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Patricia Neumann – Nicht das Geschlecht ist entscheidend, sondern Flexibilität, Fokus auf das Wesentliche und ein hochmotiviertes Team

by Annecilla Sampt

Patricia Neumann ist eine der wenigen weiblichen Führungskräfte in der IT-Branche. Nach über 10 Jahren internationaler Konzernkarriere übernahm sie im Oktober 2017 die Geschäftsführung der IBM Österreich, um das Thema Digitalisierung hier im Lande weiter voranzutreiben. Persönlich liegt ihr vor allem das Thema Diversity und Frauen in technischen Berufen am Herzen – denn sie weiß, dass eine divers zusammengesetzte Belegschaft die Grundlage für höhere Innovationskraft ist.

Im Blog spricht sie über ihre Erfahrungen in der IT-Branche, über die  Rolle von Diversity und welche Tipps sie jungen Frauen gibt, die in einer von Männern dominierten Branche Karriere machen wollen.

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Frauen sind in der IT-Branche immer noch selten. Warum haben Sie sich für diesen Weg entschieden?

Die Möglichkeiten und Chancen in einem großen, internationalen Unternehmen haben mich fasziniert. IT-Unternehmen sind mit ihren Themen auf die Anforderungen und die Weiterentwicklung ihrer Kunden ausgerichtet und per se innovationsgetrieben. An mein Wirtschaftsstudium anschließend suchte ich auch die Herausforderung der Business-Orientierung und habe bei der IBM ein Portfolio an faszinierenden Projekten im Spannungsfeld aus Wirtschaft, Innovation und internationaler Ausrichtung erlebt. Zudem hat mich das Unternehmen mit seinem Wertesystem und seinen Entwicklungsperspektiven zu meinem Berufseinstieg begeistert – diese Begeisterung und Überzeugung hat sich bis heute bei mir gehalten.

Welche Erfahrungen haben Sie bisher in der IT-Branche gemacht? Werden Frauen in Ihrer Branche akzeptiert?

Frauen sind heute in der IT-Branche in allen Bereichen akzeptiert, egal ob in der Technologieforschung oder an der Schnittstelle von IT und Wirtschaft. Wenngleich sich immer noch zu wenige Frauen bei der Berufswahl für die IT-Branche entscheiden.
Wir haben in der IBM schon seit vielen Jahren eine gelebte Tradition der Gleichberechtigung und dementsprechend auch viele Frauen in Führungsrollen, beispielsweise wird die weltweite CEO-Position seit nun schon sieben Jahren von einer Frau sehr erfolgreich wahrgenommen, unsere erste weibliche VP wurde bereits 1943 engagiert.
In meiner Karriere habe ich persönlich sehr gute Erfahrungen gemacht, in Österreich und auch bei meinen internationalen Positionen – ich hatte sehr oft weibliche Vorgesetzte und Führungskolleginnen. Durch meine Verantwortung an der Schnittstelle von Business Themen und IT habe ich in beiden Welten Kompetenzen erworben, die sich für meinen weiteren Karriereverlauf sehr positiv ausgewirkt haben. Nicht das Geschlecht ist entscheidend, sondern Flexibilität, Fokus auf das Wesentliche und ein hochmotiviertes Team sind für mich die wichtigsten Erfolgsfaktoren.

Welche Rolle spielt Diversity? Schafft Diversity einen Mehrwert für Ihr Unternehmen?

