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Mehr als nur Technologie: Diversity wird zum entscheidenden Faktor für ein resilientes Software-Development-Team

by Sandra Weinkopf

2021 hat es gestartet: Beim ersten Confare Female IT-Mentoring tauschten sich erfolgreiche Frauen in CIO-Position mit weiblichen High Potentials aus. Die hohe Resonanz, die diese Initiative in der Branche ausgelöst hat, zeigt: Die IT braucht AUCH Weiblichkeit. Denn: Diversity macht wahre Resilienz eines Teams aus, davon ist Nadine Felicioni überzeugt. Sie ist als Full Stack Applikations-Entwicklerin bei der Zürcher Kantonalbank in einer Männerdomäne erfolgreich.

Das Arbeitsumfeld könnte spannender nicht sein: “IT made in Chreis 5” ist das Motto der ZKB IT und des CIOs Remo Schmidli. Digitale Transformation und Innovation hat man sich hier genauso auf die Fahnen geschrieben wie einen modernen Stil, was Leadership und Zusammenarbeit betrifft. Für unsere Blogreihe „Frauen in der IT“ haben wir von Nadine erfahren, welche Vorbilder sie motivieren und welche Tipps sie für junge Frauen hat, die Karriere in der IT machen wollen.

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Nadine Felicioni, welche Bedeutung hat Gender Diversity für ein Unternehmen? Welche Vorteile bringt ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis?

Meiner Ansicht nach hat die Gender Diversity eine zentrale Bedeutung, speziell in der IT-Branche.

Das klischeehafte Bild vom männlichen Computer-Nerd-Stereotyp ist in der Gesellschaft noch tief verankert: Der Einzelgänger, der bis spät in die Nacht unaufhörlich in die Tastatur hämmert und auf mehrere Bildschirme mit dunklem Hintergrund und grüner, kryptischer Schrift starrt.

Die Wirklichkeit sieht jedoch anders aus. Das technische Knowhow macht durchaus einen wichtigen Teil der Software-Entwicklung aus, jedoch sind organisatorische und kommunikative Fähigkeiten ebenso essenziell. Software-Entwickler und Software-Entwicklerinnen müssen vielseitig und integrativ denken. Teamwork ist gefragt. Jeder und jede hat woanders seine Stärken.

 Gender Diversity führt zu einem resilienten Team, da Probleme aus verschiedenen Sichtweisen angeschaut werden. Aus meiner Sicht besteht noch Nachholbedarf, was die Gender-Vielfältigkeit von Teammitgliedern betrifft, aber auch die kulturelle Vielfalt und unterschiedliche Ausbildungshintergründe der Mitarbeitenden müssen weiterhin gefördert werden.

Die IT-Branche ist immer noch männlich dominiert. Ist es hier besonders schwer, als Frau Karriere zu machen?

Ich befinde mich noch am Anfang meiner Karriere und kann nur aus einer persönlichen Sicht auf diese Frage antworten. Obwohl die IT-Branche sehr männerdominiert ist, hatte ich bis zum heutigen Tag keine Schwierigkeiten oder diskriminierende Erlebnisse. Ich wurde in jedem Team immer gut empfangen und konnte mich stets schnell integrieren. Arbeitsbedingungen sind befriedigend, wenn als Team an einem Strick gezogen und am Ende das Produkt zusammen geliefert wird. Von den Vorgesetzten wurde ich stets fair behandelt und aktiv gefördert. Meine Erfahrungen haben gezeigt, dass Frauen sehr gute Chancen in der IT-Branche haben, da immer mehr Unternehmen Frauen suchen und anstellen.

Meiner Meinung nach ist der Grund, wieso sich viele Frauen gegen eine technische Karriere entscheiden, das stereotypische Bild des Jobs in der IT, das abschreckend auf gewisse Frauen wirkt, weil sie sich nicht kompetent genug dafür halten.

Nadine Felicioni Gender DiversityWie geht es Mädchen in der technischen Ausbildung?

Auch hier kann ich nur meine persönlichen Beobachtungen schildern: Nach Abschluss der Matura hatte ich nur eine vage Vorstellung von meiner beruflichen Zukunft. Deshalb habe ich mich für ein Studium in Geographie entschieden, da es sich um ein sehr breitgefächertes und interdisziplinäres Fachgebiet handelt. Am Anfang des Studiums waren die Frauen in der Überzahl. Aber als ich mich in Geoinformatik spezialisierte, waren sie klar in der Minderheit.

Gewisse Frauen trauen sich nicht eine technische Ausbildung zu absolvieren, weil Informatik den Ruf hat, ein schwieriger Studiengang zu sein. Diese Zweifel hatte ich anfangs auch. Wir sind geprägt von Klischees, welchen wir schon im Kindesalter begegnen. Schon in der Primarschule hiess es: “Mädchen sind sprachbegabt, Jungs sind gut in Mathe.” Das prägt auch unsere Wahrnehmung typischer Männer- und Frauendomänen. Wir müssen aus diesem Erziehungsmuster ausbrechen. Es muss ein Umdenken in der Gesellschaft stattfinden.

