Sie ist wieder da, die traditionelle Kurier-Beilage zum Confare #CIOAWARD. Hier werden die Preisträger vorgestellt, Partner, Experten und Referenten kommen zu Wort. Auch ein Interview mit den beiden Confare Eigentümern Barbara Klinka-Ghezzo und Michael Ghezzo rund um Digitalisierung nach Corona, 15 Jahre Confare und den Frauenanteil unter den IT-Chefs.
Kurier: Wie haben die letzten zwei Jahre Pandemie und nun der Krieg in der Ukraine die IT-Branche sowie die Digitalisierung geprägt?
Michael Ghezzo: Ich spreche nur sehr ungern vom „Digitalisierungsschub“ Corona. Da haben viele einfach getan, was getan werden musste. Da gingen auf einmal Themen in Rekordgeschwindigkeit, die vorher nur schleppend möglich gewesen wären. Wer vorher schon bei der Digitalen Transformation gut aufgestellt war, der hatte deutlich bessere Karten. Der IT-Branche hat das einen deutlichen Impuls gegeben. Der Krieg in Europa wiederrum zeigt uns jetzt, dass die Zeiten der relativen Sicherheit vorbei sind. Wir stehen vor riesigen gesellschaftlichen, ökologischen und wirtschaftlichen Herausforderungen. Der Modus „wir reagieren erst, wenn es wirklich nicht mehr anders geht“ ist in Zeiten wie diesen nicht mehr hilfreich.
Kurier: Was haben wir daraus gelernt?
Barbara Klinka-Ghezzo: Wer sich mutig verändert hat, konnte in den letzten beiden Jahren wirklich „die Krise zur Chance machen“. Als Unternehmen mit Eventschwerpunkt konnten wir in dieser Zeit gegen den Branchentrend um etwa 40 % wachsen – weil wir eben nicht simple Digitalisierung von Events betrieben haben, wie es viele mehr oder weniger erfolgreich versucht haben. Wir haben unsere großen Veranstaltungen alle als Präsenzevents durchgeführt, und gleichzeitig unser Geschäftsmodell wirklich digital transformiert und neue Produkte und neue Kundenklientele erfolgreich erreicht. Man muss sich jetzt bewusst machen: „Nichts zu verändern“ hat heute ein viel höheres Risiko als wenn man mutig bereit ist, neue Wege zu gehen.
Kurier: Vor allem die interne als auch die externe Kommunikation in Unternehmen hat sich geändert (Stichwort: Homeoffice, neue Softwarelösungen etc.). Vor welcher Herausforderung stehen hier Unternehmen?
Barbara Klinka-Ghezzo: Die eigentliche Frage lautet hier nicht, welche Tools man einsetzt, sondern wie man sie sinnstiftend einsetzt. Die Technologie setzt uns dabei nur wenige Grenzen. Das verteilte Arbeiten ist etabliert und funktioniert technisch sehr gut. Es gibt noch ein paar Hausaufgaben, die dabei gelöst werden müssen, insbesondere was IT-Sicherheit betrifft. Darüber hinaus sind es aber vor allem Fragen der Kultur, die gelöst werden müssen. Leadership und Unternehmenskultur werden zu einer Kernherausforderung in einer zunehmend fragmentierten Arbeitswelt.
Kurier: Welche Trends zeichnen sich derzeit in der IT-Branche ab bzw. in der Digitalisierung? Über welche Themen wird heiß diskutiert?
Michael Ghezzo: IT eats the World – Business ist IT und IT ist Business. Die lieb gewonnene Trennung von IT und Fachbereich macht in dieser Welt keinen Sinn mehr. Daten sind mehr als das neue Öl – sie bieten einen enormen Schatz, nicht nur um neue Geschäftsmodelle zu erfinden oder alte effizienter zu machen, sondern auch um diese Welt zu einem besseren Ort zu machen. Das hat aber auch zur Folge, dass Cybersecurity für alle Unternehmen zu einem Schlüsselthema wird. Cybersecurity darf nicht Innovation behindern.