Diese Frage kann ich mit einem entschiedenen ‚JA’ beantworten. Wir bei IBM blicken auf eine lange Geschichte bei der Unterstützung von Minderheiten und Gleichbehandlung im Unternehmen zurück. So hatte IBM mit dem Corporate Policy Letter Nr. 4 aus dem Jahre 1953 – lange bevor die rechtlichen Rahmenbedingungen bzw. Vorgaben in den USA geschaffen wurden – erstmals schriftlich und öffentlich den Gleichbehandlungsgrundsatz festgehalten und damit einen Paradigmenwechsel im Hinblick auf Gleichbehandlung und Förderung von Minderheiten eingeleitet. Diese Policy ist in allen Ländern gültig, in denen wir tätig sind und kein Land kann diese Grundsätze ändern oder einschränken. Wir sehen darin auch einen wesentlichen Erfolgsfaktor für eine innovative, partnerschaftliche und zukunftsorientierte Arbeitsweise, die unsere Spitzenposition im Wettbewerb sichert und unsere besondere Attraktivität als Arbeitgeber ausmacht. Denn eine divers zusammengesetzte Belegschaft ist die Grundlage für eine höhere Innovationskraft.

Warum sind Frauen in der IT-Branche noch unterrepräsentiert? Wie kann man das ändern?

Laut einer Studie von KRC entsteht das Interesse an naturwissenschaftlichen Themen und Informatik im Alter von etwa elf Jahren, geht aber mit etwa 16 Jahren stark zurück. Darin zeigt sich, dass praktische Erfahrungen und Übungen in den MINT-Fächern, das Wissen über die Anwendungsgebiete der MINT-Kenntnisse, aber auch weibliche Vorbilder und die Gleichbehandlung entscheidend beeinflussen, ob und wie sich Mädchen für technisch-mathematische Fächer interessieren.
Das deckt sich mit meiner persönlichen Erfahrung: Wir brauchen und wir müssen Technik schon früh auch den Mädchen schmackhaft machen und zeigen, wie einfach sie diese selber nutzen und gestalten können. Eine von vielen Maßnahmen ist der Töchtertag, an dem Mädchen etwas ausprobieren können. Wir bei IBM haben auch weitere Initiativen entwickelt, womit wir aktiv Schülerinnen und Schüler ansprechen, so arbeiten wir direkt mit Schulen zusammen und haben damit allein im Vorjahr über 500 Schülerinnen und Schüler erreicht. Sie haben in Workshops zu Watson und Cybersecurity teilgenommen, an einem App Development Projekt mitgearbeitet, Job Interviews geübt oder Mentoring von erfahrenen IBM MitarbeiterInnen bekommen. Ein Großteil dieser SchülerInnen kam aus Neuen Mittelschulen und ein spezieller Schwerpunkt lag darauf, junge Frauen für technische Berufe zu ermutigen.

Welche Ratschläge würden Sie jungen Frauen mit auf den Weg geben, die in einer von Männern dominierten Branche Karriere machen wollen?

Gerade in einer technischen Welt sind Kreativität und Einfallsreichtum gefragt und neue Technologien liefern jede Menge spannende berufliche Möglichkeiten.
Häufig gibt es innerhalb der Familie keine Vorbilder bei den MINT-Fächern. Hier ist Pioniergeist und Unterstützung ihres Umfeldes gefragt, sei es in der Schule oder zu Hause. Zudem möchte ich den jungen Frauen empfehlen, sich einen Mentor oder eine Mentorin zu suchen. Diese/r kann eine wichtige Stütze in Zeiten der Verunsicherung sein und bei der Weiterentwicklung und Karriereplanung helfen.

 Mein Aufruf an die Mädchen ist, sich nicht abschrecken zu lassen und den eigenen Weg zu gehen. Viele erfolgreiche Frauen haben Pionierarbeit geleistet – es sollte bald selbstverständlich sein, dass sich ebenso viele junge Frauen wie Männer für technische Berufe entscheiden. Denn diese sind vielfältig, spannend und bieten immer wieder neue Herausforderungen.

Treffen Sie Patricia Neumann auf Österreichs größtem IT-Management Treffpunkt, dem 11. Confare CIO SUMMIT und erfahren Sie mehr zum Thema “Frauen in der IT” beim
CIO Talk: “Digitale Heldinnen – Frauen in der österreichischen IT”.

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