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Vier Stufen einer professionellen Automatisierung – Vom Kostenfaktor zum Innovationstreiber

by Yara El-Sabagh

Vier Stufen einer professionellen Automatisierung
Vom Kostenfaktor zum Innovationstreiber

Das vollständige Factsheet können Sie gleich hier herunterladen:

Automatisierung auf Ebene der Infrastruktur bekommt im Digitalen Zeitalter eine ganz neue Bedeutung. Kosteneinsparung ist dabei nicht einmal der Hauptfaktor, sondern vor allem das Thema Agilität sowie das
Freispielen wertvoller Ressourcen. Während man auf der Business Seite dabei sehr große Erfolge erzielt hat und dabei eine hohe Effizienz und Standardisierung erreicht hat, ist die Automatisierung auf der Infrastruktur-Seite meist noch sehr anlassbezogen und oft einfach script-basiert. Das hat für die herkömmlichen Anforderungen genügt.

Digitale Geschäftsmodelle aber, mit ihren exponentiellen Wachstums Szenarien, verlangen viel mehr Skalierbarkeit und Agilität, als es diese handgepflegten Automatisierungsbehelfe bieten können.

Die Analysten von Gartner gehen daher davon aus, dass fast 90 % der Unternehmen 2025 einen Automatisierung-Architekten beschäftigen werden. Heute sind es lediglich 20 %. Auch wenn mehr Automatisierung bedeutet, dass die Anzahl der nötigen System-Administratoren schrumpft, nimmt man bei Gartner an, dass die Infrastruktur-Teams deswegen nicht kleiner werden. Sie werden nur anders aufgebaut sein und einen erheblich größeren Anteil an Software-Entwicklern aufweisen. Das wird wiederum auch einen Kulturwandel mit sich bringen.

In Gesprächen mit der Confare CIO Community haben sich 4 Stufen herauskristallisiert, die Unternehmen beim Professionalisieren der Automatisierung gehen können. Und auf welcher Stufe stehen Sie?

1. Stufe: Automatisieren, wo es bereits Standard ist

Arbeitsaufwändige Routineaufgaben fressen Ressourcen, die woanders besser einsetzbar wären. Daher gilt die Regel: Alles was automatisiert werden kann, soll auch automatisiert werden. Dazu gibt es eine Menge Erfolgsbeispiele und Standardanwendungen, die leicht adaptiert werden können.

Es gibt Bereiche, in denen Automatisierung bereits zum Standard geworden ist – z.B. in einer Continuous Integration / Continuous Delivery (CI/CD) Pipeline oder wenn es darum geht, moderne Infrastrukturen auf Basis von Container-Architekturen zu betreiben. Ein guter Ansatz ist auch, zu überlegen welches Know-how durch Pensionierungen verloren gehen wird. Vor allem in der IT-Security mit ihrem meist enormen Umfang an Regeln, bringt Automatisierung ein hohes Maß an Nutzen.“

Thomas Grill, Leiter IT-Consulting – Bacher Systems

Da die Automatisierung in allen Bereichen unseres Arbeitslebens Einzug hält, sind auch die Handlungsfelder für die IT-Infrastruktur sehr breit geworden. War früher unter dem Begriff der Automatisierung eher das Ersetzen von zumeist schweren manuellen Tätigkeiten gemeint, so hat sich das Themengebiet auf fast alle Tätigkeiten verbreitert – als Beispiel sei hier nur die Prozessautomatisierung genannt. Außerdem möchte man zu jeder Zeit und von allen Orten seine Abläufe starten, überwachen und deren Ergebnisse betrachten können.“

Christian Neubauer, IT-Leitung – Barmherzige Brüder

2. Stufe: Folgen Sie dem ROI

11. CIOSUMMIT Zürich

Wenn Sie mit den standardisierten Aufgaben fertig sind, die in einer modernen IT inzwischen standardmäßig automatisiert sind, lohnt es sich die gewonnenen Kenntnisse zu nutzen, um weitere Vorteile der Automatisierung zu nutzen. Ein guter ROI lässt sich in drei Aspekten realisieren:

  •  Kosteneffektivität und hohe Effizienz der eingesetzten Ressourcen sind ganz klare Vorteile eines hohen
    Automatisierungsgrades.
  • Ergebniswirksam ist aber auch die Steigerung der Qualität. Diese wird dadurch erzielt, dass häufige Fehler vermieden werden und automatisierte Abläufe auch unter Druck und bei Stress wie geplant funktionieren
  • Eine höhere Skalierbarkeit bietet die nötige Flexibilität, um neuen Business-Anforderungen besser und schneller gerecht zu werden. Dadurch wird eine bessere time-to-market ermöglicht und die Hürden für Innovationen sind geringer.
alexander wörndl-aichriedler

