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Die Energiewende braucht eine proaktive IT – Konrad Zöschg, SWISSGRID

by Agnes Hartl

Exklusiv im #ConfareBlog mit Konrad Zöschg, SWISSGRID:
Die Energiewende braucht eine proaktive IT

Im heutigen, dynamischen Marktumfeld stehen Unternehmen vor grossen Herausforderungen. Um diesen gerecht zu werden, spielt die interne IT eine entscheidende Rolle. Es geht nicht mehr nur darum, Kundenwünsche zu erfüllen und Anweisungen umzusetzen. CIOs müssen heute aktiv an der Unternehmensstrategie mitarbeiten und sie vorantreiben.

Unsere neueste Recherche für das Factsheet „Proactive IT“ bietet spannende Einblicke. Wir sprechen mit führenden IT-Entscheidungsträger*innen und ausgezeichneten CIOs aus dem Confare Netzwerk. Dieses Factsheet entsteht in Kooperation mit Lakeside Software.

Als Übertragungsnetzbetreiber sichert Swissgrid die Stabilität des Stromnetzes und ist das Rückgrat für die sichere Stromversorgung der Schweiz. In unserem Interview mit dem Confare Swiss #CIOAWARD Preisträger Konrad Zöschg erzählt er über den umfassenden Wandel, der im Bereich der Energiewirtschaft gerade passiert und welche Rolle die IT dabei spielt.

Treffen Sie Konrad Zöschg von Swissgrid und das Team von Lakeside auf dem Confare #CIOSUMMIT Zürich, dem wichtigsten CIO-Treffpunkt der Schweiz. Hier werden die IT-Manager*innen des Jahres mit dem Confare #CIOAWARD ausgezeichnet. Einreichen und nominieren können Sie hier.

Lakeside versorgt IT-Führungskräfte weltweit mit umfassenden Einblicken in ihre IT-Systeme, Infrastruktur und Architektur – eine wesentliche Grundlage für eine wirklich proaktive IT. Melden Sie sich jetzt kostenfrei an, die Teilnahme ist für IT-Manager*innen kostenlos.

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    Was macht eine proaktive IT wirklich aus? Welche Rolle spielst Du als CIO dabei?

    Konrad Zöschg – SWISSGRID: Swissgrid ist in einer Branche tätig, die sich im Umbruch befindet. Mit hohem Tempo macht Europa vorwärts, um die Energiewende und das Netto-Null-Ziel möglich zu machen. Die Schweiz ist mittendrin und verfolgt im Rahmen der Energiestrategie 2050 die gleichen Ziele. Die Transformation des Energiesystems führt zu einem Wegfall zuverlässig planbarer und zu einer Zunahme dezentraler und erneuerbarer Stromproduktion und damit zu neuen Anforderungen an den Netzbetrieb.

    Um die Netzstabilität auch in Zukunft sicherzustellen, haben wir gar keine andere Wahl als proaktiv nach Lösungen zu suchen. Das ist unser Job. Die Kultur, bewusst und zielgerichtet zu agieren, ist bei Swissgrid unternehmensweit verankert. Als IT leisten wir unseren Anteil, indem wir in entsprechende Technologien, aber auch ganz gezielt in die stärkere Datennutzung investieren – dies selbstverständlich gekoppelt mit zusätzlichen Massnahmen für die Informationssicherheit.

    Als CIO lege ich besonderen Wert auf die passende Kultur und die Entwicklung des Skillmix in den einzelnen Teams, ebenso schaffe ich die nötigen organisatorischen Rahmenbedingungen und unterstütze die Entwicklung einer zielgerichteten Daten- und Informationskultur im Unternehmen.

    Wo sind die wichtigsten Handlungsfelder, um eine IT von einer reaktiven IT zu einer proaktiven IT zu verändern?

    Konrad Zöschg – SWISSGRID: Für mich ist der erste Schritt klar: Wir müssen das Verständnis fördern, warum proaktives Handeln wichtig ist. Das ist in unserem Fall relativ einfach. Es ist tief in der Unternehmens-DNA verankert, dass das Licht sprichwörtlich nicht ausgehen darf. Wir müssen jederzeit für den Echtzeitbetrieb, für allfällige Störungen im Netz und für einen BCM-Fall gerüstet sein.

