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Den Thomas Kreislauf durchbrechen – Vielfalt alleine macht Ihr Unternehmen nicht innovativ, meint Prof. Martina Gaisch, FH Oberösterreich

by Yara El-Sabagh

#ConfareBlog mit Prof. Martina Gaisch, FH Oberösterreich:
Den Thomas Kreislauf durchbrechen – Vielfalt alleine macht Ihr Unternehmen nicht innovativ

Auf der Fachhochschule Oberösterreich am Campus Hagenberg setzt man vielfältige Maßnahmen um IT-Ausbildung auch für Frauen attraktiv zu machen. Denn schließlich sind IT und Digitalisierung entscheidende Superkräfte um die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern. Federführend dabei ist Prof. Martina Gaisch, die den Bachelor Lehrgang „Design of Digital Products“ und den Bereich Diversity Management leitet. In einer aktuellen Studie hat sich Martina intensiv mit der Attraktivität von MINT Fächern für Frauen befasst. Wir haben sie auf dem ersten Confare CIO Fachbeirat in Oberösterreich persönlich getroffen. Im Bloginterview spricht Martina über die 21st Century Skills, den Thomas Kreislauf uns wie es um den Stand von Frauen in der IT-Ausbildung steht.

Martina Gaisch ist eine von zahlreichen hochkarätigen Frauen, die am Confare Female IT-Mentoring mitwirken. Im Rahmen der Confare #CIOSUMMITs ist es ihr Ziel, Frauen beim Gestalten ihrer Karriere in der IT zu unterstützen. Das sind die kommenden Termine:

Welche Chancen ergeben sich für Frauen in der Unternehmens-IT im Zusammenhang durch die Digitale Transformation?

Der Fachkräftemangel in der Digitalisierung hat auch etwas Gutes; nämlich, dass der „Thomas-Kreislauf“ durchbrochen wird; bislang setzte der durchschnittliche weiße Mann primär auf ähnliche Personen wie er selbst, also Männer mit den Vornamen Thomas, Michael oder Christian. In Aufsichtsräten gibt es die sogar häufiger als Frauen. Doch durch die rasante technologische Weiterentwicklung bei einer gleichzeitigen Verknappung der IT-Fachkräften, müssen nun neue Wege gegangen und Menschen adressiert werden, die man vorher kaum am Radar hatte. Somit werden auch Frauen für die IT-Branche eine heißbegehrte Ressource.

vielfaltWelche Rolle spielen Soft Skills wie Kommunikation, Empathie und Teamwork in der Unternehmens-IT und bei der Digitalen Transformation?

Ich verweise hier gerne auf die 21st Century Skills, die vier Cs (Collaboration, Communication, Creativity & Critical Thinking). Diese Fähigkeiten sind elementare Bestandteile des modernen Tätigkeitsprofils von Menschen, die die Digitale Transformation mitgestalten. Technische Expertise ist sozusagen das Eintrittsticket für den Job und die 21st Century Skills sind der Booster für den Karriereaufstieg.

Wie kann Diversity konkret dazu beitragen die Innovationskraft der IT zu steigern?

Vielfalt alleine führt nicht einfach zu mehr Innovation, das wäre ein Trugschluss. Es braucht Menschen, die die Gemeinsamkeiten und Unterschiedlichkeiten von Teammitgliedern managen; erkennen, wo Stärken liegen, wo unterschiedliche Perspektiven fruchtbar sind und wie verschiedene Wissens- und Wertestrukturen bestmöglich kombiniert werden können, um daraus Neues entstehen zu lassen.

Welchen Beitrag kann Diversity in der Unternehmens-IT leisten, um die Zusammenarbeit mit anderen Abteilungen und Teams im Unternehmen zu suchen und zu fördern?

Die großen Herausforderungen unserer Zeit können schon lange nicht mehr nur durch eine Disziplin allein gelöst werden; es braucht fach-; team-; und länderübergreifende Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Dabei geht es nicht nur um demografische Vielfalt, sondern auch um kognitive, fachliche, funktionale und institutionelle Diversity. Ein wertschätzendes Zusammenspiel unterschiedlicher Expertisen, Perspektiven und Wissensbasen ist hier der Schlüssel zum Erfolg.

Wie kann Frau dazu beitragen, die Unternehmenskultur zu verbessern und eine positive Arbeitsumgebung zu schaffen?

Mir wird bestätigt, dass die Präsenz einer einzigen Frau eine Gruppe schon massiv verändert. Um auf den „Thomas-Kreislauf“ zurückzukommen – es scheint einleuchtend, dass Mini-Me’s oft sehr ähnliche Gedanken, Zugänge und Arbeitsweisen haben. Frauen bringen neue Perspektiven ein und setzen oft bis dato unkonventionelle Impulse; solch frische Ideen können nur gewinnbringend für die Unternehmenskultur sein.

Wie wichtig ist es für Frauen in der IT, sich als Vorbild für andere Frauen zu präsentieren, die eine Karriere in der IT anstreben?

Weibliche Identifikationsfiguren sind wichtig und wertvoll. Bis dato hat man aber oft den Fehler gemacht, besonders erfolgreiche Frauen mit ganz außergewöhnlichen Karrieren zu präsentieren. Das schreckt viele ab, so nach dem Motto „das schaff ich nie“; „dort komm ich nicht hin“ – aber das braucht es nicht. Es reicht die Informatikerin von nebenan zu zeigen, die an einem IT-Projekt mitarbeitet. Solche Frauen zeigen auf, dass die IT-Branche nicht nur männlich ist und in Projekten sehr wohl gemischt gearbeitet wird.

Wie können Unternehmen Frauen dabei unterstützen, ihre Karriereziele zu erreichen und ihre Fähigkeiten zu entwickeln?

Ein offenes Ohr haben, die Bedürfnisse ernst nehmen und die Frauen ermutigen, den nächsten Karriereschritt zu machen. Der sogenannte Confidence Gap (also das Gefühl, nicht gut genug zu sein) schlummert leider noch viel zu oft in Frauen, selbst in außergewöhnlich begabten.

Welche Veränderungen würden Sie sich wünschen, um mehr Frauen für Karrieren in diesem Bereich zu begeistern?

Die Informatik ist ein unglaublich vielfältiges Gebiet mit innovativen Berufs- und Karrierechancen. Ich würde mir wünschen, die Gesellschaft würde erkennen, dass digitale Kompetenzen und IT-Skills eine Superpower sind, um die ökologischen, sozialen und ökonomischen Probleme unserer Zeit zu lösen.

Welche Möglichkeiten kann man nutzen um Frauen und Mädchen zu inspirieren, eine Karriere in der IT anzustreben?

Aktuell noch viel zu wenig. Unsere aktuelle MINTality-Studie (siehe https://mintyourfuture.at/) zeigt auf, dass 85% der jungen Frauen das Akronym MINT (Mathematik, Informatik, Informatik, Technik) nicht kennen. Das heißt, dass viele Initiativen bei der Zielgruppe nicht ankommen. Für mich müssen die jungen Frauen noch viel mehr informiert werden – über innovative Berufsbilder genauso wie über die unglaubliche Breite einer IT-Ausbildung.

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