Systeme sollten sich in naher Zukunft automatisch an gestiegene Lastanforderungen anpassen können, ohne großartig manuell eingreifen zu müssen. Außerdem gilt es, die Fehlertoleranz zu verbessern – Failover Mechanismen müssen in Zukunft ohne großes Zutun einfach funktionieren, was vielleicht von außen trivial erscheinen mag, ist in der technischen Ausgestaltung gar nicht so einfach umzusetzen.“

Alexander Wörndl-Aichriedler, Vice President Global ICT – PALFINGER Group

Die Automatisierung hat den klaren Fokus, Kosten und Zeit einzusparen, um die Ressourcen der IT-Infrastruktur möglichst effizient und effektiv zu nutzen. Die Automatisierung ist auch ein wesentlicher Treiber der Standardisierung in der IT-Infrastruktur. Durch die Standardisierung ist es möglich, auch komplexe Systeme in der IT-Infrastruktur zu managen. Die Reproduzierbarkeit durch Automatisierung ist zusätzlich ein wesentlicher Faktor in der Business Continuity, wenn es nach Störfällen oder Cyberangriffen notwendig ist, die IT-Infrastruktur oder Systeme neu aufzusetzen. Die Automatisierung ist auch ein Enabler im agilen Umfeld um ‚fail fast‘ zu unterstützen und damit rasch und reproduzierbar an einen Ausgangspunkt zurückzukehren

Günther Fischer, Director IT – TTTech Group

Ein oft noch unterschätzter Aspekt ist die Qualität. Denn automatisierte Abläufe stellen auch unter großem Stress sicher, dass die Qualität nicht unter die Räder kommt.“

Thomas Grill, Leiter IT-Consulting – Bacher Systems

Michael Lander, Head of IT der Siemens AG Österreich

Die IT-Infrastruktur muss eine Skalierbarkeit ermöglichen, die wechselnden Bedürfnissen gerecht wird. Es muss Schnittstellen geben oder aber auch vordefinierte Umgebungen wie beispielsweise ‚Cloud to go‘ mit dem Anspruch, dass schnelle Automatisierungslösungen auf einer standardisierten Infrastruktur schnell umgesetzt werden können. Technologien wie Robotik oder Künstliche Intelligenz bieten die Möglichkeit die Infrastruktur Umgebung selbst zu optimieren. So kann der Aspekt Stabilität durch eine Intelligente Überwachung eines Netzwerks und entsprechende Maßnahmen, die automatisch ablaufen, erhöht werden. Dies gilt ebenso für das Handlungsfeld Datensicherheit.“

Michael Lander, Head of IT – Siemens Austria

3. Stufe: Durch Industrialisierung und Hybrid-Cloud auf dem Weg zu einer zukunftsorientierten IT

Confare #CIOSUMMIT 2022 Wien

Die Professionalisierung in Bezug auf die Automatisierung hat noch einen weiteren wichtigen Nutzen. Cloudsysteme nutzen genau dieselben Mechanismen. Eine entsprechende Infrastruktur Architektur auf der Seite eines Cloud-Kunden erhöht also gleichzeitig die Cloud-Readiness des Unternehmens. Alles was dazu beiträgt, ist wichtig, denn die Komplexität der Cloud-Welt steigt stetig. Wir sprechen von Private Clouds, Public Clouds und Hybrid Clouds und können diese nur teilweise gut integrieren, während mit der Distributed Cloud bereits ein neuer Trend aufkommt.

Mit den Möglichkeiten der Cloud hat die Arbeitsteilung im Bereich der IT-Infrastruktur Einzug gehalten. Diese „Industrialisierung“ muss jedoch gemanagt werden, wir setzen daher auf einen Ansatz der ‚Retained Service Organisation‘. Es wird mehr gesteuert und es liegt mehr Augenmerk auf der optimalen Erbringung der internen und externen Leistung.“

Christian Ott, CIO – Banner

Die Automatisierung der IT-Infrastruktur wird primär durch die Verlagerung in die Cloud und damit die zunehmende Nutzung von Intelligent Automation und Artificial Intelligence vorangetrieben. Durch die Kodifizierung von Deployment-Prozessen und SW-Defined-Infrastruktur-Templates wird Continuous Integration und Delivery (CI/CD) stark vereinfacht. Infrastruktur-Governance wird durch Vendor-übergreifendes Konfigurationsmanagement und Automatisierung von Sicherheits-, Compliance- und Risikomanagement realisiert. Automatisierung sorgt für Kosteneffizienz durch Service-definierte Leistungsverrechnung. Intelligent Analytics und AI sind ein Muss für Discovery, Identifikation von Cyber-Angriffsvektoren und Prediction für die Sicherstellung von Verfügbarkeit und Recovery.“

Alexander N. Menches, Senior Manager Consulting – EY

Infrastructure-as-a-Code: Soviel wie möglich – wenn betriebswirtschaftlich sinnvoll – automatisieren:
Das Management der Infrastruktur (Netzwerk, Virtuelle Maschinen, Load-Balancer, Connection Topology) in einem „beschreibenden“ Modell – indem man genauso eine Versionierung wie für Source Code nutzt. Damit wollen wir das Problem des ‚environmental drift‘ in der Release Pipeline lösen.“

