Im Rahmen der Confare Female IT-Community finden regelmäßig Veranstaltungen statt, bei denen sich Frauen aus der Welt der Unternehmens-IT austauschen. Im Rahmen des letzten Female IT-Lunches bei SPAR ICS in Salzburg haben wir mit Džana Schütter gesprochen. Sie arbeitet als Human Resources Business Partner und engagiert sich bei Balkan Minds. Als Plattform für Menschen vom Balkan und Umgebung, die in Österreich, Deutschland und der Schweiz aufgewachsen sind bietet Balkan Minds ein Netzwerk aus hochqualifizierten Absolventen und Berufstätigen aus unterschiedlichen Branchen. Ziel ist es Erfahrungen auszutauschen, Weiterbildungen anzubieten und Karrierewege zu unterstützen. Džana ist überzeugt: durch das Aufwachsen in zwei Kulturen entstehen besondere Kompetenzen, die für Teams, Unternehmen und Netzwerk extrem wertvoll sind.
Beim Female IT-Mentoring im Rahmen der Confare #CIOSUMMITs unterstützen erfolgreiche weibliche IT-Führungskräfte Frauen beim Gestalten ihrer Karriere in der IT. Das sind die kommenden Termine:
Confare Female IT-Mentoring Frankfurt
Confare Female IT-Mentoring Zürich
Confare Female IT-Mentoring Wien
Das Wort „Migrationshintergrund“ hat sich stark etabliert. Du verwendest es nicht gerne. Warum … und was sind bessere Alternativen?
Wer wird mit „Migrationshintergrund“ adressiert? Die Nachkommen der größten Gruppe der Migrant:innen in Österreich? Die Deutschen? Mit dem Wort „Migrationshintergrund“ impliziert man eine sozioökonomische Klasse, eine Religion, eine Ethnie oder Hautfarbe. Der Begriff ist überholt und behindert Chancengleichheit. Der Zusatz „Hintergrund“ für all diese “Anderen” dient somit auch der Abgrenzung des Selbst als vordergründig, autochthon und zugehörig. Mir persönlich gefällt der Begriff „Migrationsbiografie“ sehr gut.
Fachkräfte werden händeringend gesucht. Wie gut klappt denn die Integration von Menschen mit Migrations-Biografie in der täglichen Praxis?
Integration ist eine Hol- und Bringschuld! Die Person, die in Österreich leben und arbeiten möchte sollte offen und willig sein Österreich und ihre Kultur kennenzulernen. Auf der andren Seite stehen wir, die, die Fach- oder Arbeitskräfte benötigen. Und auch wir müssen offen und willig sein unser Gegenüber kennenzulernen und uns von Vorurteilen zu befreien. Eine Assimilierung ist der falsche Weg. Aus meiner Sicht klappt dort Integration gut, wo man sich mit dem Thema aktiv auseinandersetzt. In der Arbeitswelt wird es nicht ausreichen „nur“ einen Arbeitsplatz anzubieten. Auch hier kommt es auf die candidate experience an – gibt es kulturellübergreifende Wertschätzung in der Arbeitswelt? Wie wird mit Personen mit Migrationsbiografie umgegangen? Gibt es kulturelle Diversität in der Führungsebene? Es gibt viele Hebel, die man setzen kann!
Was sind denn die größten Herausforderungen dabei und inwiefern gibt es insbesondere für Frauen Hindernisse?
Frauenförderung birgt die Gefahr des sogenannten „Backlesh-Effekts“. Frauen werden typischerweise Eigenschaften, wie Wärme, Einfühlvermögen und Fürsorge zugeschrieben. Männern werden hingegen eher mit Eigenschaften, wie Dominanz, Belastbarkeit und Durchsetzungsstärke beschrieben. Wenn Frauen Eigenschaften zeigen, die typischerweise Männern zugesprochen werden, dann verletzen sie „stereotype Erwartungen“ und werden als weniger sympathisch wahrgenommen. Frauen muss man aber ermutigen „geschlechtskonformes“ Verhalten zu zeigen und ihre weibliche Komponente zu betonen. Gerade weiblichen Führungskräften sollten alle Türen offenstehen, denn laut einer Studie (Bührmann (2014)) wird ein zunehmend weiblicher Führungsstil nachgefragt. „Da dieser als gemeinschaftsorientiert und weich wahrgenommen werde, soll er den klassischen männlichen Führungsstil, der als risikoaffin und korruptionsanfällig gilt, ausgleichen.“
Welche Chancen bietet es denn für Arbeitgeber diese Menschen anzusprechen?
Sind Teams interkulturell kompetent, dann sind sie in der Regel erfolgreicher. Durch die Globalisierung und durch die EU sind selbst kleine Unternehmen international tätig. Führungskräfte sollten darauf achten ihre Teams möglich divers zu gestalten. Komplexe Aufgaben erfordern unterschiedliche Qualifikationen und Hintergründe. Durch unterschiedliche Perspektiven und Erfahrungen findet man kreativere Lösungen.
Was ist beim Recruiting zu beachten? Welche Fehler sollte man vermeiden, welche Vorgehensweisen haben sich bewährt?
Es passieren noch immer überall unnötige Fehler. Von falscher Aussprache/Schreibweise eines Namens bis zur Verwechslung von Vor- und Nachnamens. Viele Unternehmen fordern in ihren Inseraten noch immer perfekte Deutschkenntnisse. Aber ist das wirklich in all diesen Jobs absolute Voraussetzung? Gäbe es nicht auch einen Mehrwert für Türkisch oder B/K/S? Sprache kann dich willkommen heißen oder dich subtil ablehnen. Diese kleinen, vielleicht auch unterbewussten Schritte á la „das haben wir immer schon so gemacht“, führen dazu, dass Unternehmen „Mini-Me’s“ recruiten und nicht in den Genuss der Vorteile von vielfältiger Zusammenarbeit kommen.
Was sind die Ziele der „Balkan Minds“? Was sind die wichtigsten Aktivitäten und wie kann man sich einbringen?
Uns fehlen Vorbilder und ein berufliches Netzwerk, um in der Karriere richtig durchzustarten. Mit BALKAN MINDS soll genau das gestärkt werden.
Das Ziel von BALKAN MINDS ist es die Sichtbarkeit und Wertschätzung von Skills zu zeigen, die durch das Aufwachsen in zwei Kulturen entstehen. Allem voran wird so generations- und kulturübergreifendes Empowerment erzeugt.
Der Fokus von BALKAN MINDS liegt in drei Bereichen: Kompetenzen aufzeigen, Business Netzwerk aufbauen und, nicht zu vergessen, Back to the roots! Beim letzten Punkt geht es darum uns bewusst zu werden, dass nur durch die Symbiose der beiden Kulturen wir alle Vorteile nutzen können, wie zB Mehrsprachigkeit, Anpassungsfähigkeit, Flexibilität und Empathie.
Da Menschen, die in zwei Kulturen aufwachsen, über den Tellerrand hinausblicken, hat meine Kollegin Mag. Nela Pećić, Gründerin von BALKAN MINDS, das Logo mit dem Quadrat und Kreis gewählt.
Neben einer ehrenamtlichen Mithilfe im Verein, zB als Workshopleiter:innen oder Wissenvermittler:innen, können interessierte Unternehmen oder Personen auch Partner unserer Initiative werden. So erhalten sie Zugang zur Community und wertvolle Insights durch unsere Mentorinnen. Mehr Infos gibt’s unter office@mak.or.at
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