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Anna Lena Hellweg-Thomas: Technisches Fachwissen reicht nicht aus, um komplexe Projekte umzusetzen

by Cansu Karacan

Exklusiv im #ConfareBlog mit Anna Lena Hellweg-Thomas:
Technisches Fachwissen reicht nicht aus, um komplexe Projekte umzusetzen.

Anna Lena Hellweg-Thomas ist Head P&C Transformation bei einem grossen Schweizer Versicherer. Sie teilt ihr Wissen gerne und unterstützt Frauen, die ebenfalls eine Karriere in der Technik anstreben. Deshalb ist Anna Lena auch eine der engagierten Mentorinnen, die im Rahmen des Confare Female IT-Mentorings aktiv dazu beitragen, weibliche IT-Laufbahnen zu unterstützen.

Im Interview spricht Anna Lena über die Chancen der Digitalen Transformation für Gleichstellung und Diversity.

Persönlich treffen Sie Anna Lena Hellweg-Thomas und etwa 200 weitere CIOs, CDOs und Digitalisierungsprofis beim Confare #CIOSUMMIT Zürich, dem wichtigsten IT-Management Treffpunkt der Schweiz. Hier werden die besten IT-Manager*innen des Jahres mit dem Confare Swiss #CIOAWARD ausgezeichnet. Im Übrigen: Wer sich wünscht, dass eine Frau die begehrten Confare Auszeichnungen erhält, den #CIOAWARD in Österreich und Schweiz und die Confare #ImpactChallenge in Deutschland, hat jetzt die Chance weibliche Role Models zu nominieren!

Welche Chancen ergeben sich für Frauen in der Unternehmens-IT durch die Digitale Transformation?

Die Digitale Transformation eröffnet Männern wie Frauen in der Unternehmens-IT viele Chancen – aber eben auch Frauen. Mehr und mehr Frauen finden ihren Weg hin in Bereiche wie Datenanalyse, Cybersecurity, Cloud Computing, Künstliche Intelligenz, dgl. Dies hat auch damit zu tun, dass komplett neue Berufsfelder entstehen, die Kompetenzen verlangen, die auch zu «typischen» Ausbildungen von Frauen passen. So bin ich über die Wirtschaftspsychologie in die IT gelangt, denn ohne eine Kompetenz im Management von Veränderungen geht wenig. Diese Kompetenz konnte ich beisteuern. Mittlerweile verschmelzen mein mitgebrachtes Kompetenzfeld mit den im Job erworbenen Kenntnissen in der IT.

anna lena hellweg thomasSolche Karrieremöglichkeiten entstehen insbesondere durch den verstärkten Einsatz von Technologie und die zunehmende Digitalisierung – und dies in eigentlich allen Branchen. Die Digitalisierung hat aber auch einen positiven Einfluss auf die sogenannte Work-Life-Balance. Sie ermöglicht flexiblere Arbeitsmodelle, Remote-Arbeit, was insbesondere Arbeitnehmenden mit Familienverpflichtungen entgegenkommt. Durch diese Modelle ergibt sich ein interessanter Zugang zu globalen Märkten: sie ermöglichen internationalere Karrierewege – und diese unabhängiger von der Karriere der Partnerin oder des Partners.

Welche Rolle spielen Soft Skills wie Kommunikation, Empathie und Teamwork in der Unternehmens-IT und bei der Digitalen Transformation?

Absolut matchentscheidend! Technisches Fachwissen ist die Basis, reicht aber allein nicht aus, um komplexe Projekte erfolgreich umzusetzen. Kommunikation und Teamwork, dazu ein ausreichendes Mass an Empathie sind Schlüsselqualifikationen, um effektiv mit anderen Abteilungen und Teams zusammenzuarbeiten. Die Digitale Transformation erfordert die Fähigkeit, Veränderungen zu managen und Menschen für neue Technologien und Arbeitsweisen zu begeistern. Die dafür notwendigen Soft Skills sind daher von großer Bedeutung, um den Wandel erfolgreich zu gestalten und die Akzeptanz neuer Technologien zu fördern. Insbesondere wenn Teil der Arbeit ist, andere auf ihre veränderte Arbeitswelt vorzubereiten oder beim Wandel zu begleiten, helfen Empathie und Kommunikation – auch Männern!

Wie kann Diversity konkret dazu beitragen, die Innovationskraft der IT zu steigern?

Diversity vergrössert zunächst mal den Talentpool. Dazu können verschiedene Perspektiven, Erfahrungen und Denkweisen die Innovationskraft erhöhen. Unterschiedliche Sichtweisen und Herangehensweisen führen zu kreativeren Lösungen. Ein breites Feld an Erfahrung und persönlichem Hintergrund fördert den interkulturellen Austausch und ermöglichen es Unternehmen, sich besser auf globale Märkte einzustellen. Und so trägt Diversity natürlich auch in der IT dazu bei, dass Produkte und Services besser auf die Bedürfnisse einer vielfältigen Kundengruppe abgestimmt sind und somit wettbewerbsfähiger werden. Was wäre auch die Alternative? Weniger Diversity? Wie sollte das förderlich sein? Nein – Diversity ist ein No-Brainer: Just do it!

Welchen Beitrag kann Diversity in der Unternehmens-IT leisten, um die Zusammenarbeit mit anderen Abteilungen und Teams im Unternehmen zu suchen und zu fördern?

