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Was die Pappas IT und ein Flugzeugträger gemeinsam haben – Forward Presence als Führungsinstrument

by Annecilla Sampt

Once Upon A Time On An Aircraft Carrier – Es war einmal auf einem Flugzeugträger

Vor rund 25 Jahren hatte Oliver Gaugg die Chance ein paar Wochen auf einem Flugzeugträger zu verbringen. Genau die wertvollen Erfahrungen dort haben ihm geholfen, bei seiner Übernahme der Pappas IT, sein Team auf sehr unkonventionelle Art zusammenzuschweißen und eine Neuausrichtung des Unternehmens zum Service Provider auf Kurs zu bringen. Erlebnisse und Begegnungen, die Gaugg damals auf dem Flugzeugträger Nimitz hatte, transformierte er in nützliche kurze Geschichten für seine Mitarbeiter und Kunden. Schnell war klar, dass die Erlebnisberichte, die sich vordergründig um Strategien und Abläufe auf diesen Giganten der Meere drehen, alle begeistern. Aus dem Fundus seiner Erfahrungen schuf er sowohl wunderbare Gleichnisse für Führungsarbeit als auch die Basis zur Entwicklung innovativer, serviceorientierter IT-Lösungen. Und ganz nebenbei regte er damit nicht nur die Kreativität und Produktivität seiner Mitarbeiter an, sondern auch die von Kunden und Geschäftspartnern.

Allein wie Gaugg mit einem Modell eines Flugzeugträgers in seinem Büro die Plattform IT in stürmischen Zeiten präsentiert, hat viele Menschen im Unternehmen begeistert und zum Nachdenken gebracht. Das begeistert nicht nur Mitarbeiter, Lieferanten und Kunden von Oliver Gaugg, sondern auch die Jury für den Confare #CIOAWARD und macht ihn zu einem spannenden Kandidaten für den Preis und die begehrte Auszeichnung als #TopCIO 2020.

Doch was hat die Automobilbranche mit einem Flugzeugträger zu tun?

Pappas ist ein Schlüsselspieler in der österreichischen Automotive-Branche seit 1948 mit dem Hauptfirmensitz in Salzburg. Wir sind auf dem Weg uns neu auszurichten: Wir sind nicht nur Automobilhändler, sondern auf dem Weg zum IT-Service-Provider.

Als Führungskraft war ich auf der Suche nach einem starken Bild, das mehrere Funktionen zu erfüllen hat: erstens ging es mir um ein starkes Gleichnis, das mir helfen würde, mein Team durch den digitalen Wandel zu führen. Zweitens etwas Starkes, das auch die andere Geschäftsführer mitreißen würde, und drittens ein Symbol, dass auch bei unseren Kunden für Eindruck sorgen würde.

Der Flugzeugträger als Sinnbild für Stabilität und Erneuerung mitten im Umbruch. Eine schwimmende Plattform als zentrale Idee an der man die Ausrichtung der IT-Ziele mit der Unternehmensstrategie schön in Einklang bringen kann.

Confare #CIOSUMMIT 2020 Anfang September in Wien
Österreichs größtes IT-Management Forum

Hier treffen sich mehr als 450 IT-Manager, gesamt etwa 600 Branchenprofis der österreichischen IT-Branche unter dem Motto The Decade of the CIO – JETZT.ALLES.ANDERS

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„Forward Presence“ bezeichnet den projizierten und eingelösten Führungsanspruch der US – Navy auf den Weltmeeren. In der Luftfahrt und auf Flugzeugträgern arbeiten seit fast hundert Jahren die besten Vordenker, Innovatoren und Visionäre. Und deren Denkweise hat mich schon immer fasziniert. Da ich sehr eng mit der Geschäftsleitung zusammenarbeite und immer die betriebswirtschaftlichen Belange im Auge behalte, war mir wichtig, dass mein Flugzeugträger von allen Seiten sehr wohlwollend angenommen wird.

