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Sigrid Uray-Esterer, Job Twins: Die Potenziale und Herausforderungen von Job Twins und Jobsharing in der IT (Teil 1)

by Yara El-Sabagh

Exclusive im #ConfareBlog mit Sigrid Uray-Esterer, Job Twins (Teil 1):
Die Potenziale und Herausforderungen von Job Twins und Jobsharing in der IT

Alexander Hochmeier, Vice President IT, ist ein glühender Verfechter neuer Arbeitsmodelle. Er ist überzeugt, dass eine gelungene Integration von Quereinsteigern, Teilzeitmitarbeitern und die Umsetzung von modernen Konzepten wie Jobsharing einen wesentlichen Beitrag dazu leisten können, den Fachkräftemangel in der IT zu meistern. Dass dies bei FACC gelungen ist, dafür gab es auch eine Nominierung bei der Confare #ImpactChallenge – Täglich kann man das FACC Team beim Online Voting unterstützen.

Das Unternehmen Job Twins hat bei der Umsetzung mit Rat und Tat unterstützt. Sigrid Uray-Esterer und Katharina Miller bieten nicht nur eine Plattform zur praktischen Umsetzung von Jobsharing sondern können auch dabei helfen solche Konzepte erfolgreich in eine Organisation einzubringen.

  • In Teil 1 des groĂźen Bloginterviews lesen Sie ĂĽber das tatsächliche Potenzial von Jobsharing in der IT und die Erfolgsvoraussetzung.

  • Teil 2 befasst sich mit Teilzeitbeschäftigung und FĂĽhrung in Teilzeit.

  • In Teil 3 sprechen wir mit Sigrid ĂĽber AI, ChatGPT und die Auswirkungen auf die moderne Arbeitswelt

TwinsIhr seid Spezialisten, wenn es um Jobsharing und JobTwins geht. Was macht denn eigentlich den Erfolg solcher Konzepte aus? Wie macht man es richtig?

Das Jobsharing steht und fällt mit den Menschen. Die Auswahl der richtigen Persönlichkeiten und Charaktere sind hier in Wahrheit der Erfolgsfaktor. Natürlich ist die Berufserfahrung der beiden Twins wichtig – man wird wahrscheinlich keinen Buchhalter mit einer Marketing Managerin zusammenbringen.

Allerdings steht die berufliche Historie nicht so sehr im Vordergrund, wie man es denken möchte. Wichtig ist, dass die beiden Partner:innen gut miteinander arbeiten können – dass die Chemie stimmt. Das erfordert Kompromissbereitschaft, eine gewisse Selbstreflexion und eine ähnliche Arbeitsweise der beiden.  Dann kann das Modell richtig abheben, indem man Menschen befähigt in ihre Potentiale zu kommen, ihre Stärken zu spielen und im tagtäglichen Sparring mit einem Partner, einer Partnerin, auf Augenhöhe zu mehr Produktivität und Ergebnissen zu kommen.

Richtig macht man es dann, wenn man nicht „das Kind mit dem Bad ausschüttet“, und einfach ein Duo einsetzt, ohne die richtigen Kommunikationsmaßnahmen zu setzen.

Jobsharing ist ein neues Arbeitsmodell. Als solches muss es auch kommuniziert und erklärt werden. Vor allem an die internen Stakeholder!

Auch wenn man das Modell einmal ausprobiert, müssen zumindest die Geschäftsleitung und Führungskräfte Bescheid wissen und grundsätzlich dahinter stehen. Die Mitarbeitenden müssen wissen, dass es das Modell gibt, wie es funktioniert und wie das Duo angesprochen werden kann.

Ohne eine transparente Kommunikation wird eine EinfĂĽhrung schwierig.

Wo liegen denn die Probleme und Herausforderungen dabei fĂĽr Arbeitgeber und Arbeitnehmer?

Es müssen sich alle Parteien mit dem Konzept auseinandersetzen. Es sollte im gesamten Unternehmen zumindest ein Grundverständnis dafür geben, was es bedeutet, im Jobsharing zu arbeiten.

Die größte Herausforderung ist das Unverständnis, wie das Modell funktioniert, wenn Unsicherheiten entstehen und die Stakeholder nicht wissen, wie sie die Jobsharer ansprechen sollen.

Auch die Jobsharing Duos selbst müssen ein klares Verständnis davon haben, wie sie arbeiten wollen, und wie sie ihre Zuständigkeiten aufteilen. Hier empfiehlt sich eine anfängliche Coaching Begleitung, sonst kann das neue Arbeiten leicht zu Konflikten durch Verständnisfragen führen.

Leider gibt es auch administrativ noch einige Herausforderung in der internen System-Abbildung von zwei Verantwortlichen für eine Position. Das ist vor allem bei Führungspositionen im Shared Leadership oft schwierig, da zB SAP es nicht ermöglicht zwei Personen auf eine Stelle zu platzieren und Mitarbeitende aufzuteilen. Hier finden Unternehmen momentan „Work Arounds“, die völlig unterschiedlich aussehen und tatsächlich von den Strukturen des jeweiligen Unternehmens abhängen.

Wir empfehlen beim Start eines Pilot Tandems auf jeden Fall einmal ein Postfach, vielleicht sogar eine Telefonnummer, für alle Anfragen, damit die Umwelt sich daran gewöhnt, dass es eine Rolle/eine Position adressiert – und nicht unmittelbar die Personen selbst!