Die Aufgabe der IT ist es eigentlich immer, die Zusammenarbeit zwischen Abteilungen und Teams im Unternehmen zu fördern – technisch, aber auch durch die damit einhergehenden Veränderungsprozesse. Systemisch gedacht: Wenn Diversity einen positiven Einfluss auf die IT hat, so hat sie diesen auch in ihrer Wirkung auf das gesamte Unternehmen. Wir sollten diesen Wirkmechanismus aber nicht speziell unter dem Aspekt Diversity sehen. Die IT an sich hat einen starken Einfluss auf das Unternehmen, vielleicht effektiver, aber nicht speziell durch Diversity.

Wie kann Frau dazu beitragen, die Unternehmenskultur zu verbessern und eine positive Arbeitsumgebung zu schaffen?

Lasst uns nichts vormachen: Frauen und auch Männer können einen positiven Beitrag in der Unternehmenskultur leisten. Ich halte nichts davon ein Geschlecht auf ein Treppchen zu stellen und eines eine Stufe runterzusetzen! Wir müssen eine positive Unternehmenskultur aber explizit wollen und nicht denken «das wird schon». Wenn es um Frauenförderung geht – als eines von hoffentlich vielen Instrumenten zur besseren Unternehmenskultur – können Frauen als Mentorinnen und Vorbilder auftreten und andere Frauen ermutigen, für sich und ihre Karriere einzustehen und “CEO ihrer eigenen Karriere zu sein”.

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Wie wichtig ist es für Frauen in der IT, sich als Vorbild für andere Frauen zu präsentieren, die eine Karriere in der IT anstreben?

Es gibt Persönlichkeitstypen, die sich wohl damit fühlen, spezifisch/besonders/anders in einer Masse zu sein und solche, die sich weniger gern exponieren. So ist es – noch und ganz allgemein gesprochen – mit Frauen in der IT. Umso eher können die Frauen, die sich bereits exponiert haben, ihre Erfahrungen teilen, ihre Erfolge sichtbar machen, als Role Model dienen und so andere Frauen ermutigen und ihnen zeigen, dass eine Karriere für sie in der IT attraktiv ist. Durch ihre Präsenz und ihren Erfolg können sie helfen, Stereotype und Vorurteile zu überwinden und das Bild einer vielfältigen und inklusiven IT-Branche fördern.

Wie können Unternehmen Frauen dabei unterstützen, ihre Karriereziele zu erreichen und ihre Fähigkeiten zu entwickeln?

Wir sind in der Tat noch nicht so weit, dass die Dinge sich komplett von selbst ergeben. Will man den Prozess beschleunigen, können Unternehmen gezielte Programme und Massnahmen zur Förderung von Frauen in der IT anbieten. Dies können beispielsweise spezifische Massnahmen, wie Mentoring-Programme oder Weiterbildungsangebote und auch allgemein flexible Arbeitsmodelle umfassen. Dabei ist es wichtig, dass flexible Arbeitsmodelle explizit nicht nur von Frauen in Anspruch genommen werden, sondern von allen Arbeitnehmenden!
Unternehmen sollten eine Kultur schaffen, die Chancengleichheit fördert, indem sie Vorurteile und Diskriminierung bekämpfen und Frauen aktiv in Entscheidungsprozesse und -gremien einbeziehen. Es ist wichtig, dass Unternehmen den Mehrwert von Vielfalt und damit auch die Bedeutung weiblicher Fachkräfte in der IT erkennen und entsprechende Maßnahmen ergreifen, um Frauen zu ermutigen, diesen Schritt zu gehen.

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Welche Veränderungen würden Sie sich wünschen, um mehr Frauen für Karrieren in diesem Bereich zu begeistern?

Zum einen ist es wichtig, das Bild einer männlich dominierten Branche zu ändern. Die Realität ist bereits ein gewisser Mix an Männern und Frauen, wenngleich es hier schon noch Luft nach oben hat. Der Frauenanteil in der IT noch unter 20 %. Will man dies ändern, müssen Unternehmen Frauen explizit auf Karrierewünsche eingehen und diese in der IT ermöglichen, wie ich dies persönlich erfahren habe. Man muss Frauen gezielter ansprechen, auch schon in Schule und Ausbildung, wo Mädchen ermutigt und unterstützt werden sollten, sich für technische Fächer und Berufe zu interessieren. Das passiert erfreulicherweise an vielen Stellen schon. Aufklärungs- und Sensibilisierungs-Marketingkampagnen, z.B. über die Präsenz von Frauen in der IT-Branche und deren Karriereweg, können die Wahrnehmung positiv beeinflussen, dazu als Motivation und Inspiration dienen.

Welche Möglichkeiten kann man nutzen, um Frauen und Mädchen zu inspirieren, eine Karriere in der IT anzustreben?

Omni-Channel – holt die Ladies über den Kanal ab, den sie bevorzugen: Durchführung von Info-Veranstaltungen, Workshops und Mentoring-Programmen, bei denen Frauen in der IT ihre Erfahrungen teilen und Einblicke in die Branche geben können. Die Sichtbarkeit von erfolgreichen Frauen in der IT, sei es durch Medienpräsenz, Interviews oder Social-Media-Kanäle, kann dazu beitragen, dass Frauen und Mädchen sich mit dem Gedanken einer Karriere in der IT identifizieren können.

Frauen in der IT: Was ist dein Fazit?

Es ist ein Marathon, kein Sprint. Und 50:50 muss auch nicht das natürliche Equilibrium sein. Aber wir sollten nicht unnötig Talente verlieren. Im Moment tun wir das noch. Und das ist ein Potenzial.

Genderhinweis: 

Zur besseren Lesbarkeit dieses Blogartikels verwenden wir das generische Maskulinum. Die in diesem Blogartikel verwendeten Personenbezeichnungen beziehen sich – sofern nicht anders kenntlich gemacht – auf alle Geschlechter.

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