Es klingt vielleicht banal: am Anfang hat mir bei der Visualisierung meiner Ideen ein Kinderspielzeug geholfen. Ein kleiner Flugzeugträger auf dem ich Modelle unserer Automobil-Dachmarken platziert habe. Klar wurde ich dafür anfangs belächelt. Ein Grund dafür war, dass unsere IT früher tendenziell technologieorientiert gewesen ist und es für einige Mitarbeiter ein Novum war, dass die geschäftliche Perspektive mehr in den Mittelpunkt gerückt wurde. Mit Hilfe eines großen Flugzeugträger-Gemäldes, welches ich bei einem Künstler in Auftrag gegeben habe und das jetzt mein Büro schmückt, konnte ich meine Vision und das neue Mindset auch visuell stärker transportieren.

Der Flugzeugträger versinnbildlicht sowohl die laufende Prozessoptimierung interner Workflows, als auch die massive Außenwirkung dieser Maßnahmen. Meine Geschichten vom Flugzeugträger kamen bei meinem Team gut an. Die meisten Mitarbeiter fanden Gefallen an dem Narrativ und das führte zu einer starken intrinsischen Motivation: auf sehr vielen Schreibtischen bei uns stehen Modelle von Flugzeugträgern. Das Resultat war eine fühl- und messbar höhere Produktivität und Kundenzufriedenheit. Der Erfolg brachte im Team mehr Lust auf Innovation. Ich war selbst überrascht, wie sich diese positive Entwicklung auch bei mir ausgewirkt hat.

Natürlich lässt sich das Bild vom Flugzeugträger auch auf andere Branchen übertragen, weil es so einfach und modulhaft ist.

Wie wirksam ist Ihrer Ansicht nach Storytelling als Führungsinstrument?

Sehr.
Lassen Sie mich Ihnen ein Beispiel geben: bevor Düsenjets oder Helikopter von einem Flugzeugträger starten, gibt es sogenannte „FOD Alerts“ an Deck. FOD steht für „Foreign Object Debris“, also unerwünschte Fremdkörper, Metallteile oder Verunreinigungen. Kleinteile, Splitter oder Schrauben haben an Deck nichts verloren. Durch die Druckwelle von Düsenjets oder Rotoren können sich diese nämlich sehr schnell in gefährliche Geschosse verwandeln. Kleine Ursache, große Wirkung.

Also geht bei solchen regelmäßigen FOD Alerts die gesamte Deck-Belegschaft Schulter an Schulter das Flugfeld entlang und sucht den Boden nach etwaigen herumliegenden Teilen ab.
Stellen Sie sich das bildlich vor: während so einer Kontrolle suchen hunderte Matrosen, Piloten, einschließlich Offiziere, jeden Winkel des zwei Hektar großen Flugdecks. Man sieht ALLE das Deck absuchen. Ein faszinierender Anblick.

Man kann stundenlange über Teamspirit und Achtsamkeit bei kleinen Details in Projekten referieren. Mit der einprägsamen Schilderung eines FOD, wo alle hierarchieübergreifend bei der Suche mithelfen, hinterlasse ich im Kopf ein starkes Bild und damit einen bleibenden Eindruck.

Es beeindruckt mich, wie sehr Geschichten, die schon von unseren Vorfahren am Lagerfeuer erzählt wurden, ein Antrieb menschlicher Evolution waren. Mit Geschichten wurde altes Wissen weitergegeben, vor Gefahren gewarnt und neue Ideen verbreitet. Diesen positiven Effekt wollte ich mir zunutze machen, weil ich mir am Anfang – zugegebenermaßen – noch eher schwer getan habe, meine Ideen meinem Team zu vermitteln. Meine Erfahrungen am Flugzeugträger sind ein einfaches und nützliches Transportmittel von Visionen.

Lieber eine gute Anekdote zum Thema Sicherheit erzählen, als 20 langweilige Powerpoint Grafiken. Lieber ein starkes gemeinsames Bild schaffen, das sich jeder Mitarbeiter auch leicht für das eigene Arbeitsumfeld einprägen kann. Eine gute Flugzeugträger-Geschichte bleibt länger in Erinnerung, wirkt nach – vielleicht sogar mit einem Lerneffekt – und erzeugt obendrein noch einen Multiplikator-Effekt, wenn sie weitererzählt wird.

