Industrieverbänden oder nachhaltigkeitsorientierten Initiativen wie Climate Pledge oder SBTi (EV100, EP100, RE100).

Dabei geben wir immer unser Bestes, ruhen uns nie aus und entwickeln uns entsprechend unseren Anforderungen und denen unserer Kunden weiter. Den größten Einfluss haben wir, wenn wir gemeinsam mit unseren Partnern unseren Kunden helfen, nachhaltiger zu werden.
Darüber hinaus haben wir mit Digitalisierung den „Enabler“ für Nachhaltigkeit, intern wie auch extern.
Jüngste Studien des IDC zeigen, dass CIOs und CTOs mittlerweile unter den TOP10 der Verantwortlichen für Sustainability- bezogene Entscheidungen rangieren, angeführt von CEOs und Chief Sustainability Officern.

Welche Beispiele gibt es bei Euch dazu?

Rainer Karcher: Ein großer Erfolg ist die Erweiterung unseres Refurbishment Prozesses. Mit der neuen „Pickup@Home“-Funktion, wird allen Mitarbeiter*innen der Siemens AG in Deutschland und bald auch in Österreich die Teilnahme am IT- Komponenten Rückgabeprozess, auch zu Zeiten von Mobile Working ermöglicht. So können noch funktionsfähige Komponenten vor der Verschrottung bewahrt und ihnen ein neues Leben geschenkt werden.

Außerdem möchten wir Transparenz schaffen, wie beispielsweise mit dem ökologischen Fußabdruck von IT Services. So wurde jüngst ein Carbon Dashboard veröffentlicht, mit dem man in der Lage ist, den eigenen „IT-Fußabdruck“ anzeigen zu lassen. IT und die Digitalisierungen können einen großen Einfluss haben, wenn man sie an vielen Stellen als Transportmittel nutzt, um Dinge nachhaltig zu verändern. Aus diesem Grund treiben wir „Carbon as a currency“ im IT-Bereich weiter voran. Den User*innen ist es nun möglich, bei einer IT- Hardware- Bestellung über das interne Bestellwesen nebst dem Preis und der Spezifikationen auch die CO2-Äquivalente (Embodied Carbon Emissions) zu erfahren. So kann bereits bei der Kauf-Entscheidung der Nachhaltigkeitsaspekt einbezogen werden.

Ein weiterer großer Schritt in Richtung Dekarbonisierung ist die Bereitstellung einer Sustainability Data Cloud. Hierfür arbeiten wir mit verschiedenen Abteilungen zusammen, um umfangreiche umweltrelevante Daten zu sammeln, die sich aus vielen verschiedenen Quellen speisen.  Die Pilotphase hat bereits gestartet und sobald die Sustainability Data Cloud online geht, können Auswertungen in Bezug auf CO2 und anderen umweltrelevanten Daten schnell und zuverlässig durchgeführt werden, was beispielsweise dem jährlichen Nachhaltigkeitsbericht zugutekommen wird.

Des Weiteren sind wir sehr aktiv im Bildungsumfeld und haben dort schon viele Erfolge erzielt. Allein in den letzten Monaten konnten wir mit über 1.000 Laptop-Spenden z.B. karitative Einrichtungen oder auch sozioökonomisch benachteiligte Familien unterstützen, da besonders zu Zeiten von Home-Schooling funktionstüchtige IT-Geräte Mangelware sind. Dies begleiten wir gerne noch mit Workshops, in denen wir Kindern und Jugendlichen mit Spaß und Kreativität die Welt der IT näher bringen. Dafür arbeiten wir mit gemeinnützigen Unternehmen wie z.B. der Hacker School und CodeIT! Zusammen.

Was kann denn die IT zu einer nachhaltigeren Gesellschaft beitragen?

Rainer Karcher: IT kann als Instrument eingesetzt werden um Arbeit, unsere Wirtschaft, Mobilität sowie unsere Produktionsprozesse nachhaltiger und klimafreundlicher zu gestalten. Durch klug eingesetzte IT können Ressourcen effizienter genutzt, Energie eingespart und der CO2 Ausstoß verringert werden.

Auch das Thema soziales Engagement kommt dabei nicht zu knapp. Wir engagieren uns wie beschrieben stark im Bildungs- und Ausbildungsbereich und unterstützen gemeinnützige Organisationen. Siemens IT arbeitet gemeinsam mit der Initiative #SiemensbewegtSchule z.B. mit den beiden bereits erwähnten sozialen Projekten Hacker School und CodeIT! zusammen, deren Fokus auf der frühen Vermittlung von digitalen Kompetenzen bei Kindern liegt.

In Zusammenarbeit mit der AfB gmbH, unser Partnerunternehmen für das IT- Refurbishment in weiten Teilen Europas, tragen wir außerdem einen wichtigen Teil zur Kreislaufwirtschaft bei und fördern gleichzeitig soziale Nachhaltigkeit, denn die AfB ist ein anerkanntes gemeinnütziges Inklusionsunternehmen, das Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderungen bietet.

IT und Digitalisierung werden die Klimakrise nicht bewältigen, die Probleme dieser Gesellschaft nicht beheben. Sie können jedoch einen maßgeblichen Teil dazu beitragen, wenn sie mit Sinn und Verstand eingesetzt werden und alle Aspekte der Nachhaltigkeit (immer basiert auf den Nachhaltigen Entwicklungszielen der Vereinten Nationen/ SDGs) Berücksichtigung finden.

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