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Pia Burchhart, APG, über die Power der Vielfalt: Erfolgreiche Führungskräfte in diversen Teams

by Agnes Hartl

Exklusiv im #ConfareBlog mit Pia Burchhart, APG:
Die Power der Vielfalt: Erfolgreiche Führungskräfte in diversen Teams

Pia Burchhart ist Teamlead IT – Govern Engage Transform bei der Austrian Power Grid. Sie setzt sich dafür ein, dass in ihrem Team Diversity gelebt wird, dabei ist ihr ein konstruktives Miteinander sehr wichtig. Ihre Erfahrungen teilt Pia gerne mit IT-Karrierestarterinnen, daher ist sie auch eine der engagierten Mentorinnen, die im Rahmen des Confare Female IT-Mentorings aktiv dazu beitragen, weibliche IT-Laufbahnen zu unterstützen.

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Machtstrukturen / Patriachat im Unternehmen – Wie geht man damit um? Welche Empfehlungen hast du an Frauen in der IT? 

Pia Burchhart: Glaub an dich und deine Fähigkeiten. Vertiefe dein Wissen und werde zur Expertin in dem Thema.

Ich persönlich habe nie den Eindruck gehabt, gegen Machtstrukturen ankämpfen zu müssen. Ich hatte das Glück immer tolle / herausfordernde Aufgaben erhalten zu haben und mich bei der Umsetzung von Projekten weiterentwickeln zu dürfen. Dabei ist es mir auch oft gelungen, nicht nur mich selbst weiterentwickeln zu können, sondern auch Projektteammitglieder entwickeln zu können, was mich einerseits mit Dankbarkeit und andererseits mit Stolz erfüllt hat. 

Als ich in 2008 in der APG begonnen habe, war ich innerhalb der APG die erste Frau, die sich mit IT-Themen beschäftigt hat und auch in den Fachbereichen waren ältere Männer in den Expertenrollen. Ich habe jedoch den Eindruck gewonnen, dass es kein „Kampf“ war, sondern ich von vielen sehr erfahrenen Personen lernen durfte. Ich kann mich an ein Meeting erinnern, in dem ich als Vertretung für meinen damaligen Abteilungsleiter zum Vorstand musste. Es war für mich das erste sogenannte „Technik-Meeting“ und ich war wirklich nervös, da ich nicht nur passiv in der Zuhörerrolle dabei war, sondern auch ein Thema zu präsentieren hatte. Vor dem Vorstandsbüro hat ein anderer sehr erfahrener Abteilungsleiter mit mir gesprochen und hat mir den Tipp gegeben „Du brauchst keine Sorge haben, in dem Thema bist du die Expertin, sprich nur langsam und geh dann auf die Fragen vom Vorstand ein, dann wird alles passen“. Es hat mich wirklich beruhigt und ich habe ihn in der Rolle wie einen Mentor empfunden.

Was macht eine erfolgreiche Führungskraft in einem diversen Team aus?  

Pia Burchhart: “Erfolgreiche Führung ist, die Vielfalt als Stärke zu betrachten.” Im Recruiting war mir daher wichtig, die richtigen Leute für die einzelnen Aufgaben zu finden und dabei unterschiedliche Persönlichkeitstypen nach PCM-Process Communicaton Model (Logiker, Macher, Beharrer, Empathiker usw.) zu berücksichtigen. Im Ergebnis ist nun mein Team recht divers. Meiner Überzeugung nach generiert die Vielfalt der verschiedenen Typen nicht nur mehr Lösungen, sondern ermöglicht es auch, durch unterschiedliche Sichtweisen bereits im Vorfeld Gegenargumente oder unterstützende Argumente vorzubereiten.

Umorientierung / Neuorientierung / Quereinstieg – Welche Perspektiven kann die IT bieten? Welche Erfahrungen hast Du mit Quereinsteiger*innen?

Pia Burchhart: Die IT ist sehr vielfältig und auch als Quereinsteigerin hast du sehr gute Chancen. Es gibt neben zahlreichen Studienrichtungen auch sehr gute berufsbegleitende Kurse am WIFI, aber natürlich auch Onlinekurse, dabei gibt es auch einiges kostenlos bzw. mit guten Fördermöglichkeiten. Es werden so viele IT-Fachkräfte gesucht – nutze die Chance!

IT heißt jedoch auch ständiges Weiterlernen! Programme & Technologien entwickeln sich weiter, du musst am Laufenden bleiben.

Bei mir im Team gibt es die Möglichkeit, ein 6-monatiges Berufspraktikum zu absolvieren, dies ist eine wunderbare Möglichkeit, erste Erfahrungen in der Berufswelt zu sammeln. Dabei kann ich persönlich empfehlen, dass “Frau” offen für diverseste Aufgaben bzw. Themen ist. Es gibt keine Tätigkeit, bei der du nicht etwas lernen kannst! Bei manchen Aufgaben vertieft man das Wissen oder baut neues Wissen auf, bei anderen Tätigkeiten werden Sozialkompetenzen benötigt oder bestimmte Methodiken kommen zum Einsatz. Sei offen, reflektiere: Was habe ich gelernt? Was hätte ich dabei besser machen können? Wer oder was hat mir bei der Erfüllung am besten geholfen? Was wäre nützlich gewesen, zuerst zu wissen / zu machen?