Sie benutzen Flugzeugträger als Metapher für Ihre IT-Organisation – Wie kommt es zu diesem exotischen Beispiel?

Ich werde das oft gefragt. Meine Leidenschaft für das Thema ist ungebrochen. Angefangen hat alles in den 90ern, nach meinem Wirtschaftsstudium. Ich war immer schon sehr interessiert an Innovationen und neuen Arbeitstechniken.

Mit einer – zugegeben – Riesenportion Glück hatte ich die Gelegenheit auf einen Flugzeugträger der US Navy zu kommen. Dort habe ich über einen Zeitraum von gut drei Wochen die Erfolgsgeheimnisse der besten Schiffsarchitekten, Seemänner, Offiziere, Besatzungsmitglieder und Piloten der USS Nimitz niedergeschrieben. Sehr spannend.

Flugzeugträger sind extrem komplexe Konstrukte. Allein der Bau – von der Planung bis zur Inbetriebnahme – dauert fast ein Jahrzehnt. Das ist schwer greifbar. Wo waren Sie vor 10 Jahren?
Für mich stellt ein Flugzeugträger neben seiner Vielschichtigkeit und Funktionalität eine wunderbare, unerschöpfliche Projektionsfläche für verschiedenste Themen dar, mit denen eine moderne IT-Organisation konfrontiert ist: Digitalisierung, Robotics, A.I., Change Management, Prozessorientierung, Automatisierung, technologische Innovationen, etc.

Die Notizen, die ich damals angefertigt habe, waren und sind die Basis meiner Überlegungen. Das Wissen, das ich in meinem Unternehmen teile, sorgt nicht nur intern für eine höhere Leistungsfähigkeit und neue Kreativität, sondern hat all meine Erwartungen und Branchengrenzen gesprengt. Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, mein Team, mithilfe origineller, nachvollziehbarer Gleichnisse aus dem Kosmos eines Flugzeugträgers dazu zu ermächtigen, schnelle skalierbare IT-Lösungen zu finden.

Wo genau liegen die Parallelen?

Es gibt unendlich viele Parallelen. Ich könnte tagelang darüber referieren.
Lassen Sie mich ein Beispiel für eine Parallele geben: warum es so wichtig ist, sich die neuesten Technologien genau anzuschauen, vernetzt zu denken und nach Synergien zu suchen. 1903 gelang den Brüdern Wright der erste Flug mit ihrem Doppeldecker. Die Marine interessierte sich sehr bald für diese Erfindung und wollte diese von einem Schiff aus starten lassen. Doch gab es damals einfach kein Schiff, das darauf ausgerichtet war: ein völlig neuer Blickwinkel war für diese Herausforderung notwendig und der Einsatz modularer Bauweisen. Kreatives Denken war gefragt. Diese Kombination aus Effizienz und Innovation hat mir gefallen.

Während die Luftfahrt noch in den Kinderschuhen steckte, hat man also schon begonnen über Plattformen im Wasser nachzudenken, von denen aus die Flugzeuge starten könnten. Erstens Fliegen und zweitens Plattformen im Wasser!!! Dieses einfache Bild ist bei mir hängen geblieben. Dass hat sich irgendwie bei mir eingeprägt. Ich fand, es wäre ein starkes Symbol, weil die Parallelen zur IT-Branche so offensichtlich sind.

Welche Technologien sind heute völlig neu? Wie lassen sich diese mit anderen Innovationen nützlich verbinden?