Leo Hintersteiner, CIO – LKW WALTER

4. Stufe: Innovation durch die Kombination moderner Technologien

Linkedin Confare Titelbild Logos 2022 dunkel

Mit dem vierten Schritt ist die Königsklasse erreicht. Automatisiert werden unterschiedliche Bestandteile der Infrastruktur miteinander verknüpft und innovativ für neue Services eingesetzt. Wie in der Musik entstehen die spannendsten, radikalsten und disruptivsten Ansätze, in dem Genre Grenzen überwunden und Stile unterschiedlicher Herkunft gemeinsam eingesetzt werden. Von AI, 5G, Robotik bis 3D-Druck reicht die Palette der inzwischen für professionelle Nutzung verfügbaren Technologien. Automatisierung macht daraus orchestrierte Innovation.

alexander wörndl-aichriedler

IoT Systeme werden in Zukunft auch an Infrastrukturkomponenten ganz neue Anforderungen stellen, sei es die schiere Anzahl an Geräten, sei es das Datenvolumen, sei es die zeitliche Toleranz die Systeme in Zukunft bei Übertragungen verkraften bzw. erlauben. Nahe Realtime Aktionen bedürfen eben auch entsprechender Basiskomponenten bzw. Protokollen in den Netzen. Ob jemand derzeit 5G wirklich als Unternehmen in der produzierenden Industrie tatsächlich benötigt, ist fraglich. Wenn man sich aber eventuell einen unbemannten Kran via Remote Control vorstellt, der eine Palette Ziegel auf ein Haus hebt, können Millisekunden in der Übertragung von Signalen durchaus kritisch sein.“

Alexander Wörndl-Aichriedler, Vice President Global ICT – PALFINGER Group

Jens Schulze

Automatisierung kennt keine Unternehmensgrenzen, somit muss auch eine IT-Infrastruktur allseits Anknüpfungspunkte bzw. Erweiterungsmöglichkeiten bieten. Aus aktueller Sicht ist die Nutzung der Künstlichen Intelligenz ein Erfolgsfaktor in der Automatisierung von IT-Infrastrukturen, weil darüber z. B. proaktiv fehlerträchtige Ereignisse in einer IT-Infrastruktur erkannt und somit behoben werden können, so dass die Verfügbarkeit der IT-Infrastruktur nicht beeinträchtigt ist. Voraussetzung für diese Künstliche Intelligenz sind z. B. Daten der IT-Infrastruktur, die verfügbar sein müssen. Auch die Robotik gehört zur Automatisierung in bzw. mit IT-Infrastrukturen hinzu, hier ist zwischen physischer und virtueller Robotik zu unterscheiden. Automatisierung mittels physischer Robotik bezieht sich auf Hardware und Maschinen, die in den Prozessen genutzt werden. Die Automatisierung mittels virtueller Robotik betrifft den Einsatz von Softwareroboter (z. B. Bots). Auch der 3D-Druck und das Internet of Things können im jeweiligen Kontext z. B. im Rahmen von Produktionen ein enormer Hebel zur Automatisierung sein. Kombiniert man bspw. Robotik mit 5G oder Internet of Things mit 5G, so ergeben sich daraus für das jeweilige Unternehmen wiederum individuelle Handlungsfelder zur Automatisierung. Wir erreichen mit der Kombination von Technologien ungeahnte Möglichkeiten bei der Automatisierung.“

Jens Schulze, CIO – Universitätsklinikum Frankfurt am Main

Alle sprechen von Automatisierung, zu wenige sprechen von Standardisierung – doch die ist eine wichtige Voraussetzung! Natürlich können mit erheblichem Aufwand individuelle, teils lückenhaft dokumentierte IT-Prozesse automatisiert werden. Damit ergeben sich aber keinerlei Vorteile – im Gegenteil: Die Qualität und die Sicherheit leiden darunter! Der Grundgedanke hinter der Automatisierung ist die Skalierbarkeit, so dass wiederholte Abläufe sicher, mit gleichbleibender Qualität und ohne zusätzlichen Aufwand automatisch erledigt werden. Das erfordert klare Betriebsstandards, Konfigurationsstandards, modulare Architekturstandards – kurz einen professionellen IT Betrieb. Daher: Zuerst „aufräumen“, dann automatisieren. Der Mehraufwand lohnt sich!

Nicolai Czink, Leiter Strategie und Transformation, Bacher Systems

Gender-Hinweis:

Zur besseren Lesbarkeit dieses Blogartikels verwenden wir das generische Maskulinum. Die in diesem Blogartikel verwendeten Personenbezeichnungen beziehen sich – sofern nicht anders kenntlich gemacht – auf alle Geschlechter.

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