Starte immer mit einer positiven Einstellung und bewahre dir diese!

Welche Bedeutung haben Quoten für Chancengleichheit? 

Pia Burchhart: Ich finde es wichtig, dass sowohl die Personalabteilungen als auch die Fachabteilungen und die Teamleiter*innen sich die Kennzahlen und allfällige Zielsetzungen ansehen und evaluieren, was zu tun ist.

Ich sehe den Frauenanteil als wichtige Diversity-Kennzahl; dasselbe gilt auch für die Messung von Altersdurchschnitt, der Firmenzugehörigkeit und ähnliche Parameter. Kennzahlen sollten jedoch nicht nur zu bestimmten Zeitpunkten analysiert werden, sondern auch ihr Verlauf über die Zeit hinweg, mit dem Fokus darauf, wie sie sich idealerweise entwickeln sollten und warum und wie sie sich in der Vergangenheit entwickelt haben.

Bei allfälligen Zielsetzungen zu diesen Kennzahlen ist es natürlich enorm wichtig, realistische Werte zu wählen und Maßnahmen angepasst an die Ausgangslage zu identifizieren. Wenn beispielsweise der Frauenanteil bei 10% liegt, und ich diese steigern möchte, ohne neu zu besetzende Jobs zu haben, wird dieses Ziel kaum umsetzbar sein.

Die Erhöhung von Genderbalance erfordert meiner Ansicht nach weit mehr als nur eine quantitative Betrachtung. Es ist entscheidend, dass die Aufgabenprofile ansprechend formuliert sind, um Frauen und Männer gleichermaßen anzusprechen.

Mit welchen Fragen sollten sich Unternehmen befassen, um für gerechte Chancenverteilung zu sorgen?  

Pia Burchhart: Ich bin der Meinung, dass Unternehmen an mehreren Stellen ansetzen sollten. Häufig wird bei Stellenausschreibungen von Vollzeitstellen ausgegangen, wenn dies Junior Positionen sind, dann kann man damit natürlich Frauen wie auch Männer gleichermaßen ansprechen. Sobald es sich jedoch um Stellen mit vorhandener Berufserfahrung handelt, muss das Unternehmen davon ausgehen, dass durch das angegebene Beschäftigungsausmaß eventuell Personen in der Eltern-Rolle ausgeschlossen werden – unabhängig vom Geschlecht. Daher sollten Themen wie “Elternzeitpolitik” und Fortbildungen während der Elternkarenz oder Teilzeitarbeit unbedingt adressiert werden.

Gerade für jüngere Frauen ist es von Vorteil, wenn sie in einem Unternehmen auch in eine Art Frauennetzwerk eingeführt werden, oder eine Mentorin erhalten, die Fragen beantworten kann und Wissen aus Erfahrung weitergibt.

Ebenso halte ich das Thema „Führung in Teilzeit“ für äußerst wichtig: Das wird sich eventuell als Game Changer erweisen.

Wie sehr darf die Diskussion rund um „Frauen in der IT“ polarisieren? Was kann man für ein konstruktives Miteinander tun?  

Pia Burchhart: Ich denke, es sollte eher eine ausgewogene Diskussion sein und nicht übermäßig polarisieren, sondern darauf abzielen, ein konstruktives Miteinander zu fördern, durch respektvolle Gespräche und die Einnahme von unterschiedlichen Perspektiven.

Mich freut es, dass es bei uns in der IT nicht nur Frauen in Elternteilzeit gibt, sondern auch einige Männer von dieser Möglichkeit Gebrauch machen! Ich verstehe natürlich, dass es für ein Unternehmen schwierig sein kann, wenn eine Person, die sich gut eingearbeitet hat und vollständig ins Team integriert ist, dann in Karenz geht und dem Unternehmen vorübergehend fehlt. Die Neubesetzung einer Position kann herausfordernd sein, insbesondere wenn der Zeitraum kurz ist, da es dann schwieriger wird, die Stelle attraktiv auszuschreiben und eine*n geeignete*n Bewerber*in zu finden. Aber dabei macht es meiner Meinung nach keinen Unterschied, ob ich die Stelle einer Frau oder eines Mannes nachbesetzen muss. Ich persönlich sehe eine Elternkarenz als eine Art der Weiterentwicklung. Durch meine eigenen Erfahrungen mit der veränderten Familiensituation durch die Betreuung meiner Kinder habe ich viele wertvolle Fähigkeiten erworben. Deshalb ist es enorm wichtig, dass Strukturen geschaffen werden, die eine Rückkehr in das Unternehmen, in die vorherige Aufgabe oder Rolle ermöglichen. Hierbei kann ich mir auch gut einen Generationenmix (Jobsharing mit Elternteilzeit und Teilzeit aufgrund von berufsbegleitendem Studium) vorstellen, der von verschiedenen Erfahrungshintergründen profitiert.

 

Genderhinweis: 

Zur besseren Lesbarkeit dieses Blogartikels verwenden wir das generische Maskulinum. Die in diesem Blogartikel verwendeten Personenbezeichnungen beziehen sich – sofern nicht anders kenntlich gemacht – auf alle Geschlechter.

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