    Die Grundlage haben wir mit einer neuen ICT-Strategie gesetzt. Diese beinhaltet technische, aber auch organisatorische und kulturelle Aspekte. Ich bin kein Fan von Reorganisationen und fokussiere lieber auf die Entwicklung der Zusammenarbeit. Mein Ziel ist es, eine Kultur reifen zu lassen, in der im Vordergrund steht, gemeinsam Ziele zu erreichen. Ebenfalls ist mir wichtig, dass wir aus Fehlern lernen und die Erkenntnisse dann zukünftig nutzen. Zusätzlich hilft es, wenn wir neue Technologien einsetzen können; das motiviert das Team natürlich auch.

    Welche Bedeutung haben Nachhaltigkeit und Human Experience dabei?

    Konrad Zöschg – SWISSGRID: Nachhaltigkeit in der IT umfasst für mich im Wesentlichen zwei Aspekte: der Mensch und die Effizienz. Mir ist es wichtig, dass wir als Team nicht nur unsere fachlichen, sondern auch unsere persönlichen Kompetenzen weiterentwickeln. Wissen allein genügt nicht, um eine nachhaltige Entwicklung unseres Bereichs zu erreichen. Wir müssen zusätzliche Fähigkeiten besitzen wie beispielsweise Flexibilität, Zielgerichtetheit, Innovationsfähigkeit und Verantwortungsbewusstsein.

    Ebenso gilt es, die maximale Leistung mit optimalem Aufwand zu erzielen, also möglichst effizient zu sein. Ich habe bewusst optimal und nicht minimal gesagt. Dies bedeutet für mich die Balance zwischen Energieverbrauch, Finanzen, Wissen, Dauerhaftigkeit der Lösung versus deren Anpassungsfähigkeit.

    Du hast vorhin Innovationsfähigkeit erwähnt. Was bedeutet Innovation für Swissgrid?

    Konrad Zöschg – SWISSGRID: Innovation ist ein breit genutzter Begriff. Anteilsmässig gesehen machen wir sehr viel im Sinne des KVP. Ergänzend haben wir Gefässe, um Ideen auszuprobieren und Pilotversuche daraus zu entwickeln. Entscheidend ist, dass „Innovation“ nicht nur in einem Team und nach Plan entsteht.  Ich finde sehr selten eine gute Idee allein und im stillen Kämmerchen, sondern in Interaktion mit Kolleginnen und Kollegen aus unterschiedlichen Disziplinen. Darum braucht es für Innovation eine Kultur des Austausches, des Lernens aus Fehlern, der Offenheit für Anderes und das möglichst über Organisationsgrenzen hinweg. Auch dank dem Austausch und dem Feedback unserer brancheninternen Kunden und Partner in der Schweiz und in Europaentwickeln wir uns stetig weiter.

    Wie verändern sich IT-Organisation und IT-Strategie dabei?

    Konrad Zöschg – SWISSGRID: Die IT-Organisation selbst hat sich bei uns nach der Definition der IT-Strategie nicht geändert. Swissgrid ist gewachsen, darum gab es auch im IT-Bereich zwei bis drei Teams mehr. Sehr viel stärker haben wir uns auf agile Arbeitsmethoden – konkret die Kanban-Prinzipien – für die Optimierung der Zusammenarbeit und der Umsetzungsperformance fokussiert. Wir investierten in die Teamentwicklung, förderten den Austausch zwischen den Teams und setzten Prioritäten, welche Arbeiten wir zuerst gemeinsam erledigen. Die IT-Strategie lieferte dazu die Basis. In den letzten zwei Jahren ist es uns gelungen, nebst der Sicherstellung der konstant sehr hohen Systemverfügbarkeit, die Anzahl Projekte um 50% zu erhöhen und gleichzeitig die Quote der verzögerten Projekte zu halbieren.

    11. CIOSUMMIT Zürich

    Welche Anforderungen gibt es an IT-Infrastruktur und IT-Architektur, um die Rolle einer proaktiven IT spielen zu können?

