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Von Streaming profitieren in erster Linie die Plattformen und die Musikindustrie – WebstageMusic als Alternative zu Google und Co.

by Julia Hübsch

Alfred Taudes ist Professor an der Wirtschaftsuniversität Wien und
wissenschaftlicher Leiter des Austrian Blockchain Center. Seine Söhne Florian und Patrick sind die Gründer des Software Unternehmens Linkplicity GmbH. Und ganz nebenbei hat das Trio noch die Plattform WebstageMusic gegründet.

Was hat Euch auf die Idee zu WebstageMusic gebracht?

Alfred Taudes: Ich spiele seit meiner Jugend Gitarre, habe mein Studium aus Einkünften als Tanzmusiker finanziert und spiele heute hobbymäßig, meist auf Charity Events und akademischen Feiern. Im Rahmen dieser Aktivitäten habe ich österreichische Berufsmusiker kennengelernt und aus erster Hand von deren wirtschaftlicher Situation erfahren.

Diese war bereits vor Corona nicht rosig. Von der zunehmenden Bedeutung von Streaming profitieren in erster Linie die Plattformen und die Musikindustrie, das Gros der Musikschaffenden verdient mit Streaming kaum etwas. Livekonzerte, bei denen neben Kartenverkäufen Erlöse aus Merchandise und CDs erzielt werden, wurden daher immer wichtiger. Corona und die dadurch verursachten Lockdowns bringen nun auch diese Einnahmenquelle zum Versiegen, und was bleibt ist Spenden sammeln durch Livestreams auf Youtube, Facebook oder Twitch.

Gute Musik ist harte Arbeit, und sollte fair entlohnt werden. Musiker sollten keine Bittsteller oder Werbetransporteure sein. Als „Mann vom Fach“ habe ich mich daher entschlossen, mit meinen Söhnen WebstageMusic als Alternative zu Google und Co. zu entwickeln. Unterstützt werden wir von Professionals aus den Bereichen Recht, Tontechnik und Business Development, die das Projekt pro bono unterstützen.

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Welche Möglichkeiten bietet die Plattform Musikern und Fans?

Florian Taudes: WebstageMusic kombiniert Livestreaming mit Crowdfunding. Das Betrachten eines Livestreams ist an den Kauf eines Tickets gebunden, wobei ¾ aller Einnahmen umgehend nach Konzertende an die Musiker gehen. Bei der Ankündigung eines Livestreamkonzerts gibt der Musiker Kartenkategorien mit verschiedenen Preisen an. Bei Tickets mit höheren Preisen kann der Musiker Merchandise, CDs oder Mpegs mitverkaufen oder die Zuschauer ins Programm integrieren. Beispielsweise hat Don Dom, ein Wiener Rapper und Gitarrist, die Käufer eines Wunsch VIP Tickets um ein Wort gebeten und um dieses herum einen eigenen Song komponiert.

Neben den Ticketpreisen gibt der Musiker Mindesteinnahmen an, die mit dem Kartenverkauf erreicht werden sollen. Liegen die Ticketerlöse darunter, kann der Musiker das Konzert absagen. Durch dieses Feature erhält der Musiker zumindest die Kosten für die Organisation und Durchführung des Livestreams ersetzt. Andererseits werden die Käufer der Tickets motiviert, durch Bekanntmachung des Konzerts über ihre Netzwerke zum Erreichen dieser Einnahmenuntergrenze beizutragen.

Fans und Künstler können nach Kauf eines Tickets über WebstageMusic Nachrichten austauschen. Richtig zur Sache geht’s beim Chat während des Konzerts. Dabei entsteht eine Live Atmosphäre, die Musiker können nach jedem Song auf die neuesten Chatnachrichten reagieren und die Zuschauer können untereinander kommunizieren. Im Chat integriert ist auch eine Trinkgeldfunktion mit einem Ranking der Spender nach Spendenhöhe. Zusätzlich zu ¾ der Karten- und Spendeneinnahmen erhält der Musiker das Video des Livestreams und alle Rechte daran.

Was sind die Voraussetzungen dafür, dass die Plattform ein Erfolg wird?

Florian Taudes: Erfolgsfaktor Nummer eins ist, dass Musiker den Mehrwert von WebstageMusic erkennen, Konzerte anlegen und ihre Fans auf die Plattform bringen. Es wird entscheidend sein, dass wir einen viralen Effekt erzeugen, und dass auch Musiker außerhalb unseres Netzwerks WebstageMusic ausprobieren. Wir sind bereits mit Agenturen im Gespräch um den notwendigen Outreach zu erreichen.

Ein großes Fragezeichen ist was nach Corona und Lockdown passiert. Werden wir auch interessant sein, wenn Livekonzerte wieder möglich sind? Wir denken schon. Bei den ersten Konzerten ergab sich Livekonzert Feeling, mit dem Vorteil nicht zum Konzert anreisen zu müssen. Auch gibt es die Möglichkeit, bei einem Live Konzert zusätzlich einen Stream anzubieten und damit ein breiteres Publikum zu erreichen.

Was waren denn die Herausforderungen bei der Umsetzung?

Patrick Taudes: Kosteneffizienz und Skalierbarkeit. Wir wollten die Plattform rasch im kleinen Team entwickeln und haben daher auf Förderungen oder Venture Capital verzichtet. Ich habe die Plattform alleine unter Verwendung modernste Entwicklungswerkzeuge entwickelt und auf Fremdleistungen wie UX-Design verzichtet. Ich verwende Angular Frontend und Node.js Backend. Um sicherzustellen, dass die Seite trotz Weitergabe von ¾ der Einnahmen an die Musiker kostendeckend betrieben werden kann habe ich die mit dem Kartenverkauf und der Abwicklung von Livestreams verbundenen administrativen Prozesse vollständig automatisiert, und eine optimale Unterstützung der Musiker bei der Einrichtung und Durchführung von Livestreams realisiert.

Um für einen Uptake gerüstet zu sein habe ich auf skalierbarer Infrastruktur aufgebaut. Ich verwende als Datenbank Dynamo DB, Amazon SES als E-Mailserver, Amazon S3 + Cloudimage.io als Image Server, Pusher.com als Websocket Server, Stripe als Payment Service und Mux als Streaming Service. Dadurch kein ein Anwachsen der gestreamten Konzerte und Zuschauerzahlen ohne Disruption bewältigt werden.

Welche Erfahrungen habt Ihr denn bereits gemacht?

Florian Taudes: Wir sind seit einem Monat Live und konnten bereits fünf Livestreamkonzerte erfolgreich umsetzen. Technisch hat alles sehr gut geklappt, auch das Streaming vor Ort ist kein Problem mehr, dank Open Source Software wie OBS und günstiger Hardware. Die alleine auftretenden Musiker haben in ihren Heimstudios gestreamt, die Gruppen hatten Ton- und Videotechniker vor Ort.

Alle Konzerte haben ihr Wunschziel erreicht und teilweise massiv überschritten. Spitzenreiter ist das Gitarre – Cello Duo Spiegel im Spiegel mit Einnahmen von 1.265 € zuzüglich Spenden bei einem Wunschziel von € 500. Auch einige der aktuell angekündigten Livestreams liegen bereits zwei Wochen vor Stattfinden über den Mindesteinnahmen.

Erfreulich ist auch dass es uns gelungen ist Stammkunden zu gewinnen. 80 Benutzer haben den Newsletter abonniert und wir haben 256 Abonnenten auf Facebook. Wir können daher die Musiker immer wirksamer bei der Bewerbung ihrer Konzerte unterstützen und zusätzlichen Nutzen generieren.

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