Welche Jobs eignen sich gut dafür? Gibt es Bereiche oder Tätigkeiten, die Du ausschließen würdest?

Ich sage immer, es gibt keinen Job und keine Branche, die dafür nicht geeignet sind. Der Erfolg oder Misserfolg ist abhängig von den Akteuren, nicht vom Job.

Allerdings macht Jobsharing nur in den Jobs Sinn, wo auch Entscheidungen getroffen werden. Es muss gemeinsame Ziele geben, die man gemeinsam erreicht. Einfach Aufgaben aufzuteilen, wäre Jobsplitting, und bringt nicht die Vorteile, die Jobsharing bringen kann. Zusammenfassend kann man sagen, Jobsharing ist für (höher) qualifizierte Positionen und Rollen geeignet.

Wie hoch ist denn das Potenzial in der IT?

Ich denke, dass das Potential in der IT sehr groß ist. Ich bin mir bewusst, dass gerade in dem Bereich schon seit längerem flexiblere Arbeitsbedingungen vorherrschen und auch Teilzeitarbeit hier keine „heilige Kuh“ ist, die erst geschlachtet werden muss – wie in so vielen anderen Branchen.

Nichtsdestotrotz wollen wir mehr Frauen in der IT sehen. Wenn die Branche in dem Bereich vorangeht, ist das mit Sicherheit eine Möglichkeit für Frauen attraktiv zu werden. Hier kann ich Karrieremöglichkeiten in Teilzeit aufzeigen und auch Duos schaffen, die ihre Kompetenzen ergänzen. Vielleicht – und das ist jetzt nur eine Vermutung – nehme ich auch einigen Frauen die Angst vor der Technik, wenn ich sie mit einem erfahrenen Partner, einer Partnerin, zusammentue, und sie on the job in diese Bereiche eingearbeitet werden können. Und die Frauen bringen wiederum den frischen Wind und eben sich selbst ein.

Das ist allerdings eher meine Vision, als dass ich dazu Fakten hätte.

Wie gut sind denn Recruiter heute schon bei Trendthemen wie Jobsharing und JobTwins?

Leider erleben wir schon Interesse, aber keine wirkliche Überzeugung bei dem Thema. Natürlich ist Jobsharing nicht für jeden etwas, aber ich kann es einmal allen anbieten! Es gibt dazu einen tollen Versuch aus UK, wo Stellen längerfristig in Teilzeit und/oder Jobsharing ausgeschrieben wurden, und die Bewerbungsergebnisse waren großartig.

Solche Dinge brauchen allerdings ein bisschen Zeit – die will man sich gerade nicht so gerne nehmen.

Ihr habt die Erfahrung gemacht, dass Studenten nicht sehr an der Gelegenheit zum Jobsharing interessiert sind. Woran liegt das Deiner Meinung nach?

Ich vermute, dass sich gerade junge Arbeitnehmer:innen noch nicht so sehr mit langfristigen Karriereplanungen und vielleicht sogar Kindern auseinander setzen. Momentan möchte man einfach nicht mehr die 60+Stunden der Vorgänger-Leistungsgeneration im Job hocken. Für sinnvolle und nachhaltige Arbeit wird öfter auch mal weniger Gehalt in Kauf genommen. Hier denke ich, ist die 4-Tage Woche deutlich gefragter, als im Duo gemeinsam an Ergebnissen zu arbeiten. Man will sich möglicherweise – trotz weniger Stunden – trotzdem allein als Individuum im Job beweisen.

Vielleicht täusche ich mich auch, ich habe es leider noch nicht geschafft so viele junge Menschen dazu zu erreichen. Auf den Unis war das Interesse an unseren Webinaren jedenfalls überschaubar.

Wie sieht Euer Geschäftsmodell dabei aus? Welche Möglichkeiten kann Eure Plattform bieten?

In erster Linie bieten wir bei JobTwins Hilfestellungen zur EinfĂĽhrung von Jobsharing und die Plattform an. Interessierte User:innen können sich registrieren und sich mit anderen Teilzeit Talenten matchen lassen. Der Matching Score sagt ihnen – wie bei Parship © – wie gut sie wahrscheinlich zusammenpassen. Nach dem persönlichen Kennenlernen (an dem fĂĽhrt niemals ein Weg vorbei) kann sich das Duo gemeinsam auf einen Job bewerben.

Unternehmen können im Abomodell (monatlich oder jährlich) auf unsere Plattform zugreifen und dort mit unseren knapp 1000 User:innen Active Sourcing betreiben und hochqualifizierte Teilzeit Talente und/oder gematchte Twins kontaktieren.

Außerdem besteht die Möglichkeit Jobs in Teilzeit und/oder Jobsharing zu posten – was direkt an unsere exklusive Teilzeit Community ausgespielt wird.

Wichtig ist es aber vor allem auch die Kommunikation dahingehend anzupassen, dass man sich als Arbeitgeber dazu bekennt. Daher bieten wir ein Employer Branding Paket an, um das Unternehmen zu unterstützen, seine Bereitschaft Teilzeit Karriere und Jobsharing umzusetzen, auch so breit wie möglich zu kommunizieren.

Und zu guter Letzt, beraten wir die EinfĂĽhrung von Shared Leadership und Jobsharing Konzepten im Kontext der Unternehmenskultur und begleiten die ersten Jobsharing Piloten.

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