    Konrad Zöschg – SWISSGRID: Für eine proaktive IT spielt die bereits genannte Zusammenarbeit eine wichtige Rolle. Zudem haben wir in der ICT-Strategie drei wesentliche Änderungen eingefügt: Erstens richten wir neu nach dem Prinzip „reuse-before-buy-before-make“. Damit wollen wir erreichen, dass wir neue Bedürfnisse möglichst mit bestehenden Lösungen umsetzen. Damit sind wir schneller, es kann aber sein, dass nicht alle Bedürfnisse erfüllt werden. Zweitens haben wir die Strategie technologisch so ausgerichtet, dass wir uns durch die Lifecycle-Projekte von „Late Majority“ zu „Smart Follower“ entwickeln. Damit haben wir auch die Cloudnutzung in Ergänzung zu unserer weiterhin starken On-Prem Basis gestärkt.

    Als dritten Punkt haben wir beim ICT-Architektur-Zielbild auch den Bereich Daten-Zielarchitektur festgelegt. Damit haben wir Orientierung geschaffen inklusive einer Roadmap für eine zügige Umsetzung.

    Welche Tools, Mechanismen und Methoden haben sich bewährt, um die Bedürfnisse und Wünsche der Mitarbeiter*innen an eine proaktive IT zu verstehen?

    Konrad Zöschg – SWISSGRID: Wir haben das günstigste Tool der Welt verwendet: der offene und ehrliche Austausch auf Augenhöhe.

    Wie sind wir vorgegangen? Wir haben unsere Herausforderungen und unsere Handlungsfelder definiert und Lösungsansätze in einer kleinen Gruppe mit Kolleginnen und Kollegen aus unterschiedlichen Bereichen diskutiert. Danach wurden alle Mitarbeitenden informiert, wie wir die erarbeitete Basis umsetzen. Seit der Lancierung führen wir auf verschiedenen Ebenen regelmässig Retrospektiven durch und diskutieren allfällige Korrekturmassnahmen und die nächsten Schritte.

    Was macht das Erlebnis des Anwenders am digitalen Arbeitsplatz aus? Wie kann eine proaktive IT dazu beitragen und das gestalten?

    Konrad Zöschg – SWISSGRID: Swissgrid ist Übertragungsnetzbetreiberin und damit das Rückgrat der Schweizer Stromversorgung. Verfügbarkeit, Stabilität und Sicherheit sind oberstes Ziel. Die Sicherheitskultur schlägt sich auch auf den digitalen Arbeitsplatz nieder. Wir werden keinen Preis für die Userexperience gewinnen, dafür sind die Sicherheitsmassnahmen einfach zu hoch.

    Wichtig ist hier der intensive Dialog zwischen den Nutzerinnen und Nutzern und uns in der IT. Damit erreichen wir idealerweise eine Erhöhung der Sicherheit und der Usability. Ich kann dafür ein gutes Beispiel präsentieren: Durch den geschickten Einsatz von neuen technischen Ansätzen gelingt es uns durchaus auch immer wieder, höhere Sicherheit mit besserer User Experience zu verbinden. Ich denke da beispielsweise an passwordless authentication.

    Wie wirkt sich diese proaktive Rolle auf die Zusammenarbeit mit Geschäftsführung und Fachabteilungen aus?

    Konrad Zöschg – SWISSGRID: Durch den offenen Dialog gelingt es uns, das gegenseitige Verständnis zu fördern und unsere gemeinsamen Ziele effektiver umzusetzen. Durch die Gespräche erfahren wir, welche Anforderungen mehr Dringlichkeit haben und welche auch später umgesetzt werden können. Wir suchen aktiv und gemeinsam nach Lösungsansätzen und kommen so weiter.

    Es ist somit nicht mehr notwendig, einen Halbtagesworkshop für die Geschäftsleitung durchzuführen um unsere IT- und Transformationsprojekte zu priorisieren. Dank den Gesprächen zwischen Fachbereichen und IT ist die Priorisierung bereits erfolgt und die Geschäftsleitung muss nur noch punktuell nachjustieren.

    Genderhinweis: 

    Zur besseren Lesbarkeit dieses Blogartikels verwenden wir das generische Maskulinum. Die in diesem Blogartikel verwendeten Personenbezeichnungen beziehen sich – sofern nicht anders kenntlich gemacht – auf alle Geschlechter.

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