Welche Bedeutung haben Role Models und Vorbilder?

Auch wenn ich von vielen erfolgreichen Frauen wie Michelle Obama, Angela Merkel oder Malala Yousifazi beeindruckt bin und sie bewundere, habe ich persönlich kein bestimmtes Vorbild. Ob es wohl daran liegt, dass es noch zu wenige weibliche Vorbilder in der IT gibt? Für mich ist es einfach wichtig, immer ein Ziel vor Augen zu haben. Dazu brauche ich kein konkretes Vorbild.

Dennoch glaube ich, dass Role Models wichtig sind, um die Gender-Situation in der IT zu verbessern. Weibliche Vorbilder zeigen uns, dass man als Frau kein isolierter Sonderfall ist, wenn man einen Job im technischen Bereich anstrebt und Erfolg hat. Das ist ein wichtiger erster Schritt, um die Gender-Lücke zu füllen.

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Was sind denn Ihre 3 wichtigsten Tipps an junge Frauen, die in der IT oder in der IT-Branche Karriere machen wollen?

  • Keine Angst vor neuen Herausforderungen

Kaum eine Branche ist so schnelllebig und vielfältig wie die IT. Es ist völlig normal, dass man kein Experte, keine Expertin in jeder Technologie und Programmiersprache sein kann. Es geht allen gleich: Man kann nicht alles wissen. Mit dieser Einstellung muss man Herausforderungen angehen und diese als Chance betrachten. Wenn mal was nicht klappt, dranbleiben! Es ist alles lernbar.

  • Fragen!

Neue, bisher unbekannte Probleme anzugehen, ist Teil des Alltags in der Software-Entwicklung. Manchmal werden die Lösungen nicht auf Anhieb gefunden. Wenn lange genug gesucht wird, ergibt sich meistens die Lösung und wenn nicht, ist es auch nicht weiter schlimm. Es gibt bestimmt jemanden aus dem Team, der sich in diesem Bereich besser auskennt.

Wenn Aufgabenstellungen oder Aufträge nicht klar sind, heisst es nicht, dass zu wenig Kompetenz vorhanden ist, um sie zu verstehen – einfach nachfragen!

Fragen zu stellen ist keineswegs ein Zeichen von Schwäche oder Inkompetenz. Fragen bedeutet, weiterkommen zu wollen, offen für Neues und interessiert an der Lösung eines Problems zu sein.

  • Gegenseitig unterstützen statt sich miteinander zu vergleichen

Wenn andere in gewissen Bereichen über mehr Knowhow verfügen oder schneller vorankommen, heisst es nicht, dass man seinen Job weniger gut macht. Jeder und jede hat einen anderen Background und bringt andere Stärken mit. Verschiedene Expertisen und Erfahrungen ermöglichen Wissensaustausch und folglich das Bewältigen komplexer Problemstellungen.

Wo gibt es denn aus Ihrer Sicht die größten Handlungsfelder in Unternehmen und in der Gesellschaft, um diese Situation zu verbessern?

Wir müssen dieses klischeehafte Bild vom Männerberuf loswerden und die Informatik attraktiver sowie gesellschaftsfähiger gestalten. Dafür müssen die Berührungsängste mit diesem Fach abgebaut werden, die Fachkarriere einen höheren Stellenwert bekommen und bereits früh in der Schule vermittelt werden. Als 1868 Marie Vögtlin sich als erste Schweizerin entschied Medizin zu studieren, war dies ein schweizweiter Skandal. Heute sind mehr als die Hälfte der Medizinstudierenden Frauen. Hoffentlich braucht es nicht so lange für einen Wandel im IT-Bereich.

Um mehr Frauen in der IT-Branche beschäftigen zu können, benötigt es auch Unterstützung der Unternehmen, um Job und Familie einfacher unter einem Hut zu bringen. Meiner Meinung nach müssten mehr Teilzeitstellen ausgeschrieben und flexible Arbeitszeiten sowie mehr Home-Office für Väter und Mütter angeboten werden.

Ich bin hierbei zuversichtlich. Gerade diese Woche hat die Geschäftsleitung der Zürcher Kantonalbank die Advance Diversity Charter unterzeichnet. Wir verpflichten uns damit, die Geschlechtervielfalt, insbesondere den Aufstieg der Frauen in leitende Positionen, zu fördern.

Welche Rolle spielen Mentoring und Coaching? Wo kann man sich Unterstützung suchen?

Um Gender Diversity zu fördern, ist meiner Meinung nach Mentoring und Coaching der zielführendere Ansatz als Frauen-Quoten einzuführen. Es ist ein Instrument, um vor allem jungen Frauen den Einstieg in die IT zu erleichtern, indem ihnen bei beruflichen und persönlichen Herausforderungen zur Seite gestanden wird. Diese Ansprechpersonen kann man über verschiedene Wege finden: Innerhalb der Familie, im Freundeskreis oder im Rahmen von Mentoring-Programmen, die je länger je mehr von Unternehmen angeboten werden.

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