Cloud und SaaS sind nunmehr breit in den Unternehmen als IT-Betriebsmodell angekommen. Dadurch ändert sich nicht nur das Geschäftsmodell der Anbieter, sondern auch in den Unternehmen braucht es passende Strukturen, damit es nicht zu einer unüberschaubaren Komplexität und überhöhten Kosten kommt.
Kurier: Was braucht es in Österreich, um die Digitalisierung noch weiter voranzutreiben?
Michael Ghezzo: Es wird Zeit zu verstehen, dass die aktuelle Transformation unserer Gesellschaft und unserer Wirtschaft – die übrigens mehr als nur eine digitale Transformation ist – nicht etwas ist, dass der CIO und der CDO verantworten, sondern im gesamten Management-Board des Unternehmens, vom CEO abwärts, vorangetrieben werden muss. Da braucht es Mut und eine Abkehr von zu viel Bürokratie und traditionellen Hierarchien.
Kurier: Oder haben wir, frech gefragt, derzeit nicht wichtigere Probleme zu lösen (hohe Spritpreise, viele Menschen können Lebenserhaltungskosten nur noch schwer decken, Arbeitslosigkeit etc.)?
Michael Ghezzo: Erlauben Sie mir die Gegenfrage: Welche der großen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit, von Klimawandel bis Verwaltungs- und Bildungsreform, werden sich ohne IT und Digitalisierung lösen lassen? Die Bedeutung der CIOs und CDOs im Unternehmen ist stark gestiegen, sie haben aber auch großes Potenzial und sogar eine gewisse Verantwortung dafür, dazu beizutragen, unsere Welt zu einem besseren Ort zu machen.
Ein Beispiel: zwei Confare #CIOAWARD Preisträger, Franz Hillebrand von SIGNA und Eric-Jan Kaak von SPAR, haben in wenigen Wochen eine Plattform aus dem Boden gestampft, die ukrainischen Flüchtlingen den Zugang zum Arbeitsmarkt ermöglicht. Dazu haben sie ihr Know-how und die Kontakte aus dem Confare Netzwerk nutzen können. Das ist gelebte Corporate Citizenship.
Kurier: Jährlich wird der Preis für die besten IT-Manager vergeben. Welche Message möchte man damit signalisieren? Wie dient der Preis der Digitalisierung?
Michael Ghezzo: Wir feiern 15 Jahre Confare und Confare #CIOAWARD. Ursprünglich ging es um ein Lob für ein Klientel, das sonst kaum ein Schulterklopfen bekommt. IT war immer dann gut, wenn man sie nicht bemerkt hat. Hatte die IT Aufmerksamkeit, ist meistens irgendwas schief gegangen. Das ist heute nicht mehr so. Da konnten wir mit der Auszeichnung auch einiges an der Wahrnehmung verbessern. Aber der Award kann viel mehr. Für die Teilnehmenden ist er die Chance, sich die eigenen Erfolge bewusst zu machen und sich von extern Rückenwind zu holen. Er ist auch eine wichtige Inspirationsquelle für die Community und hilft dabei Ecosysteme zu bauen. Ein weiterer Aspekt, der an Bedeutung gewinnt, ist das Thema Employer Branding. Eine preisgekrönte IT ist ein einfach auch Arbeitgeber attraktiv.
Kurier: In 15 Jahren Confare #CIOAWARD findet man unter den Preisträgern nur sehr wenige Frauen. Warum ist das so? Ist das gut so?
Barbara Klinka-Ghezzo: In Europa sind nur etwa 15 % der IT-Entscheider Frauen. In Österreich ist der Anteil wohl noch geringer. Es ist daher sehr wichtig für Visibilität und Role Models zu sorgen. Gleichzeitig ist der Anteil an weiblichen Nominierungen und Einreichungen zu gering, um auch weibliche Preisträger sicherzustellen. Wir haben daher in Österreich und der Schweiz ein Female IT-Mentoring ins Leben gerufen und stellen auch in unserem Blog regelmäßig Frauen vor, die erfolgreich Karriere in der IT machen. Zum anderen sind auch die Community und die weiblichen CIOs und CDOs selbst gefragt. Wir brauchen Eure Nominierungen und Einreichungen! So können wir gemeinsam für mehr Aufmerksamkeit für Frauen in der IT sorgen.