Allein die vielen Möglichkeiten für die so eine schwimmende Plattform steht, inspirieren mich. Es gibt so viele Parallelen zur Wirtschaft und IT: die Kommunikation zwischen den Teams, die Abläufe und die notwendige Infrastruktur, die dieses vernetzt orchestrierte Zusammenspiel zulässt. Viele Aufgaben der modernen IT drehen sich darum einerseits Stabilität in einem völlig unstabilen Umfeld zu bieten und trotzdem maximale Flexibilität um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Flugzeugträger vereinen für mich Tradition und Innovation: ein Flugzeugträger verbindet viel Erfahrung und ist darauf ausgerichtet, mindestens 40 Jahre in Betrieb zu sein und jederzeit die aktuellste Technik zu implementieren. Wir leben in Zeiten exponentiell zunehmender digitaler Innovationen und Disruptionen. Es lässt sich nur schwer abschätzen, was in den nächsten Jahren an Services benötigt wird. Gerade, um da rasch agieren und reagieren zu können, braucht es meiner Meinung nach fokussierte IT-Organisationen als stabile und modulare Plattformen: „Der Flugzeugträger, von dem schnelle Düsenjets abheben und auf dem sie auch wieder sicher aufsetzen, liefert dafür eine perfekte Metapher.“ Für die IT und für Flugzeugträger gilt daher, sich nicht abzuschotten, sondern mit Wachsamkeit unterwegs zu sein. Über Fachbereichsgrenzen hinweg da zu sein, zu unterstützen und zu beraten.

Wie wirkt sich dieses Modell auf die Strategie, die Zusammenarbeit mit den Fachbereichen und die Digitalisierung des Unternehmens aus?

Das Modell hat einen sehr positiven Impact auf die Strategie.
Es versinnbildlicht die Stellung der IT als sicheren und hoch effizienten Stützpunkt in der rauen See der Veränderungen. Mit diesem klaren Symbol habe ich meine Mannschaft stärker vereint. Außerdem war es damit einfacher komplexe strategische Zusammenhänge der IT besser zu vermitteln und den gestalterischen Anspruch zu unterstreichen.
Wenn man sich die kritischen Faktoren der Digitalisierung anschaut kommt man immer wieder zu einem Schluss: Diese sind meist analog. Grund dafür ist der Faktor Mensch. Und genau das war, ist und wird bei der Digitalisierung die größte Herausforderung sein.

Was sind Ihre 3 wichtigsten Tipps für Menschen, die sich eine Karriere als CIO vornehmen?

Mein erster Tipp wäre es, ein sehr gutes und vertrauensvolles Verhältnis mit der Geschäftsleitung aufzubauen. Nur so ist es möglich Informations- und Datenarchitektur, Geschäftsprozesse, Sicherheit und Technologie als Kernfunktion für das Unternehmen zu führen.

Zweitens: der CIO muss sich als Speerspitze der Unternehmensprojekte und Digitalisierung etablieren.

Drittens: der erfolgreiche CIO muss unbedingt neben Technologieverständnis und Führungsqualitäten auch fundierte Wirtschaftskompetenz mitbringen.

Das sind für mich die drei wichtigsten Bausteine zum Erfolg von denen alle im Unternehmen profitieren.

Confare CIO Summit 2020
Österreichs größtes IT-Management Forum

Use Cases, Insights, Meet-Ups, Chats & Austausch auf Augenhöhe.
Workshops zu Topics wie Agiles Management, Cybersecurity, Leadership, AI Innovation, Fehlerkultur und IT & OT mit voestalpine, Red Bull, STEYR Arms, Porsche Informatik, Stadt Wien uvm.

*Für CIOs und IT-Manager ist die Teilnahme mit keinen Kosten verbunden

Was bedeutet der Confare CIOAWARD für Sie persönlich?

Es ist großartig, dass es ein Forum gibt, auf dem außergewöhnliche und bemerkenswerte Leistungen aus der IT-Branche sichtbar gemacht und honoriert werden. Der Preis ist für mich eine öffentliche Anerkennung von Spitzenleistungen und ein richtiges Signal für die österreichische Wirtschaft.

Ich finde es auch schön, dass durch die Einbindung des Bundesministeriums für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort der Confare CIO AWARD einen noch höheren Stellenwert bekommt.

Confare CIO Award

Bundesministerin Margarete Schramböck und die Stadt Wien unterstreichen die gesellschaftliche Bedeutung des Confare #CIOAward: hier weiterlesen

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